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PoV Sasori

Es ist soweit...
Schleifend bewegt sich der riesige Felsen hinter uns wieder in seine Ausgangsposition und verschließt somit die dunkle Höhle, in der bereits ein leicht flackerndes Hologramm unseres Anführers wartet.
"Ihr seid spät...", bemerkt er monoton.
Missbilligend schnalze ich mit der Zunge. Ich hasse es, andere warten zu lassen...
Sofort erscheint Rabiya's Gesicht wieder vor meinem inneren Auge und ich versuche den Schmerz in meiner Brust zu verdrängen.
"Hätte sich mein sogenannter Teampartner an den Plan gehalten wären wir schon längst da."
"Hey! Das ist nicht nur meine Schuld! Wer von uns hat denn noch unbedingt mit dem Puppenspieler kämpfen müssen, un?", verteidigt sich Deidara beleidigt.
"Dieser Kampf war nötig."
"Genug jetzt. Wir haben bereits zu viel Zeit verloren.", verhindert Pain die sich anbahnende Diskussion und mit einigen Handzeichen wächst eine riesige Statue aus dem Boden und lässt den Untergrund erzittern. 
Nachdem der Blonde und ich unsere Plätze auf zwei der Finger eingenommen haben erscheinen langsam aber stetig auch Hologramme der restlichen Akatsuki.
Vielleicht war es meine Schuld, dass wir die anderen warten gelassen haben...
Vielleicht. Doch dieser Kampf war wirklich nötig. Ich musste etwas tun, um diese Wut in mir los zu werden.
Diesen Ärger auf mich selbst. Über meine eigene Unfähigkeit.
Rabiya...
Meine Rabiya...
Was habe ich falsch gemacht? Wieso bist du nicht bei mir?
Was habe ich übersehen?
Es tut so weh...
Ich hätte nicht gedacht, dass noch so viel Menschlichkeit in mir steckt und mich so sehr leiden lässt. Es ist schrecklich.
Ich bin so weit davon entfernt eine perfekte Marionette zu sein wie noch nie zuvor. Allein diese Gewissheit reicht aus, um den Hass erneut an zu fachen. Der Hass auf mich selbst, der nie ganz verloschen ist. Auch bei dem Kampf mit Kankuro habe ich es gemerkt: Ich bin erbärmlich.
Ich habe keine Lust mehr.

Wieso kämpfe ich noch dagegen an? Gegen meine eigene Inkompetenz, mein eigenes Versagen?

Ich wollte perfekt sein.
Ich wollte diesen Schmerz nicht mehr, der gerade jetzt mehr denn je in meiner Brust sticht und droht mich von innen heraus zu zerreißen.
Ich wollte eine Puppe sein - weder fühlen noch spüren.

Doch das bin ich nicht.

Ich bin weder Mensch noch Marionette. Ich bin unvollkommen und werde die Perfektion, die ich erstrebe, wohl nie erreichen.
Wie denn auch?
Wie, wenn ich nicht einmal Rabiya bei mir halten kann?

Wenn sogar sie mich verlässt...

Wieso bin dann ich noch hier?
Wieso?
Wieso kämpfe ich überhaupt noch?

PoV Rabiya

Ich bin bereits Tage unterwegs, laufe auch die Nächte durch, ohne eine Pause zu machen. 
Ich werde nicht müde, spüre keine Erschöpfung. Ich bin eine Marionette und habe diese menschlichen Laster nicht.
Und doch...
Eines habe ich nun mit ihnen gemeinsam: Ich fühle.
Bis vor ein paar Tagen noch hätte ich es mir nicht anders gewünscht und hätte man mich vor die Wahl gestellt, hätte ich mich für genau dieses Leben entschieden.
Für einen unsterblichen Körper, der in der Lage ist zu empfinden.
Doch nun ist mein Meister fort...
Was soll ich ohne ihn tun?
Wie sagen die Menschen zu diesem Gefühl? Sehnsucht? Ja, ich denke das ist es. Ich vermisse ihn.
Und es tut weh...
Es tut weh zu wissen, dass mein Meister leidet und ich weiß, dass er es tut. Ich spüre dieses verräterische Stechen in meiner Brust, empfinde mit ihm seinen eigenen Schmerz.
Ob er mich wohl ebenso deutlich wahr nimmt wie ich ihn? Ob unsere Verbindung über die Distanz mehrerer Tagesreisen hinweg Bestand hat?
Wenn es so ist...
Nun dann müsste er mich ebenfalls spüren. Ich bleibe stehen, als ich den Rand des Waldes erreicht habe und sich vor mir heißer Sand und trockene Steine befinden. Die Sonne steht hoch am Himmel und brennt erbarmungslos auf die Wüste hinab, doch das stört mich nicht.
Ich schließe die Augen und denke an meinen Meister. Das Gesicht des Rotschopfs erscheint in meinem Kopf, seine braunen Augen betrachten mich eingehend.

Meister...
Meister Sasori, kannst du mich hören?
Kannst du mich spüren?
Ich bin hier. Ich komme zu dir.

Doch der Puppenspieler antwortet nicht...

Sein Bild verblasst bis es letztendlich komplett verschwindet und es wird dunkel. Ich will die Augen schon wieder öffnen, als sich plötzlich etwas in der Finsternis bewegt.
Chakra...
Blaues Chakra kann ich strömen sehen. Es erhellt dunkle Wände aus kaltem Stein und wirft neun Schatten an den Fels. Sieben davon sind verschwommen, die Silhouetten eher Lichtgestalten, doch zwei sehe ich ganz klar und deutlich. Sie sind fest, sie sind real.
Und eine Silhouette davon ist klein und gekrümmt.

Hiruko...
Und wo Hiruko ist ist auch mein Meister.

Er befindet sich nicht mehr in der Wüste, sondern in einer Höhle.
Aber wo?
Wo genau?

Ich sehe einen Felsen, der die Höhle verschließt und höre das Rauschen von Wasser in der Nähe.
Ich weiß wo Meister Sasori ist.
Ich spüre es.
Sofort schlage ich die Augen auf, als ein stechender Schmerz mich überrollt und eine leise Stimme durch meinen Kopf hallt.

"Rabiya."

Ich verliere mein Gleichgewicht und kann mich gerade noch rechtzeitig an einem Baum abstützen, um nicht hin zu fallen.
Das Pochen in meinem Kopf und das Stechen in meiner Brust lassen mich noch einen Moment lang inne halten bevor ich mich wieder in Bewegung setze. Erst langsam und ein wenig schwankend, dann immer sicherer bahne ich mir einen Weg durch die Wüste.

Meister Sasori...
Ich habe seine Stimme gehört. Er braucht mich.
Dieser körperliche Schmerz spiegelt das psychische Leiden des Puppenmeisters wieder und doch ist er nichts im Vergleich zu dem, den er empfindet.
Ich will nicht, dass er leidet.
Ich muss ihm helfen. Es ist nicht nur meine Pflicht als Marionette sondern diesmal treibt mich noch etwas anderes an.
Etwas in meinem Inneren, das sich bei keinem meiner vorherigen Meister gerührt hat.

Sie alle sind gestorben.
Ich kann nicht zulassen, dass dem Rotschopf etwas passiert. Ich muss ihn beschützen.

Zielsicher überquere ich den trockenen Boden und ignoriere die feinen Sandkörner, die in meinen Gelenken knirschen und meine Bewegungen erschweren. Der Mantel bietet kaum noch Schutz, so zerrissen ist er.
Und trotzdem laufe ich weiter.

Denn jeder Schritt bringt mich näher an mein Ziel.
Näher zu Meister Sasori.

Püppchen, Püppchen (Sasori FF) || #OlympiaAward 2017 [Wird überarbeitet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt