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PoV Sasori

Sie bewegt sich nicht...
Ich habe keine Ahnung, wie lange ich Rabiya nun schon anstarre während ich versuche wenigstens einen klaren Gedanken zu fassen. Doch egal wie viel Zeit schon vergangen ist: Ich finde keinen Weg, um aus diesem Schock zu entfliehen und mein Gehirn weigert sich vehement dagegen, mit mir zusammen zu arbeiten...

Also bleibt mir nichts anderes übrig, als sie nur an zu sehen...

Kalt und leblos liegt Rabiya auf meiner Werkbank, die zarten Glieder hängen schlaff an ihrem zierlichen Körper, der plötzlich so zerbrechlich wirkt wie Porzellan, und den Blick hat sie starr an die Decke gerichtet. Ihre bernsteinfarbenen Augen scheinen noch leerer und kälter zu sein als je zuvor. Nichts erinnert mehr an den leichten Glanz, der ihre Augen leuchten lässt, wenn Gefühle in ihr aufsteigen.
Merkwürdig, doch ich würde alles dafür geben, diesen Glanz noch einmal zu sehen. Egal wie lästig Gefühle sind, wie sehr ich sie verabscheue und wie viel Schmerz sie bereiten.
Wie viel Leid.
Auch ich leide, jetzt noch mehr als die Jahre zuvor. Mein Herz sticht schmerzhaft in meiner Brust, droht in tausend Teile zu zerbrechen.
Zwanzig Jahre habe ich in diesem Puppenkörper verbracht. Habe versucht alle Gefühle aus zu sperren oder zu verdrängen und das hat auch sehr gut funktioniert.

Zumindest bis Rabiya kam.

Sie hat Empfindungen in mir geweckt, die ich längst für verloren gehalten habe.
Vertrauen.
Sicherheit.
Zuneigung.
Jetzt fühle ich mich leer...

Langsam strecke ich die Hand nach der Puppe aus und fahre mit den Fingern durch ihr weiches Haar.

"Rabiya...sag etwas.", murmel ich leise, fast schon verzweifelt.
Doch die Marionette antwortet nicht.
Wieso antwortet sie nicht?
Hat sie mir nicht versprochen, immer bei mir zu bleiben? Wieso tust du mir das an?
Rabiya, du wolltest mich doch nie verlassen.

Und trotzdem bist du fort und ich erkenne keinen Grund. Ich finde keine Erklärung dafür.
Es macht mich verrückt.

Nur am Rand bekomme ich mit, dass jemand an meine Tür klopft. Viel zu weit weg scheinen die Schritte zu sein, die sich mir langsam nähern und erst die Hand auf meiner Schulter lässt mich den Blick zu dem Mann neben mir heben.
"Was willst du, Deidara?", frage ich kalt und trotzdem interessiert mich die Antwort recht wenig.
Verwirrt sieht er mit blauen Augen zu Rabiya auf der Werkbank und ich tue es ihm gleich.
Wieso bewegt sie sich nicht?
"Was ist los mit ihr, un?"
"Ich weiß es nicht."
"Sie...spricht nicht mehr und so, un?"
Knapp schüttel ich den Kopf.
"Seit drei Tagen springt Hidan wie ein Verrückter durch das Versteck und posaunt herum, dass er ein sehr interessantes Gespräch mit Rabiya geführt hat, un. Danach hat niemand weder sie noch dich gesehen. Sag bloß, du sitzt seit drei Tagen nur hier bei ihr, un?"
Drei Tage?
Kann das sein?
Es ist nicht unmöglich und so zucke ich nur mit den Schultern.
Doch das würde bedeuten, dass Rabiya seit drei Tagen nicht mehr wirklich da ist.
Wieso? 
Warum antwortet sie nicht?

Sofort schleicht sich eine weitere Frage in meinen Kopf, die mich augenblicklich tief Luft holen lässt:

Wird sie es jemals wieder?

Wird sie mir wieder antworten, sich bewegen und mich ansehen?
Wird sie mich küssen und an mich schmiegen?
Wird sie den Kopf wie so oft schief legen und mir ihre Überlegungen mitteilen?

Sie muss...
Es kann noch nicht vorbei sein. Es darf nicht vorbei sein! Ich habe sie doch erst gefunden. Es darf jetzt nicht so plötzlich enden!
Ich würde es nicht aushalten sie zu verlieren, denn dann wäre ich wieder einsam...

"Danna hörst du mir zu, un?"
Blinzelnd sehe ich von der Hand in meinem Blickfeld zu Deidara, der noch immer neben mir steht.
"Hast du etwas gesagt?"
Irritiert nickt mein Teampartner und wiederholt seine Worte.
"Pain wartet auf uns, un."

Er wartet...
Etwas in mir drängt mich dazu aufzustehen, ihn nicht warten zu lassen, und widerwillig erhebe ich mich.
Etwas anderes lässt mich noch einen Augenblick verweilen um die Hand erneut nach Rabiya auszustrecken und meine Finger durch ihr Haar gleiten zu lassen. Ich spüre Deidara's Blick auf mir, bevor seine Schritte sich in Richtung Tür bewegen. Langsam beuge ich mich zu der Marionette und lege meine Lippen leicht auf ihre Stirn. Ich schließe für einen Moment die Augen und nehme ihren Duft in mir auf bevor ich mich dazu zwingen muss, mich von ihr zu lösen.
"Ich bin gleich zurück meine Schöne. Warte auf mich."

Stumm folge ich wenig später Deidara durch das Versteck. Auch er schweigt und das ist mir nur Recht. Meine eigenen Gedanken kreisen eh nur um ein Thema - Rabiya.
Was soll ich nur tun?
Irgendetwas muss es doch geben, das ich tun kann!
Pain höre ich nur halbherzig zu, während er von irgendeiner neuen Mission spricht, den Beginn unseres großen Plans erwähnt und uns viel Erfolg wünscht.
"Treffen wir uns gleich vor dem Ausgang, un?", will Deidara von mir wissen und ich gebe knapp meine Zustimmung.
Ich muss in meine Werkstatt und ein paar Sachen holen. Den dritten Kazekage, Hiruko und eigentlich hätte ich auch Rabiya gerne mit dabei. Doch nicht so, wie sie jetzt ist.
Irgendetwas stimmt da nicht.
Ich grübel noch immer darüber nach, als ich die Rolle des Kazekage und ein paar andere in meinen Taschen verschwinden lasse.
Mein Blick fällt auf die Marionette auf der Werkbank und ich gehe zielstrebig auf sie zu, fahre ihr zart durchs Haar.
"Ich muss gleich los, Rabiya. Ich will Deidara ja nicht warten lassen.", rede ich leise auf sie ein.
Und trotzdem würde ich eigentlich lieber bei ihr sein...
Ihr irgendwie helfen...
Ich würde alles tun, wenn ich nur wüsste was etwas bewirken würde. Langsam beuge ich mich nach vorne und lege meine Lippen sanft auf ihre, verharre einen Moment dort in der Hoffnung sie würde vielleicht doch noch den Kuss erwidern.
Doch sie rührt sich nicht.
Enttäuscht richte ich mich auf und betrachte noch einmal ihre bernsteinfarbenen Augen.
Kalt und ohne Leben...

Augenblicklich wünsche ich mir, dass der Schmerz in meiner Brust endlich nachlassen würde...
Dass es endlich zerspringen und mir das Leid ersparen würde...
Wieso tut es überhaupt so weh?
Zwanzig Jahre lang war alles gut. Mein Leben war kalt aber schmerzfrei...Zumindest relativ.

Hätte ich doch Rabiya niemals geöffnet...
Hätte ich diesen Kristall doch niemals berührt...

Augenblicklich schüttel ich den Kopf.
Nein.
Nein ich bereue es nicht.
Rabiya ist einzigartig und das beste, dass mir seit langer Zeit passiert ist. Treu und ehrlich steht sie an meiner Seite, beschützt mich obwohl sie es nicht muss.
Ja sie ist einzigartig...
Wunderschön, perfekt...
Sie ist wahre Kunst auch, wenn sie in der Lage ist zu fühlen.
Durch den Kristall in ihrer Brust...

Und dann fällt es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen.
Der Kristall!
Er ist Rabiya's Energiespeicher!
Er ist ihr Herz!
Geschwind öffne ich die Marionette und werfe einen Blick hinein. Hinter Schläuchen und Giftpfeilen, Klingen und Stahlseilen finde ich den klaren Stein mit der hauchfeinen Gravur.

Kokoro - Herz.

Ja...
Das muss es sein...
Das starke Leuchten von letztem Mal ist verblasst und nur noch ein leichter Schimmer geht von dem Kristall aus.
Das Chakra, das dort gespeichert war gemeinsam mit all ihren Gefühlen tritt aus. Ohne zu zögern lege ich meine Hand auf den Stein, der angenehm warm an meinen Fingern ist. Ich lasse etwas Chakra von mir auf den Kristall über gehen und das Leuchten nimmt zu.

Es muss funktioniert...
Es muss!
Komm schon, Rabiya.
Wach auf. Bitte!

Püppchen, Püppchen (Sasori FF) || #OlympiaAward 2017 [Wird überarbeitet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt