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PoV Rabiya

Wo ist mein Meister?
Er war nicht in dem Aufenthaltsraum, nicht in der Küche und nicht in dem Labor oder der Werkstatt.
Noch immer suchend laufe ich durch das Versteck, als ich vor einer Tür zum Stehen komme.
Der Raum mit den Büchern. Wenn Meister Sasori für ein Gift recherchiert wird er womutlich hier sein. Dass ich nicht früher daran gedacht habe...
Untypisch einem Zimmer mit einer so hohen Aufenthaltswahrscheinlichkeit eine so geringe Aufmerksamkeit zu schenken.
Doch meine Gedanken lassen sich momentan nur schwer ordnen. Viel zu viel geht mir im Kopf herum.
Vor allem die Behauptung von Hidan, dass Meister Sasori eifersüchtig wäre.
Ist es wahr?
Und wenn ja, wieso?
Eifersucht setzt immer voraus, dass man etwas für eine Person empfindet.
Wenn man es also logisch betrachtet müsste Meister Sasori mich mögen.
Natürlich mag er mich. Er mag alle seine Marionetten, das hat er selbst gesagt. Wir sind seine Familie, wir sind seine Freunde.
Wir bedeuten ihm alles.
Wir nicht ich als einzelne Puppe. Oder?
Darüber nachzudenken bringt mir jetzt nichts.
Ohne weiter zu zögern drücke ich die Türklinke nach unten und betrete den Raum. Kurz lasse ich meinen Blick schweifen und erkenne den rothaarigen Meister in einiger Entfernung auf einem Stuhl sitzen und durch ein Buch blättern. Auch neben ihm auf dem Boden liegt ein Stapel dicker Bücher und der Meister ist vollkommen in seine Lektüre vertieft.
Langsam komme ich näher und erst als ich direkt vor ihm zum Stehen komme sieht Meister Sasori auf.
"Rabiya. Was tust du hier?", murmelt er ruhig.
Seine Stimme leise und nur schwer zu verstehen.
"Ich habe dich gesucht, Meister."
Diese Antwort scheint ihn nicht zufrieden zu stellen. Stumm sieht er mich weiterhin nur an und wartet auf eine genauere Erklärung.
Und mein Meister hasst es zu warten.
"Ich wollte nicht alleine sein, Meister.", gebe ich zu.
Denn es ist die Wahrheit.
Ich will nicht alleine sein. Mein Platz ist bei meinem Meister, um ihn zu beschützen. Egal wann und wo.
In Meister Sasori's braune Augen tritt ein weicher Ausdruck, den ich nicht deuten kann. Fast so, als würde es ihm gut tun, dass ich bei ihm bin. Er nickt knapp und wendet sich wieder an sein Buch während ich mich neben ihm auf dem Boden nieder lasse. Meinem Meister den Rücken zugewendet lasse ich meinen Blick durch die Bücherei schweifen.
Niemand ist hier und das einzige Geräusch ist das Blättern der Seiten des Buches, welches der Rotschopf liest.
Als plötzlich ein leichter Druck auf meinem Kopf zu spüren ist drehe ich diesen ein wenig, um meinen Meister im Augenwinkel sehen zu können. Noch immer liest er aufmerksam, doch seine Hand fährt mit langsamen Bewegungen durch mein Haar.
Immer und immer wieder streichelt er meinen Kopf, was ein warmes Kribbeln durch meinen Körper strömen lässt.
Es ist...schön. Angenehm, würde ich sagen.
Ich muss zugeben, dass ich es genieße. Ich würde mir wünschen, dass er nicht aufhört.
"Meister?"
"Hmm?"
"Magst du mich?"
Einen Moment lang halten seine Finger in der Bewegung inne bevor sie erneut über meinen Kopf streichen.
Sekunden vergehen, in denen der rothaarige Puppenmacher überlegt...
17 Sekunden, um genau zu sein. Ich zähle mit.
"Ja.", gibt er schließlich seine Antwort und ich nicke knapp.
Natürlich mag er mich. Er mag alle seine Marionetten.
Doch wenn es so selbstverständlich ist wieso hat er dann gezögert? Wieso musste er überlegen?

Die Zeit vergeht. Meister Sasori hat inzwischen seine Recherche beendet und zu zweit sind wir durch das Versteck unterwegs. An der Werkstatt macht mein Meister Halt und wendet sich mir zu.
"Warte hier auf mich. Ich brauche nicht lang."
"Ja, Meister."
Noch kurz sehe ich dem Rotschopf nach bevor ich den Raum betrete.

Ich bin nicht gern allein. Viel lieber bin ich bei meinem Meister. Er braucht mich und ich will für ihn da sein.
Ich will ihn stützen, damit er aufstehen kann.
Ich will ihn halten, damit er nicht wieder fällt.
Mein Blick wandert zu dem Spiegel an der Wand und ich betrachte das Mädchen, welches sich mir zeigt.
Die Worte des größten Idioten Hidan hallen in meinem Kopf wieder, als ich mein starres Gesicht betrachte.

"Versuch zur Abwechslung mal zu Lächeln oder so."

Lächeln...
So wie der Moment-Künstler Deidara etwa? Er lächelt oft. Er lacht oft.
Ich versuche meine Mundwinkel nach oben zu bewegen, doch mein Spiegelbild zieht nur eine Grimasse.
Das ist kein Lächeln. Mit meinen Fingern helfe ich nach, doch wieder ist es mit dem, was ich bei den Menschen schon so oft gesehen habe, nicht zu vergleichen.
Ich kann nicht lächeln...
Mit dieser Erkenntnis legt sich auch ein merkwürdiger Druck auf meine Brust.
Trauer.
Ja ich bin traurig, ganz bestimmt. Schon oft genug habe ich dieses Gefühl empfunden, um es zu erkennen.
Menschen lächeln nicht, wenn sie traurig sein. Oder sie sind traurig, weil sie nicht lächeln können. So wie ich.
Doch auch trotz diesem Druck ist mein Spiegelbild kalt und starr.
Keine Emotion ist zu erkennen.
Menschen weinen, wenn sie traurig sind oder etwa nicht? Kann ich auch weinen?
Ich denke dazu müsste der Schmerz schlimmer sein. Um einiges, damit sich etwas bei mir tut.
Ein Klopfen an der Tür reißt mich aus meinen Überlegungen. Das ist nicht der Meister.
Der Meister würde nicht an seine eigene Tür klopfen. Ich öffne das dunkle Holztor und als der blonde Mann auf der anderen Seite mich erkennt geht er erschrocken einen Schritt zurück.
Deidara.
"R-rabiya. Ähm... Hi, un."
"Was kann ich für dich tun?"
Blinzelnd betrachtet er mich bevor er die Augenbrauen zusammen zieht.
"Du versuchst nicht mich zu töten, un?"
"Das habe ich vorhin auch nicht, Deidara."
Seine Lippen formen ein wortloses "Oh" bevor er sich leise räuspert.
"Ist Sasori da, un?"
"Nein."
"Wann...ähm...kommt er wieder?"
"Ich weiß es nicht."
Einen Moment scheint er zu überlegen bevor er sich am Hinterkopf kratzt.
"Dann komm ich später noch einmal, un."
Gerade möchte er sich abwenden, da kommt mir eine Idee.
Deidara lächelt oft...
"Komm herein und warte auf ihn.", bestimme ich.
"Das halte ich für keine gute Idee...", murmelt er leise.
Er muss mir helfen. Er muss mir zeigen, wie man lächelt.
Ohne groß zu erklären packe ich den Blonden am Arm und ziehe ihn in die Werkstatt.
"W-warte! Hey! Los lassen, un!"
Mit großen Augen sieht er mich an und geht einen Schritt zurück als ich seinen Arm wieder frei gebe.
"Du wolltest mir die Arme ab hacken, damit ich dich nicht anfassen kann. Und jetzt zerrst du mich einfach hinter dir her, un? Was ist mit Sasori no danna?"
Langsam lege ich den Kopf schief.
"Meister Sasori hat befohlen nicht zu zu lassen, dass du mich berührst. Nicht anders herum."
"Und was soll ich hier, un?"
"Mir zeigen wie man lächelt."

Püppchen, Püppchen (Sasori FF) || #OlympiaAward 2017 [Wird überarbeitet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt