Als ich Samstag Morgen aufwachte, stand Ryder in der Tür und sah mich an. Er schien selbst gerade erst aufgewacht zu sein. In dem Moment spürte ich wieder die Angst in mir hochsteigen. Das Gestern, das würde er gegen mich verwenden. Jeden Moment würde er mich auslachen. Unter der Decke machte ich mich ganz klein und zog die Decke höher, tat so, als würde ich noch schlafen. Scheinbar war ich überzeugend, denn er verlies das Zimmer wieder und ich hörte, wie er die Treppen runter ging. Ich wollte nicht aufstehen, nicht runtergehen. Aber ich musste, denn Sparkle und Tritos brauchten Futter. Und Sparkle musste bald raus. Vielleicht.. konnte ich mich doch an Ryder vorbei schleichen. Mit wenig Motivation stand ich auf und ging schnell ins Bad. Als ich dort fertig war, schlich ich die Treppen hinunter und in die Küche, aber zu meinem Pech stand dort Ryder, der gerade den Tisch deckte?
"Ah, guten Morgen. Du bist doch schon wach, ich wollte dich noch ein paar Minuten schlafen lassen." Er lächelte mich sanft an und mein Herz setzte einen Moment aus. Dieses Lächeln.. Es sah so unwiderstehlich aus. Erst recht jetzt, wo es ganz allein für mich bestimmt war. "Eh... Danke... Morgen..", murmelte ich unsicher und machte mich daran, die Näpfe zu füllen. Ryder deckte also den Tisch für uns. Und er wollte mich etwas später wecken. Außerdem lächelte er mich an. Das lies nur einen Schluss zu. Er hatte Mitleid mit mir. Und ich wusste nicht, ob ich Ryders Mitleid wollte. Vielleicht würde es mein Schulleben ändern? Wenn ja, dann wollte ich dieses Mitleid. Ich spürte seinen Blick auf mir, während ich die Näpfe füllte. Als ich mich aber zu ihm drehte, tat er so, als sei nichts gewesen. Idiot. Wir setzten uns an den Tisch, während Sparkle und Tritos sich an ihrem Essen zu schaffen machten. "Also, Max. Was stellen wir beide heute an?", fragte Ryder und ich verschluckte mich an meinem Brötchen. Während ich hustete, kam er zu mir rum und klopfte mir auf den Rücken.
Als ich mich beruhigte, sah ich ihn dankend an. "Besser?" Ich nickte und er setzte sich wieder hin. Hatte er das ernst gemeint? Ryder wollte den Tag mit mir verbringen? "Wir können einen Film schaun oder so. Oder im Pool schwimmen gehen.", meinte er und ich sah ihn noch immer ungläubig an. "Ehm.. Ich weiß nicht.. Ich.. bin voller blauer Flecke..", erinnerte ich ihn schüchtern und er zog die Augenbraue hoch. Da ich eine Jogginghose und ein T-Shirt zum schlafen trug, welches ich auch jetzt anhatte, konnte er das komplette Ausmaß nicht sehen. Generell hab nur ich gesehen, wie schlimm ich wirklich im Moment aussah. Und eins sag ich euch, schön ist anders. "Zeig mal her, wie schlimm es ist.", forderte er und ich biss mir auf die Lippen. Sollte ich das wirklich? Mich vor meinem Peiniger ausziehen, und ihm zeigen, was er mir angetan hatte? Sein Blick war so fordernd, dass ich am Ende nicht anders konnte. Ich legte mein halb gegessenes Brötchen zur Seite, stand auf und zog mein Shirt aus. Zischend holte er Luft und er sah mich traurig an. "Scheiße.. Das tut mir echt leid."
"Ach, so schlimm ist es nicht. Der Anblick ist unschön, aber das muss ja keiner ertragen.", wank ich ab und wollte gerade wieder mein Shirt anziehen, aber er hielt mein Handgelenk fest. Wann ist er denn zu mir gekommen? Er stand jetzt direkt vor mir, sah zu mir runter, hielt mein Handgelenk und musterte mich. Gott, wieso wurde mir unter seinem Blick so heiß? Dass sich seine freie Hand ebenfalls rührte, merkte ich erst, als seine kalten Finger meine Haut berührten. Durch die plötzliche Kälte zuckte ich etwas zusammen und er sah mir entschuldigend in die Augen. "Tun sie so sehr weh?", fragte er mit einer solch sanften Stimme, dass ich fast dahin geschmolzen wäre. "Sie.. tun nicht wirklich weh. Irgendwann gewöhnt man sich einfach an diesen Schmerz.", murmelte ich und wich seinem intensiven Blick aus. Fuck. Hatte ich das gerade wirklich gesagt?
"Wie meinst du das? Max, wieso bist du an diesen Schmerz gewöhnt?" Da ich seinem Blick auswich, fiel es ihm schwer, meinen Blick einzufangen. Also hatte ich ganz schnell seinen Zeigefinger an meinem Kinn, der mich zwang, zu ihm zu sehen. "Ich.. hab in meinem Leben öfter.. Schläge kassiert.. Das hier war noch harmlos.", gestand ich kleinlaut. Ich wollte ihm das nicht sagen. Am Ende würde er das noch als Wettbewerb sehen, in dem er das Schlimmste toppen wollte. Aber sein Blick sagte mir, dass das nicht geschehen würde. Er schien ernsthafte Sorge zu haben, oder er war plötzlich ein sehr guter Schauspieler. Letzteres glaubte ich eher weniger. "Frühstücke zu Ende, ich komme gleich wieder." Mit diesen Worten verschwand er und lies mich mit den Tierchen allein in der Küche. Ich sah auf mein T-Shirt in meiner Hand und verstärkte den Griff. Gott, ich hatte Ryder gegenüber offenbart, dass mir so was viel zu oft passiert ist in der Vergangenheit. Ich hatte ihm gestern meine verletzlichste Seite gezeigt, die er bereits gegen mich genutzt hatte. Und was würde er nun tun?
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My Stepbrother I Boy x Boy I - wird überarbeitet -
JugendliteraturVor kurzem hatte er seine Mutter verloren. Nun musste er zu seinem Vater ziehen. Und dieser hatte mittlerweile eine neue Familie. Eine Freundin und ihren Sohn. Einen Sohn, der nicht gerade begeistert vom neuen Familienzuwachs war. Und während Ryder...