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PoV Sasori

Ein Klopfen an der Tür zu meinem Labor reißt mich aus meiner Arbeit, in die ich schon seit mehreren Stunden vertieft bin. Seufzend öffne ich sie und sehe Deidara vor mir stehen.
"He Danna, un. Pain hat eine Versammlung einberufen. Kommst du, un?"
Ich nicke knapp und schließe das Labor sorgfältig ab.
Zu zweit laufen wir durch die Gänge bis zum Versammlungsraum. Ich hoffe nur, er redet nicht all zu lang. Ich will das Gift endlich fertig analysieren, das ich in der Marionette gefunden habe.

PoV ??

Die Türe fällt in's Schloss.
Ich bewege mich nicht.
Weiterhin starre ich stur an die dunkle Steindecke über mir.

Er ist weg.
Schon eine ganze Weile...
Wo ist er hin?
Der rothaarige Meister...
Der, der mich hier her gebracht hat...
Langsam setze ich mich auf. Mit steifen Gliedmaßen bewege ich erst einen, dann den anderen Fuß über die Tischkante. Blinzelnd betrachte ich mein linkes Bein und lasse es prüfend vor und zurück wippen.
Es ist wieder da.
Das ist gut.
Er hat es repariert.
Hat mich repariert.
Und er hat das sehr gut gemacht. Er ist ein großartiger Puppenmacher.

Vorsichtig lasse ich mich von der Holzplatte gleiten und sehe mich in dem dunklen Raum um. Einige leblose Körper hängen an den Wänden und ein Regal, vollgestopft mit Schriftrollen, ziert die Wand.
Wo ist er?
Mit mechanischen Bewegungen laufe ich durch den Raum auf die Türe zu. Mein Blick bleibt an einem Spiegel an der Wand hängen und kurz halte ich inne. Mein ausdrucksloses Gesicht schaut mir entgegen und meine Hand wandert langsam zu meiner Wange. Mit klammen Fingern fahre ich mir über das feste Material meines Gesichts.
Hier war eine Schramme. Ich habe gesehen, wie der Feind auf mich zugestürmt ist.
Ich habe nichts gespürt, als seine Faust mich getroffen hat.
Er hat es repariert, genau wie mein Bein. Sogar meine Haare hat er gekämmt.
Er ist wirklich sehr aufmerksam. Ich werde bei ihm bleiben, er kümmert sich sicher gut um mich.
Langsam öffne ich die Türe und drehe mit ruckelnden Bewegungen meinen Kopf nach rechts und links. Ohne nachzudenken laufe ich nach links den Gang entlang.
Wo ist er?
Der Rotschopf...
Der Puppenmeister...
Ich öffne ein Zimmer und schaue hinein.
Hier ist er nicht...
Der nächste Raum...
Nein. Hier auch nicht.
Eine Weile lang laufe ich ziellos herum, bis mir ein Mann den Weg versperrt.
Er trägt eine orangene Maske und den gleichen Mantel wie der Meister.
Aufgeregt springt er auf und ab, als er mich entdeckt. Ich lasse meinen Kopf nach rechts fallen und beobachte desinteressiert, wie er schreiend in eine Richtung davon rennt.
Das bringt mir nichts.
Ich gehe lieber zurück. Er müsste bestimmt bald wieder kommen.
Mein neuer Meister...
Sonst warte ich halt. Ich bin sehr geduldig.
Langsam drehe ich mich um und laufe den Weg zurück, den ich gekommen bin. Ich schließe die Tür hinter mir und lege mich wieder zurück auf den Tisch.
Starr blicke ich an die Decke und warte...
Warte, bis er wieder zurück kommt...

PoV Sasori

Die Türe zum Versammlungsraum wird plötzlich aufgerissen und Tobi steht keuchend im Türrahmen.
"D-da...da war...Tobi hat...", bringt er schwer atmend heraus.
"Was ist, Tobi?", will Pain wissen.
Er klingt ziemlich genervt, was ich absolut verstehen kann.
Tobi ist heute wieder außerordentlich laut.
"Tobi war auf dem Weg hier her! Und dann hat Tobi ein Mädchen gesehen! Sie stand einfach nur da und hat Tobi angesehen. Ganz kalt! Wie ein Geist! Oh! Und mit leuchtenden Augen! Das war so unheimlich!", ruft der Maskierte aufgeregt und fuchtelt mit den Armen in der Luft herum.
Ich rolle mit den Augen.
So ein Idiot.
"Bist du dir sicher, dass da jemand war?", will Pain wissen.
Der Angesprochene nickt stark.
"Konan. Durchsuche das Versteck.", sagt er zu der Blauhaarigen, die leicht nickt.
Ihr Körper löst sich in viele kleine Papierschmetterlinge auf, die aus dem Raum schwärmen.
Wenn wirklich jemand hier sein sollte, wird Konan den Eindringling finden. Der angebliche Geist kann sich nicht verstecken. Nicht vor ihr.

~◇~

Die Besprechung hat viel zu lange gedauert...
Und Konan hat den angeblichen Eindringling nicht gefunden. Tobi hat es sich bestimmt nur eingebildet obwohl er nicht aufhört, von dem gruseligen Mädchen zu erzählen.
Kopfschüttelnd betrete ich meine Werkstatt.
Ich habe keine Lust mehr, das Gift zu analysieren, also setze ich mich leise seufzend an den Werktisch.
"Hallo, meine Schöne. Ich bin zurück. Na? Hast du mich vermisst? ...Bestimmt nicht.", begrüße ich die Marionette.
Ich betrachte eingehend die Puppe, die mit starrem Blick an die Decke schaut.
Wenn sie mir nur antworten könnte...
Wenn ich mit ihr reden und ihr meine Geheimnisse anvertrauen könnte...
Manchmal fühle ich mich ein wenig einsam.
Unverstanden...
Gedankenverloren streiche ich ihr über den Kopf.
Die Haare sind so weich...
"Mir fällt gerade ein, dass ich noch gar keinen Namen für dich habe..."
Das stimmt.
Jede meiner Marionetten hat einen Namen. Ich habe in jede einzelne viel Zeit und Mühe investiert. Sie sind einzigartig und besonders. Mit jeder verbinde ich eine andere Erinnerung.
Sie sind meine Familie...
Sie sind meine Freunde...
Ich brauch niemanden sonst außer sie...
Sie lassen mich nicht allein.
Ich streiche der Puppe weiter über den Kopf.
"Lass mich mal überlegen...mir fällt schon bald ein passender Name für dich ein. Versprochen...", murmel ich leise.
Meine Finger fahren über ihre Wange hinab.
Vielleicht versuche ich mich doch noch einmal an dem Gift...
Es ist bereits tief in der Nacht und die Akatsuki schlafen schon. Dann kann ich mich ohne Störung der Analyse widmen. Und je schneller ich es hinter mir habe, umso schneller kann ich sie in einem Kampf ausprobieren.
Ich kann es kaum erwarten.
Seufzend ziehe ich meine Finger zurück und stehe auf.
"Na dann...ich schaue mal nach deinem Gift. Wir sehen uns später.", sage ich noch, bevor ich die Werkstatt verlasse.

Püppchen, Püppchen (Sasori FF) || #OlympiaAward 2017 [Wird überarbeitet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt