Kapitel 2

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Noch immer breit grinsend, schritt Feivel unter schallendem Applaus von der Bühne. Mallory stolzierte wie selbstverständlich neben ihm her.

„Wir sind so stolz auf dich!" Freudig kam seine Mutter auf ihn zu getrabt. Er beugte sich zu ihr herunter und drückte seine Nüstern in die zottige Mähne der kleinen Schimmelstute.

„Zeig mal dein Zeugnis!", wurde ihre Umhalsung durch seinen Vater unterbrochen. Natürlich. Seine Noten waren natürlich das erste, wofür sein Akademikervater sich interessierte. Mit unterdrücktem Augenrollen richtete Feivel sich wieder auf, um ihm die Urkunde zu reichen.

Der dunkelbraune Appaloosahengst boxte ihn spielerisch in die Seite. „Eins Komma Null!" Mit zufriedener Anerkennung nickte er ihm zu. „Wenn du in der Uni genauso abschneidest, hast du die besten Chancen auf einen gut bezahlten Job als Zahnarzt."

Augenblicklich breitete sich ein ungutes Gefühl in Feivels Körper aus. Er war schockiert darüber, wie selbstverständlich sein Vater annahm, dass er die selbe Laufbahn einschlagen würde, wie er selbst.

„Eigentlich... will ich gar kein Zahnarzt werden", stellte er klar. Er war selbst überrascht, wie leicht dieser Satz über seine Lippen kam. Sonst hatte er sich nie dazu aufraffen können, seinem doch sehr konservativen Vater zu widersprechen.

„Nicht?" Der mittelgroße Braune wirkte verwirrt und zugleich schwang eine Spur der Schärfe in seiner Stimme mit.

„Nein, ich... Ich will Naturwissenschaftler werden. Im Labor forschen und sowas", brachte Feivel hervor. Seine Beine zitterten und er wagte es kaum, den Blick zu heben. Starr hielt er seine Augen auf den grauen Parkettboden gerichtet.

Unwilliges Schnauben gepaart mit einem nervösen Scharren war zu hören. Noch immer riskierte Feivel es nicht, seinem Vater ins Gesicht zu sehen. Nicht ohne Grund hatte er den Hengst nicht in seine Studienpläne eingeweiht. Alle Bewerbungen hatte ohne dessen Wissen abgeschickt. Von Vornherein war klar gewesen, dass der renommierte Zahnmediziner Dr. Edward Cooper mit allem unzufrieden sein würde, was nicht seinen Vorstellungen entsprach. Für ihn war Feivels Zukunft von Anfang an in Stein gemeißelt gewesen. Schule, Studium, Zahnarzt. Es wunderte Feivel, dass sein Akademikervater sich überhaupt auf jemanden wie seine Mutter eingelassen hatte. Sie war unabhängige Autorin, die den Großteil ihrer Zeit damit verbrachte, sogenannte Recherchereisen für ihre Romane zu unternehmen.

Nun wagte Feivel es doch, den Kopf zu heben. Zu seinem Erstaunen wirkte das Gesicht seines Vaters weniger wütend als von Enttäuschung zerfurcht.

„Ach lass den Jungen doch selbst entscheiden, Edward", schaltete sich Feivels Mutter ein. Vorwurfsvoll schielte sie zu ihrem Mann hinüber, der noch immer mit resigniert hängendem Kopf dastand und Feivels Blick auswich.

„Ich dachte...", setzte er an, doch weiter kam er nicht.

„Feivels Mutter hat Recht!", schaltete sich ganz plötzlich und vollkommen unerwartet eine hohe Stimme ein. Verwirrt sah Feivel sich um und musste mit Erstaunen feststellen, dass Mallory noch immer unmittelbar neben ihm stand. Sie musste das gesamte Gespräch der Familie wortlos verfolgt haben. Es überraschte Feivel, dass sie so selbstverständlich Initiative für ihn ergriff.

Auch Edward fuhr verdattert herum. „Wer ist sie denn?"

„Eine Freundin", erwiderte Feivel geistesgegenwärtig, während er mir fragend hochgezogener Augenbraue Blicke mit Mallory tauschte.

„Ist deiner Familie heute nicht anwesend?", richtete sich Isabella freundlich an die Dunkelfuchsstute.

„Ach, mein Vater hielt es nicht für nötig zu erscheinen", schnaubte diese mit bitterem Unterton.

Das Geheimnis der Winters AcademyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt