In den letzten Tagen beschäftigte ich mich damit, meine Kartons leerzuräumen. Allerdings hatte ich nur die Hälfte geschafft. Es passierte mir immer wieder, dass ich mich selbst unterbrechen musste, weil die Gedanken mich übermannten. Ich hatte mitbekommen, dass Ryder in der Zeit immer wieder Freunde zu sich geholt hatte. Und in manchen Nächten auch.. 'Freundinnen'. Ich war noch nicht lange hier, höchstens eine Woche. Aber ich war mir jetzt schon sicher, Ryder kam gut bei Frauen an. Denn immer wieder war es eine andere, weibliche Stimme, die mich Nachts wach hielt. Aber es hatte auch Vorteile. Wenn ich nicht schlief, plagten mich keine Albträume. Und während ich die Fremde und Ryder innerlich verfluchte, dachte ich nicht zu oft an Mum.
Was Ryders Freunde anging.. Denen ging ich gern aus dem Weg. Ich hatte sie bisher noch nicht zu Gesicht bekommen, zum Glück. Aber wenn sie so wie Ryder tickten, dann wollte ich das auch nicht. Zu oft hatte ich in dieser Woche geweint. Sie hätten sich genauso über mich lustig gemacht. Mich immer tiefer in das eh schon tiefe Loch gestoßen.
Aber ich beneidete sie auch. Sie hatten Freunde, mit denen sie lachen konnten. Mit denen sie reden konnten. Mit dem sie ihr Leid teilen konnten. So etwas hatte ich nicht mehr. Nur noch Tritos war mir geblieben.
Damals hatte ich noch Lea, bis sie weggezogen war. Sie war meine beste Freundin, aber der Kontakt ging verloren. Das ist nun fast zwei Jahre her. Damals hatte ich auch noch David, meinen Ex-Freund. Er hat mir geholfen, mich zu akzeptieren, mit meiner Sexualität klarzukommen. Aber diese Beziehung endete unschön. Und wenn ich daran zurückdachte, würde ich mich am Liebsten direkt wieder in eine Ecke kauern. Nicht heulen, an ihn verschwendete ich keine meiner wertvollen Tränen. Nur Mum war sie mir wert. Nur ihr würden all meine Tränen gelten.Luna und Dad gaben bisher ihr Bestes, mich in diese Familie zu integrieren. Mich über meine Trauer hinwegzutrösten. Aber in einer Woche konnte man keine Wunder verbringen. Dennoch war ich ihnen dankbar. Nur Ryder sträubte sich dagegen. Er wollte mich nicht akzeptieren und machte sich immer wieder über mich lustig. Und wie ich schon befürchtet hatte, dass er mich hat weinen sehen, würde mich noch eine Weile verfolgen. Immer, wenn er mich erwischte, ohne dass Dad oder Luna in der Nähe waren, fing er wieder damit an, was für eine Memme, eine Heulsuse, ein Weichei ich sei. Und nicht ein Mal hab ich das Wort gegen ihn erhoben. Ihm gesagt, er solle es endlich lassen. Nicht ein Mal hab ich ihm gesagt, dass ich ein gutes Recht darauf hatte, zu trauern. Nein. Immer wieder bin ich geflüchtet. Wütend bin ich immer wieder an ihm vorbei gerannt. Hab mich in meinem Zimmer verkrochen oder bin gleich zum Strand gegangen, so wie an meinem ersten Tag.
Aber Luna und Dad bekamen es nicht mit. Entweder waren sie arbeiten oder damit beschäftigt, zu planen, wie sie es mir hier leichter machen konnten. Sie überlegten sogar bereits, meinen Führerschein zu zahlen, damit ich im Zweifelsfall auch ohne Ryder zur Schule kam. Aber dass Ryder ein grundlegendes Problem bei der ganzen Sache war, merkten sie nicht, sie waren zu beschäftigt. Aber ich nahm es ihnen nicht übel. Mein Wohlbefinden war von Anfang an nicht das Beste. Ich war ein Trauerkloß, noch bevor ich hier ankam. Und sie konnten nicht hören, was Ryder mir vor unseren Zimmern sagte.
Heute war Montag. Und mein Wecker erinnerte mich daran, was für ein Montag genau es war. Mein erster Schultag an einer komplett neuen Schule, an der ich niemanden kannte. Naja, niemanden, außer Ryder. Aber den kannte ich nicht wirklich.. nur vom Sehen und den kurzen Unterhaltungen. Gequält schaltete ich meinen Wecker aus und ließ mich wieder ins Kissen sinken. Nur noch 5 Minuten.. Ich schloss die Augen wieder und exakt 5 Minuten später klingelte auch mein zweiter Wecker. Das Spiel wiederholte sich noch ein paar Mal, bis es wirklich Zeit war, aufzustehen.
Müde schlurfte ich Richtung Bad, um mein morgendliches Geschäft zu erledigen, mir die Hände zu waschen und in die Küche zu gehen. Letzte Nacht hatte ich so gut geschlafen wie jede andere Nacht. Sehr schlecht. Erst brauchte ich ewig, bis ich überhaupt schlafen konnte und dann ließen Albträume mich nicht zur Ruhe kommen. Ich wusste nicht, wieso mich diese Albträume plagten. Ich war nicht selbst am Unfall beteiligt, bei dem Mum starb. Aber jede Nacht sah ich sie sterben. Immer auf andere Weise. Allein deswegen brauchte ich mittlerweile morgens einen Kaffee, um meinen Körper entgültig zu wecken. Luna hatte bereits Frühstück gemacht und Dad aß bereits seine Portion. Die letzten Tage schlief ich immer lange genug, dass ich in einem leeren Haus aufwachte. Die Erwachsenen waren bereits arbeiten, Ryder bereits in der Schule.
Daher musste ich mich eh umgewöhnen. Gähnend setzte ich mich zu den Beiden. "Guten Morgen, Max. Und, wie hast du geschlafen?", fragte mein Vater und schlürfte einen Schluck seines Kaffees. Ich grummelte nur und Luna, welch ein Schatz, stellte eine Tasse voller schwarzem Gold vor meiner Nase ab. Ich sah sie dankend an und sie verschwand. Vermutlich, um Ryder aus dem Bett zu werfen. Nach ein paar Minuten gesellte sich dieser zu uns, er schien frisch geduscht zu sein. Und egal wie sehr ich ihn auch hasste, ich konnte wirklich nicht von der Hand weisen, dass dieser Junge verdammt heiß war. Also wirklich, extrem heiß.
Wir beendeten unser Frühstück und machten uns fertig für die Schule. Ich hatte nur einen Block und Stifte eingepackt, mehr hatte ich noch nicht. Ryder wartete unten auf mich und war vertieft in sein Handy. Das Grinsen auf seinen Lippen verriet bereits, worum es ging. Als er mich bemerkte, warf er mir meinen Helm zu, den wir letzte Woche extra besorgt hatten. Als ich das erste Mal sein Motorrad gesehen hatte konnte ich seinen Widerstand nachvollziehen. Immerhin würde ich mich an ihn schmiegen müssen. Und die anderen Schüler würden das sicherlich sehen. Daher verstand ich ihn auch ein bisschen. Aber ich würde es definitiv genießen. Ich meine, wie oft konnte man sich schon an einen heißen Heterotypen kuscheln, ohne, dass er was dagegen sagen kann? Und verdammt, während der Fahrt bemerkte ich auch, dass er wirklich sehr gut roch.
An der Schule angekommen trennten sich unsere Wege sehr schnell. Ryder hielt es nicht für nötig, mir zu helfen. Also stand ich verloren und alleine da. Die Meisten ignorierten mich. Nur wenige hatten mitbekommen, dass ich mit Ryder hergekommen war. Ich betrat das Schulgebäude und versuchte verzweifelt, mich zu orientieren. Das war sowieso meine größte Schwäche. Und die Gänge sahen jetzt schon alle gleich aus. Während ich mich umschaute bemerkte ich die Blicke der Schüler. Manche hatten mich nun doch mitbekommen und fingen an zu tuscheln. Aber ein Gesicht zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Es wirkte so bekannt, aber das konnte doch nicht sein, oder? Das wäre ein sehr großer Zufall. Aber tatsächlich, sie bemerkte mich auch, ihre Zahnräder arbeiteten kurz und sie kam auf mich zugerannt. "Max!", rief sie begeistert und knuddelte mich.
"Lea?!"
Ich knuddelte sie einmal fest durch. So, wie sich das gehörte. Sie hatte sich verändert. Ihre Haare waren eindeutig gefärbt. Früher war sie blond, heute braunhaarig. Sie trug mehr Make Up als früher. Wir unterhielten uns kurz, sie wollte unbedingt wissen, warum ich hier war. Aber ich konnte nicht. Es fiel mir immernoch schwer, ohne Tränen dieses Thema anzuschneiden. Und direkt an meinem ersten Tag in der Schule heulen? Nope, das würde definitiv nicht passieren.
"Ich erzähl es dir ein andern mal. Kannst du mich zum Sekretariat bringen? Ich verzweifle sonst."Lea war so lieb und brachte mich dort hin, musste dann aber wieder los, zu ihrem Unterricht. Ich klopfte an und betrat den Raum. Hinter dem Thresen saß eine ältere Dame, die grau melierten Haare waren zu einem strengen Dutt gebunden und sie sah mich fordernd an. "Wie kann ich helfen?"
"Ich bin der Neue, Max Walton.", murmelte ich und sie nickte kurz ehe sie in ihren Unterlagen kramte. Danach ging sie an ihren Schrank und holte einige Bücher raus, die sie auf den Thresen zwischen uns knallte. "Das sind deine Bücher.", erklärte sie mir das Offensichtliche, ehe sie an ihren PC ging und ein paar Dinge ausdruckte. Das Ausgedruckte legte sie drauf. "Dein Stundenplan, ein Schulplan, deine Schließfachnummer und die Kombination." zählte sie auf und zeigte auf die jeweiligen Unterlagen. "Und diese Formulare musst du noch ausfüllen. Das eine ist für deinen Schülerausweis, das andere müssen deine Eltern ausfüllen, damit du in den Pausen oder bei Stundenausfall das Schulgelände verlassen darfst."Sie erklärte mir noch ein paar andere Dinge und entließ mich dann in die Freiheit. Ich suchte als erstes meinen Spint. Den Schulplan zu lesen und nebenbei die Bücher tragen war absolut keine Option. Daher hatte ich ihn mir vorher schnell angeschaut. Also hatte ich eine ganz grobe Vorstellung, wo ich hin musste. Und mit grob meinte ich, ich bog so lange irgendwo ab, bis ich zufällig meinen Spind gefunden hatte. Dort verstaute ich augenblicklich meine Bücher und warf einen Blick auf meinen Stundenplan. Biologie. Das entsprechende Buch wanderte in meine Tasche und mit dem Schulplan in der Hand suchte ich den Raum.
Es war mitten in der Stunde, als ich anklopfte und hereingebeten wurde. Ich stellte mich nur kurz als 'der Neue' vor, aber musste nicht einen ewig langen Vortrag halten, wer ich denn nun genau war. Gott sei dank. Stattdessen setzte mich der Lehrer auf den freien Platz neben Ryder, welcher nicht begeistert war darüber. Und ich wusste nicht, ob ich es denn sein sollte.
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My Stepbrother I Boy x Boy I - wird überarbeitet -
Ficção AdolescenteVor kurzem hatte er seine Mutter verloren. Nun musste er zu seinem Vater ziehen. Und dieser hatte mittlerweile eine neue Familie. Eine Freundin und ihren Sohn. Einen Sohn, der nicht gerade begeistert vom neuen Familienzuwachs war. Und während Ryder...