Ich versank in diesem Kuss, gab mich voll hin und genoss es mit jeder Faser meines Körpers. Ich wusste nicht, wieso wir das taten, aber ich würde mich definitiv nicht darüber beschwerden. Zu süchtig machten mich gerade seine Lippen. Doch Ryder schien seinen Kopf wieder einzuschalten, den augenblicklich entriss er sich mir, brachte Abstand zwischen uns und schaute mich mit weit aufgerissenen Augen an. "Fuck", hörte ich ihn murmeln, während ich dastand und nicht wusste, was ich nun tun sollte. "Du erzählst das niemandem, Max. Haben wir uns verstanden? Besser noch, vergiss, dass das je passiert ist.", forderte er und sein Blick war wieder verändert. Er sah mich an, wie er es den ganzen Monat über schon tat. Mit Verachtung, Abscheu und purem Hass. Ich fühlte mich augenblicklich wieder klein und war mir sicher, so gut, wie das Wochenende angefangen hatte, würde es definitiv nicht enden. Ich begann wieder zu zittern, als er auf mich zukam. "Haben wir uns verstanden?" Schnell nickte ich und senkte den Blick. Ich hörte ihn schnauben, ehe er an mir vorbei und aus dem Pool ging.
Ich blieb wie erstarrt dort stehen, bis ich die Tür hinter mir schließen hörte. Erst da traute ich mich wieder, richtig zu atmen, wenn auch etwas hektisch. Als meine Atmung wieder normal wurde, ging ich ebenfalls aus dem Pool. Allerdings traute ich mich nicht ins Haus. Ich setzte mich auf die Bank in der Ecke und kauerte mich zusammen. Sparkle war vorhin mit Ryder ins Haus gegangen, zumindest sah ich ihn nicht mehr draußen. Ich zog die Beine an und starrte aufs Meer. Es war mir egal, dass ich noch immer nass war und mir tatsächlich kalt wurde. Ich wollte nicht rein und hier draußen gab es kein Handtuch. Also zitterte ich auf der Bank, die Beine angezogen und den Blick aufs Meer fixiert. "Mum, warum passiert mir das immer wieder?", fragte ich leise, mit zittriger Stimme, ins Nichts.
Neben mir lag ein braunhaariger Junge, ungefähr in meinem Alter. Er spielte gerade mit meinem Haar, welches mittlerweile etwas zu lang war. Ich wollte morgen zum Friseur und das wieder richten lassen, aber David hatte scheinbar Gefallen daran gefunden. "David, lass meine Haare", murrte ich müde. Er hingegen antwortete mir nur mit einem Lachen und machte einfach weiter. "Du liebst es." Ich hasste es, wenn er recht hatte. "Nein, ich liebe dich", schnurrte ich und kuschelte mich an meinen Freund. "Mh, ich liebe dich auch, Baby." David küsste mich liebevoll und zufrieden erwiderte ich. David war mein rettender Anker, er hielt mich zusammen, während alles andere mich auseinander riss. Lea und Mum waren zwar auch noch da, aber es gab gewisse Dinge, die konnte mir am Ende nur David geben. Zum Beispiel eine schlaflose Nacht wie diese. "Hörst du mal auf, meine Haare zu befummeln?", fragte ich ihn kichernd und er fing an zu grinsen. "Ich kann gern was ganz anderes befummeln." "Trau dich doch", forderte ich ihn heraus und setzte mich auf ihn. Sein Grinsen wurde breiter und seine Augen glänzten vor Lust. "Oh, und wie ich mich trauen werde."
Das war das letzte Mal, dass ich mich wirklich geliebt gefühlt hatte. David hatte mir damals gezeigt, was Liebe ist, und dass auch ich sie verdient hatte. Zumindest für eine Weile. Aber dann hatte ich ihn mit einem anderen Typen erwischt und ich stellte das direkt wieder in Frage. Wurde ich wirklich geliebt? Hatte ich es wirklich verdient, diese Liebe spüren zu dürfen? Es war immer schwer für mich, daran zu glauben. Erst hatte David mir gezeigt, was dieses Gefühl ist, mich süchtig gemacht und ein Verlangen danach in mir erweckt. Und dann hatte er mir diesen Schmerz gezeigt. Den schlimmsten Schmerz, den ich bis zum Tod meiner Mutter erleben durfte.
Ich klingelte und wenige Momente später wurde mir die Tür von seiner Mutter geöffnet. "Oh, Max. Er ist oben mit einem Freund." begrüßte sie mich mit einem freundlichen Lächeln, welches ich sofort erwiderte. Mich überkam immer eine Zufriedenheit, wenn ich dieses Haus betrat. Ich war gerne hier, allein wegen David. Er erfüllte mich, machte mein Leben besser, erträglicher. Als ich meine Schuhe ausgezogen hatte, verabschiedete sie sich von mir und verließ das Haus. Ihr Mann wartete draußen. Die beiden hatten heute eines ihrer Dates. Das machten sie oft, mindestens einmal im Monat. So eine Liebe wollte ich auch. Nachdem ich ihr viel Spaß gewünscht hatte, ging ich die Treppen nach oben. Aus seinem Zimmer drang laute Musik. Obwohl ich wusste, dass er mich am Ende eh nicht hören würde, klopfte ich an die Tür. Immerhin wollte ich mich letztenendes doch ankündigen, auch wenn das Ganze generell eher ein Überraschungsbesuch war. Immerhin hatten wir heute unser Halbjähriges und er lag krank im Bett. Sein Kumpel brachte ihm vermutlich das Schulzeug und sie hatten, so wie ich ihn kenne, angefangen zu zocken. Da er, wie erwartet, nicht auf mein Klopfen reagierte, öffnete ich strahlend die Tür, mein Geschenk fest in der Hand. Zumindest, bis ich sah, was genau er und sein 'Kumpel' da taten. Mein Lächeln erstarb und das Geschenk rutschte mir aus der Hand.
Die beiden waren zu vertieft in das Ganze. Sie bemerkten meine Anwesenheit nicht. Sie bemerkten nicht, wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Sie hörten nicht, wie mein Herz in tausend Einzelteile zersprang. Sie hörten nicht, wie das Geschenk, eine kleine Schneekugel, die an unser erstes Date erinnern sollte, zu Boden viel und genauso zerstört wurde, wie mein Herz. Sie bemerkten garnichts. Die Musik war zu laut. Ihr Stöhnen war zu laut, ihre Körper waren zu sehr aufeinander fixiert. Ich verließ schnell das Zimmer, das Haus, die Straße. Ich rannte nach Hause und sperrte mich in mein Zimmer, Mum hatte keine Chance, an mich ranzukommen. Sie versuchte es, scheiterte aber. Ich weinte die ganze Nacht, bis ich irgendwann einschlief. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, hatte ich mehrere Nachrichten von David.
Bae❤️
'Hey Babe, sorry dass wir uns heute nicht sehen konnten :('
Gesendet 20:39'Mir ging es heut echt nicht gut, aber morgen versuch ich wieder in die Schule zu kommen <3'
Gesendet 20:39'Gute Nacht mein Schatz, träum von mir 💕'
Gesendet 20:40'Guten Morgen Babe 💕 Mir gehts heut wieder besser, wir sehn uns in der Schule :D :*'
Gesendet 07:14Er hatte wirklich die Dreistigkeit, mir zu schreiben, als sei nichts geschehen? Wie lange ging das bitte schon? Hatte er mich schon öfter betrogen? Ich antwortete ihm nicht. Auf keine Nachricht. Ich lies ihn einfach auf gelesen. Natürlich lies er das nicht auf sich sitzen, nachdem ich ihn eine halbe Stunde später noch immer nicht geantwortet hatte. In dieser Zeit hatte ich mich für die Schule fertig gemacht.
Bae❤️
'Baby? Bist du wieder eingepennt oder bist du sauer, weil wir uns gestern nicht sehen konnten?
:('
Gesendet 07:56Natürlich war ich sauer. Aber nicht deswegen. In der Schule ignorierte ich ihn die meiste Zeit. Erst am Ende sagte ich ihm, was Phase war. Dass ich gestern bei ihm war, überraschte ihn sehr. Dass ich alles gesehen hatte umso mehr. Er versuchte sich rauszureden, aber ich lies ihn nicht. Hatte er wirklich nicht mitbekommen, dass Glasscherben in seinem Zimmer lagen? Ich hasste ihn so sehr für das, was er mir angetan hatte.
Als die Sonne unterging und es immer kälter wurde, entschloss ich mich dazu, mich ins Haus zu trauen. Es fiel mir schwer, aber irgendwann musste ich zurück. Ich verschwand schnell unter der Dusche und versuchte mich wieder aufzuwärmen. Mein Kater schlief auf meinem Bett, hatte sich brav zusammengerollt. Sparkle lag davor und döste ebenfalls. Luis hatte ihn Sonntag Nachmittag wieder abgeholt, Ryder hatte mich weiter ignoriert. Ich hatte es akzeptiert, es war immernoch besser, als wenn er mich wieder tyrannisieren würde. Ich nahm ganz einfach, was ich kriegen konnte. Am Montag hingegen war es vorbei. Natürlich ging ich wieder allein zur Schule und es war zunächst alles wie immer. Niemand interessierte sich positiv für mich, sie tratschten, tuschelten und lachten. Zum Mittag ging ich, wie jeder andere Schüler, in die Mensa. Gerade, als ich mich in die Reihe stellen wollte, zog mich jemand von dort weg. Einer von Ryders Freunden, das konnte nichts Gutes bedeuten. Meine Atmung wurde schlechter und ich spürte die Angst in mir hochkochen. Was hatten sie jetzt wieder vor?
"Meine Damen und Herren, liebe Mitschüler!", fing Ryder an und ich sah ihn panisch an. Die ganze Aufmerksamkeit richtete sich auf ihn. Ich hatte Angst vor dem, was kommen würde, mein Körper fing wieder an zu zittern. "Ich möchte euch verkünden, unser Neuer hier", er zeigte auf mich und alle Blicken folgten, "ist schwul! Ich weiß, kommt wenig überraschend.", lachte er und ich sah ihn geschockt an.
DU LIEST GERADE
My Stepbrother I Boy x Boy I - wird überarbeitet -
Novela JuvenilVor kurzem hatte er seine Mutter verloren. Nun musste er zu seinem Vater ziehen. Und dieser hatte mittlerweile eine neue Familie. Eine Freundin und ihren Sohn. Einen Sohn, der nicht gerade begeistert vom neuen Familienzuwachs war. Und während Ryder...