†So... what?†

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Wir lagen eine Weile stumm weiter so da, versuchten, unsere Atmung wieder auf ein normales Niveau zu bringen. Irgendwann entzog er sich mir, rollte sich neben mich und schaute mich an. Bereute er es schon? Oder bereute ich es?

Ich hatte mir vorgenommen, mit Ryder über den Kuss zu reden. Das war mittlerweile einige Tage her. Ehrlich gesagt hatte ich den Gedanken, dass dieser tiefere Bedeutung für ihn hatte seit dem One-Night-Stand verworfen. Er war ein Bad Boy. Jede seiner Aktionen hatte letzten Endes nur das Ziel, mich ins Bett zu bekommen.

Wieso ich? Ich wusste es nicht. Hatte er seine schwule Seite entdeckt und wollte wissen, wie es ist? Vermutlich. Wollte er mich seelisch fertig machen, weil er gemerkt hat, was ich für ihn empfand? Wahrscheinlich. Weil er ebenfalls etwas für mich empfand? Ausgeschlossen.

Ich saß in meinem Zimmer, erledigte meine Hausaufgaben für den nächsten Tag und wollte danach lernen. Allerdings hörte ich vier mir bekannte Stimmen. Drei, die ich nicht hören wollte, eine, die ich so sehr liebte. Warum mussten die Drei nur jeden Tag hier sein? Ich traute mich kaum noch aus meinem Zimmer, meine Angst, die ich nur zeitweilig überwunden hatte, war schon lange wieer da. Ich hasste diese Schlägertypen. Ein Blick reichte vollkommen aus, um mich einzuschüchtern. Wo war nur mein Selbstbewusstsein hin, dass ich vor einigen Wochen aufgebaut hatte?

Als ich ein mir wohlbekanntes, weibliches Lachen wahrnahm, versteifte ich mich. Wer von ihnen hatte sie jetzt angeschleppt? Ich wollte sie nicht in diesem Haus wissen, warum hat Ryder sie überhaupt reingelassen? Er hatte unsere letzte Konversation doch miterlebt!

Ein Klopfen an meiner Tür hinderte mich daran, weiterzuarbeiten. Da es nur einer der fünf sein konnte, wollte ich garnicht erst antworten, und denjenigen reinlassen. Die drei Jungs von Ryder würden nichts gutes Bedeuten, Lea wollte ich generell nichtmehr sehen, und Ryder selbst? Ich würde nur an die Nacht denken und mir ins Gedächtnis rufen, dass ich nur eine Nummer bin. Vielleicht die Nummer Eins, wenn es um die Liste ging, mit welchem Jungen er geschlafen hat, aber ich würde ganz weit unten auf der allgemeinen Liste seiner Sexualpartner stehen. Ich wusste ja nicht mal, ob ich der letzte war.

Da ich nach einiger Zeit noch immer nicht antwortete, wurde die Tür einfach geöffnet und ich blickte in das Gesicht meines Vaters. Wann ist er denn wieder nach Hause gekommen? Er lächelte mich sanft an und kam rein.

"Und? Hast du dich gut eingelebt?"
Gute Frage. Hatte ich das? Ich wäre zwar immernoch lieber in der kleinen Wohnung in Seattle bei meiner Mutter, aber naja. Man konnte nicht alles haben. Damit er zufrieden war, nickte ich einfach und schaute wieder auf meine Hausaufgaben.
"Du wirkst aber nicht wirklich so. Ist alles ok?"

Ob alles ok war? Ryder und seine Freunde machten mir das Leben zur Hölle. Sie verletzten mich körperlich, Ryder sogar seelisch. Ich hatte meine beste Freundin wieder getroffen, aber sie war so viel anders und hatte sich zu jemanden verändert, den sie früher verachtet hätte. Ich verkroch mich in meinem Zimmer und fand an der Schule keine wirklichen Freunde.

"Ja Dad, ich hab nur 'ne Menge Hausaufgaben."
"Ah, verstehe. Dann will ich nicht weiter stören. In einer halben Stunde gibt es Essen. Ryder und seine Freunde essen mit, ich hoffe das ist nicht weiter schlimm."
Er lächelte mich noch einmal an und verließ dann mein Zimmer. Essen war eh überbewertet. Ich sollte mich lieber um meine Hausaufgaben kümmern.




My Stepbrother I Boy x Boy I - wird überarbeitet -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt