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PoV Rabiya

Liebe...
Das komplexeste aller Gefühle...
Ein starkes Empfinden, mit der Haltung inniger und tiefer Verbundenheit zu einer Person, die den Zweck oder den Nutzen einer zwischenmenschlichen Beziehung übersteigt und sich in der Regel durch eine entgegenkommende tätige Zuwendung zum anderen ausdrückt.

So habe ich darüber gelesen. Doch was bedeutet das eigentlich?
Was bedeutet das für mich?

Liebe...
Was ist das genau?
Ein Gefühl der Wärme?
Das Gefühl der Geborgenheit?
Das Verlangen nach Nähe und den anderen in Sicherheit zu wissen?
Ein kluger Mann hat einmal etwas sehr wichtiges gesagt. Ich habe davon gelesen.

Darin besteht die Liebe: Dass sich zwei Einsame beschützen und berühren und miteinander reden.

Die Einsamkeit des anderen vertreiben. Wenn das Liebe ist...
Ja, dann denke ich, dass das auf Meister Sasori und mich zu trifft.
Es war mir bis vor kurzem nicht bewusst, doch ich war einsam. Bin es noch immer, wenn mein Meister nicht bei mir ist.
Ich dachte immer, ich wäre nur allein. Nie hätte ich geahnt, dass allein sein und einsam sein nicht das selbe ist. Zwei Begriffe so nah beieinander und doch so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Wer einsam ist, dem fehlt nicht einfach die Gegenwart eines Menschen - sondern das Gefühl, von einem beachtet zu werden, anerkannt und gebraucht. Einsamkeit ist eine tiefe Unzufriedenheit trotz den Beziehungen, die schon bestehen.

Meister Sasori ist nicht allein...
Er hat die anderen Männer hier. Sprengmeister Deidara, den größten Idioten Hidan, Fischmensch Kisame, Rinnegan-Pain, Itachi mit dem Sharingan und wie sie noch alle heißen.

Und trotzdem ist mein Meister einsam...
Weil diese Leute ihn nicht kennen. Sie können ihn nicht verstehen, sein Denken und Handeln ist für sie nicht im geringsten nachvollziehbar.
Sie wissen nicht, wie sehr er leidet.
Sie wissen nicht, wie verletzt er ist.
Wie sehr er danach strebt, diese Einsamkeit los zu werden.

Ich weiß es.

"Wirst du bei mir bleiben?"

Die Angst in diesen Worten...
Die Verzweiflung...
Erst jetzt höre ich sie richtig heraus. Mein Meister ist einsam und möchte, dass ich dieses Gefühl vertreibe. Er möchte mich bei sich haben, in seiner Nähe wissen.

Er will, dass wir beide nicht mehr einsam sind.
Dass wir uns gegenseitig beschützen.
Dass wir uns berühren.
Dass wir miteinander reden.

Er liebt mich.

Mit dieser Schlussfolgerung durchströmt mich sofort ein warmes Gefühl. Heißer und deutlicher, als alles zuvor. Zusammen mit einem Kribbeln in all meinen Gliedern durchströmt es meinen ganzen Körper und verwirrt hebe ich die Hand, um sie zu betrachten.
Ein warmes Kribbeln...
Ein schönes Gefühl...
Ich genieße es.
Mein Blick wandert von meiner Hand nach oben zur Wand, an der der Spiegel hängt.
Das Kribbeln und die Hitze ist nicht zu sehen...
Alles scheint wie immer...
Bis auf eine Sache.

Ein Lächeln.
Leicht nur, kaum zu erkennen bei einem Menschen, doch bei mir springt es sofort ins Auge. Meine bernsteinfarbenen Augen leuchten, sie strahlen.
Ich wirke nicht so kalt wie sonst.
Ich wirke glücklich.
Ich wirke...lebendig.

Meister Sasori macht mich lebendig. Liebe macht mich lebendig.

Ob er sich auch so fühlt? Mein Puppenmeister? Ob er die selbe Wärme und Zuneigung spürt, wenn er an mich denkt?
Ich hoffe es.
Es ist schön, überwältigend schön. So etwas angenehmes zu empfinden wünsche ich Meister Sasori. Er soll nicht nur leiden, nicht nur traurig sein.
Ich werde ihn diese negativen Gefühle vergessen lassen. Nie wieder soll er leiden.

Es vergehen Minuten, 32 an der Zahl, bis die Türe sich öffnet und mein Meister wieder in die Werkstatt kommt. Er schließt die Holztür hinter sich und lehnt sich seufzend dagegen.
"Willkommen zurück, Meister.", begrüße ich ihn.
Kurz mustert mich der Rotschopf bevor er nickt.
"Ja..."
Er scheint bedrückt zu sein. Nicht traurig aber in Gedanken. Und diese Gedanken tun ihm nicht gut.
Langsam lasse ich meinen Kopf auf die linke Seite fallen.
"Was beschäftigt dich, Meister?"
Der Ausdruck seiner bauen Augen ist durchdringend als er mir direkt in meine Augen sieht.
"Deidara war hier, richtig?"
Diese Frage klingt eher wie eine Feststellung und ich lasse den Kopf auf die andere Seite fallen.
"Ja."
"Was wollte er?"
"Mit dir reden, Meister. Aber du warst nicht da also ist er bald darauf wieder gegangen.", erkläre ich.
Einen Moment lang ist es still bevor Sasori langsam auf mich zu geht.
"Du lügst mich nicht an, richtig?"
"Niemals, Meister."
Bedächtig nickt der Rotschopf und kommt vor mir zum Stehen. Vorsichtig, zögernd schon fast, hebt er die Hand und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Seine Finger hinterlassen ein Kribbeln dort, wo sie meine Haut berühren.
"Er hat dich doch nicht angefasst?", will er wissen.
Seine Stimme kaum lauter als ein Flüstern und ich glaube ein Gefühl darin mitschwingen zu hören. Es ist keine Wut, keine Trauer...
Es klingt ein wenig wie Angst.

Sorge.
Mein Meister sorgt sich um mich.

"Nein, Meister.", antworte ich ebenso leise wie er.
"Gut."
Seine Hand spielt mit der Haarsträhne, wickelt sie um seinen Finger und streift dabei leicht meinen Hals. Den Blick hat er konzentriert auf die braune Strähne gerichtet während ich meinen nicht von ihm losreißen kann.
Von seinen Lippen...
Wäre er wohl böse, wenn ich ihn erneut küssen würde? Es war schön...
Ich würde es gerne wiederholen.
Ob er es auch genossen hat?
Ob er es zulassen würde, wenn ich es versuche?
Ein mulmiges Gefühl breitet sich in mir aus. Unsicherheit, Nervosität, wenn ich es richtig deute.
Meister Sasori hebt seinen Blick und nimmt mich darin gefangen. Ich versinke in intensivem Braun und vergesse sofort alles.
Jeden Gedanken, jedes Gefühl.
Ich vergesse die Umgebung und die Zeit.
Nur Meister Sasori nehme ich wahr. Seine Augen, die Finger, die mit meinem Haar spielen, die Hand, die sich auf meine Wange legt und zaghaft darüber streicht.
Ich merke nur seine Gegenwart, sein Gesicht, das langsam immer näher kommt. Ich spüre seinen Atem über meine Haut streichen, als er leise meinen Namen murmelt, und letztendlich fühle ich den leichten Druck auf meinen Lippen, als er die seinen darauf sinken lässt.
Ich schließe die Augen, versinke in Dunkelheit und dem Gefühl dieses Kusses.
Versinke in Wärme und Liebe.

Pssst. Das Zitat des klugen Mannes ist übrigens von Rainer Maria Rilke. Wen's interessiert ;)

Püppchen, Püppchen (Sasori FF) || #OlympiaAward 2017 [Wird überarbeitet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt