Kapitel 24

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Schweißgebadet warf sich Feivel in seinem Bett hin und her. Diesmal war es nicht Jackson, der ihm den Schlaf raubte, sondern seine neu gewonnen Informationen über die Winters Academy. Ständig schwirrten Kira Bedingungen in seinem Kopf herum. Entweder er ging das Risiko ein, das Geheimnis der Winters Academy an Dritte weiterzugeben und brach damit sein Verschwiegenheitsversprechen oder aber er verschrieb sich vollständig der Wissenschaft und damit auch Kiras Plänen.

Beim Gedanken an Jacksons Tod wurde Feivels Gewissen schier zerfressen. Natürlich war es grausam und falsch, unschuldigen Pferden etwas Derartiges anzutun. Dennoch gruben sich auch Kiras Argumente - die Argumente der Wissenschaft - kontinuierlich tiefer in sein Bewusstsein. Sollte er die Treue zu seiner Dozentin waren oder doch das Risiko eingehen, gegen ihre Vorschriften verstoßen? War es nicht besser, sie und ihre Pläne aufzuhalten? Doch wie sollte er das als ein einfacher Student anstellen? Kiras Einfluss war womöglich weitaus größer, als er wusste. Da half ein einfacher Anruf bei der Polizei wohl kaum etwas. Womöglich hatte sie ihre Anhänger sogar bereits dort verteilt.

Ein gedehnter Seufzer verließ Feivels Kehle. Wehmütig dachte er zurück an die Zeit, in der er Simon, Mallory und Clementine alles erzählen konnte, was ihn bedrückte. Zu gerne hätte er sich jetzt mit einem von ihnen beraten. Doch er steckte in einem Zwiespalt. Zum einen wollte er die anderen natürlich einweihen, aber andererseits wollte er sie auch schützen.

Schweren Herzens stellte der junge Hengst fest, wie lange er nichtmehr mit Mallory gesprochen hatte. Oft hatte ein einziger Anruf bei der Dunkelfuchsstute genügt, um sein Herz wieder etwas freier schlagen zu lassen und die ständigen Gedankenstrudel aufzuhalten. Seit er in diese Geheimsache involviert war, war alles allerdings um ein Vielfaches schwerer geworden. Seine Sorge, dass Mallory bemerken könnte, dass er ihr etwas verschwieg, prangte zwischen ihnen wie ein Stacheldrahtzaun.

Ohrenbetäubendes Klingeln ließ Feivel hochschrecken. Mit zittrigen Hufen schaltete er seinen Wecker aus. Die leuchtende Displayanzeige des Gerätes verriet ihm die Uhrzeit. Schon zwölf nach sieben. Verdammt. In dieser Nacht hatte er kein Auge zugetan. Müde richtete er sich auf. Langsam aber sicher hinterließ sein nicht vorhandener Schlafrhythmus Furchen an seinem körperlichen Zustand.

„Ist es schon Morgen?", kam ein dämmriges Murren von Simons Bett.

„Wohl." Feivel zog kurz gezwungen die Mundwinkel nach oben, ehe er aus dem Bett kroch und sein Zeug für den Tag richtete. Heute hatte er glücklicherweise keinen Unterricht bei Kira, worüber er mehr als nur dankbar war. Ihre Anwesenheit würde ihn nur wieder in endlos lange Grübeleien verfallen lassen. Stattdessen waren heute nur Baker und Carlson dran.

Grummilig wälzte Simon sich noch einmal auf die andere Seite seiner Matratze. „Warum muss man jeden Tag aufstehen? Das ist sowas von lästig", beschwerte er sich noch immer im Halbschlaf.

Kurz musste Feivel schmunzeln. Manchmal konnte Simon wirklich eine faule Socke sein. Trotzdem konnte er nachvollziehen, dass manche Tage einfach nicht gemacht dafür schienen, sie wach zu verbringen.

Statt seiner ersten Intuition zu sorgen und den Schecken brutal aus dem Bett zu zerren, tappte Feivel nur zu ihm und stupste ihn leicht in die Seite. Unwillkürlich krümmte Simon sich zusammen. „Lass mich schlafen", maulte er unwillig. Um rechtzeitig zum Unterricht zu kommen und noch genug Zeit für ein Frühstück zu haben, musste er jetzt allerdings wirklich langsam mal die Hufe schwingen. Träge wand sich der Isländer aus seiner Decke. Feivel vermutete, dass vor allem die Aussicht auf Essen seine Muse wieder einigermaßen erweckt hatte.

Gemeinsam schlurften die beiden Hengst die Treppe zur Cafeteria hinunter, wo Skyla bereits das Frühstücksbuffet angerichtet hatte. Wie üblich war die kleine Palominostute schon seit einer ganzen Weile auf den Beinen und wuselte wie wild hinter der Theke umher.

Das Geheimnis der Winters AcademyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt