Kapitel 36

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Chaos brach aus. Sämtliche Pferde, die bis gerade eben noch gespannt im Gang verharrt hatten, riefen wild durcheinander und rasten kopflos durch die Gegend.

Der graue Hengst lies den Kopf sinken. Aller Aufwand war umsonst gewesen. Feivel war getroffen. Getroffen von einer Nadel getränkt in ein tödliches Serum.

Da trat Kira aus dem Raum heraus, worin Feivel reglos auf dem Tisch lag. Die nun leere Spritze blitzte in ihrem Maul auf. Drohend näherte sie sich.

Der Puls des Hengstes beschleunigte sich. Sein Plan war gewaltig schief gelaufen. Aus dem Stand galoppierte er an, um Feivels Körper zu erreichen. Vielleicht war es noch nicht zu spät. Doch noch bevor er auch nur in die Nähe der Tür kam, versperrte Kira Winters ihm den Weg. Mit kampflustig gewölbtem Hals richtete sie drohend die Nadel auf ihn. Zwar war die Spritze leer, doch das blitzende Metall und die potentiellen Serumreste, die sich darin befanden, wirkten mehr als nur einschüchternd auf den Hengst.

„Lass das, Kira!", wieherte er schrill und viel zu hysterisch. „Das bist nicht du!" Er wollte sie an den Schultern packen und heftig rütteln, doch angesichts ihres starren Gesichtsausdruck, mit dem sie ihn eindringlich musterte, lies er es lieber bleiben. Mit den Hinterhufe stieß Kira die Tür zu. Krachend fiel sie ins Schloss und lies den reglosen Feivel dahinter zurück. Der graue Hengst wollte sich zwischen die Tür werfen, doch Kira versetzte ihm einen heftigen Stoß gegen die Brust.

Keuchend taumelte er zurück. Kiras Augen weiteten sich, als sie ihren Huf betrachtete, mit dem sie ihn getroffen hatte. „Was zur Hölle ...", entfuhr es ihr. Grau-weißes Pulver zeichnete sich auf ihrem schwarzen Pelz ab. Ihr Schädel schnellte herum und sie fixierte den Hengst mit ihren stechend düsteren Augen. „Wer bist du?", fragte sie forsch. Starr und kalt blickte sie ihn an.

Der Hengst stockte und versuchte verzweifelt, Haltung zu bewahren. „Auf eine Antwort kannst du lange warten", schnaubte er stur. Angestrengt versuchte er die Angst in seiner Stimme zu verbergen, doch die Worte kamen nur brüchig und dünn über seine Lippen.

„Connor!", wieherte plötzlich eine Stimme hinter ihnen auf. „Hau ab so lange du noch kannst!"

Beide Pferde fuhren überrascht herum und Kira riss die Augen auf, als sie die schlanke Fuchsstute erkannte.

„Dorothy!", rief der Hengst unwillkürlich aus. „Ich hab dir doch gesagt, du sollst draußen bleiben." Besorgt sah er zu dem heraneilenden Pferd hinüber.

„Dorothy?" Verwirrt blähten sich Kiras Nüstern. Die Nadel fiel klirrend zu Boden. „Was machst du hier?"

„Dir den Hintern retten", meinte sie mehr an den Hengst gewandt. Ihre Stimme war schroff und sie warf ihrer Schwester funkelnde Blicke aus ihren smaragdgrünen Augen zu.

„Wir haben versagt ... Ich habe versagt ...", murmelte Connor trocken und resignierend.

„Sag das nicht, Connor!", versuchte ihn Dorothy zu überzeugen. „Immerhin haben wir in dieser Bude Chaos gestiftet." Grinsend sah sie sich um. Mittlerweile waren die meisten Pferde in ihrer Panik und Überraschung geflüchtet. Nur noch vereinzelt verstreute Grüppchen weilten aufgewühlt umhertänzelnd in dem Gang. Ihnen allen stand der Schock ins Gesicht geschrieben.

„Das ändert nichts daran, dass Kira Feivel umgebracht hat ...", gab der Hengst grimmig zu Bedenken.

„Warte mal ... Connor? Connor Baker?" Die Erkenntnis zeichnete sich auf Kiras Zügen ab und sie stellte erbost den Schweif auf. „Du?", fuhr sie ihn an. „Woher weißt du hiervon? Und was machst du überhaupt hier?" Letzteres war an ihre Schwester gerichtet.

„Wir versuchen dich und die Pferdheit vor unglaublichen Dummheiten zu bewahren!", schnaubte Dorothy sie an.

„Ja." Connors Stimme hatte sich in ein wütendes Knurren gewandelt. Zornig peitschte er mit dem Schweif. Graues Pulver stob auf. Er hatte sich für die Rolle des Johns extra den Pelz gefärbt.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 16 ⏰

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