Auftrag

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Ich irrte schon gefühlte drei Stunden durch diese Gänge und fand nichts. Nur die Krankenstation, an der ich schnell vorbei lief, da ich die schmerzensschreie nicht hören wollte. Ich fand noch die Labore, wo aber niemand drin war. Irgendwann stieß ich mit jemandem zusammen.
"Entschuldigung!", murmelte ich.
"Nichts passiert", entgegnete mein gegenüber.
Als er mich mit seinen nussbraunen Augen anschaute, sah er ganz schön verdutzt aus.
Sieht er zum ersten mal ne Frau, oder warum glotzt er mich so an?
"Geht's dir gut?", fragte ich verwirrt.
"Oh...ähm...'tschuldigung! Bloß sieht man hier nicht so oft eine Frau. Und dann noch eine mit so seltsamen Augen", antwortete er.
"Seltsame Augen?"
Er holte aus seiner Tasche ein Handy und hielt es hoch. Meine Augen spiegelten sich darin. Sie waren Neon türkis.
Hängt vielleicht mit meinen Fähigkeiten zusammen.
Dennoch war ich ziemlich schockiert über diese Farbe. Eigentlich ist diese ja nicht normal.
"Gibt's hier vielleicht eine Cafeteria?", lenkte ich vom Thema ab.
"Klar, komm mit!", sagte er und steckte seine Handy wieder ein.
Ich folgte dem Mann durch die vielen Gänge, als wir dann endlich in einem großen Raum ankamen. An der linken Seite des Raumes war die Essensausgabe. Sofort schnappte ich mir ein Tablett und einen Teller. Auch der Mann nahm sich ebenfalls ein Tablett und einen Teller und stellte sich an.
"Ich bin übrigens Chris!", stellte er sich vor.
"Smoke!", gab ich knapp zurück.
Ich belud meinen Teller mit Spagetti Bolognese. Ich nahm mir noch eine Gabel und einen Löffel und setzte mich dann an einen vierer Tisch. Chris setzte sich zu mir. Ich konnte nicht mehr warten und fing an zu essen. Das schmeckte echt lecker. Als ich nicht mehr so viel Hunger hatte kamen die Fragen in meinen Kopf.
"Wer ist eigentlich der Kerl mit diesem Metallarm?", fragte ich ihn.
Chris hielt kurz inne, bevor er mich etwas irritiert anstarrte.
"Du hast ihn gesehen?", fragte er überrascht.
Unsicher nickte ich, da ich nicht so ganz verstand, was los war.
"Ich hab sogar mit ihm geredet. Aber wer ist er?"
Misstrauisch schaute er sich um, um sich zu vergewissern, dass niemand hier war. Dann lehnte er sich etwas vor.
"Hier bei HYDRA sieht man ihn nicht so oft. Man nennt ihn Winter Soldier. Warum? Das weiß niemand. Er ist für über zwei Dutzend Attentate in den letzten fünfzig Jahren verantwortlich. Hier ist er sowas wie eine Legende, über die man nur sehr selten redet. Er ist hier wie ein Geist. Man sieht ihn eigentlich nie hier irgendwo herum laufen. Deswegen wundert es mich ja auch so, dass du ihn gesehen hast", erzählte er mir alles leise, als ob er nicht wollte dass jemand zuhört.
Nach seiner Erzählung lehnte er sich wieder zurück in seinen Stuhl und aß weiter. Ich hingegen stocherte mit der Gabel in meinem essen herum. Mir war der Appetit irgendwie vergangen.
Über zwei Dutzend Attentate in den letzten fünfzig Jahren. Wie kann das sein? Als ich ihn gesehen habe, sah er gerade mal Ende zwanzig Anfang dreißig.
"Chris, du wirst gebraucht!", rief jemand und holte mich somit aus meinen Gedanken.
"Komme sofort!", erwiderte Chris.
"Wir sehen uns Smoke!", verabschiedete Chris sich und verschwand.
Jetzt war ich allein in der Cafeteria und langweilte mich schnell. Doch ich konnte nicht wirklich etwas machen. Ich wollte nicht zurück in die Trainingshalle, weil da vielleicht der Winter Soldier noch sein könnte. Sonst kannte ich mich hier nicht aus. In mein Quartier wollte ich auch nicht, weshalb ich das Tablett von mir und Chris wegräumte und mich wieder hinsetzte. Ich tippte irgendeinen Rhythmus auf den Tisch, als er auf einmal anfing zu glühen. Erschrocken stand ich auf.
Warum spüre ich die Hitze nicht?
Vorsichtig legte ich meine Hand auf die glühende Stelle, doch ich fühlte nichts. Es tat nicht weh und es verbrannte auch nicht meine Haut. Der Tisch kühlte wieder aus, aber ich war dennoch sehr verwundert, was da gerade passiert war. Ich wollte wissen, was ich noch für Fähigkeiten besaß, also lief ich zurück in mein Quartier, was ich sogar ohne Hilfe schaffte. Dort sperrte ich mich ein und setzte mich im Schneidersitz auf den Boden. Ich machte meine linke Hand zu einer Faust. Dann konzentrierte ich mich auf diese. Als ich sie wieder öffnete loderte eine kleine Flamme auf meiner Handfläche. Es tat einfach nicht weh. Fasziniert betrachtete ich die Flamme in meiner Hand. Plötzlich klopfte es an der Tür. Die Flamme erlosch, da ich mich nicht mehr auf diese konzentriert hatte. Sofort stand ich auf, ging zur Tür und öffnete diese. Rumlow stand da und musterte mich kurz missmutig.
"Pierce möchte dich sprechen!", sagte er monoton.
Was ist denn mit ihm auf einmal los?
Ich ging zu Pierce Büro, der schon sehnsüchtig auf mich wartete. Etwas unsicher setzte ich mich auf den Stuhl, den er mir anbot.
"Sie wollten mich sprechen?"
"Richtig! Ich habe eine Mission für Sie. In einer Einrichtung, außerhalb von Washington D.C. haben ein paar Ingenieure von Shield ein sehr gefährliches Gerät entwickelt. Ich möchte, dass Sie, der Winter Soldier und eine Handvoll Männer dieses Gerät stehlen", berichtete Pierce mir knapp.
"Und wann soll der Einsatz starten?", fragte ich.
"In einer Stunde!"
"Eine Stunde?! Ich bin noch nicht so weit. Ich weiß ja nicht mal, wie man kämpft!", meinte ich leicht hysterisch.
"Da hat Rumlow mir etwas anderes erzählt. Er meinte, Sie können es."
"Das...das war Glück!"
"Glück, oder Sie können es doch! Keine Sorge! Sie sind in Guten Händen, falls was schief laufen sollte. Nun sollten Sie sich etwas vorbereiten. Ich wünsche Ihnen viel Glück!"
"Danke!", beendete ich das Gespräch und verließ das Büro.
Wieder in meinem Quartier kramte ich die Sachen aus dem kleinen Schrank. Ein T-shirt, eine Hose, Gürtel und eine Jacke. Alles war in schwarz. Auf dem rechten Ärmel der Jacke war ein Totenschädel mit Tentakeln in rot genäht. Alles zog ich an, doch ich hatte keine neuen Schuhe bekommen. Das hieß wohl, ich musste in diesen Stiefeln kämpfen.
Ich gehe auf eine Mission und habe keine Ahnung wie man kämpft. Hoffentlich hat Pierce recht.
In dieser Stunde wartete ich in meinem Quartier darauf, dass jemand kam und mich abholte, da ich keine Ahnung hatte, wo ich hin soll. Ich saß auf dem Bett und stellte mir alle möglichen Szenarien vor, was wohl geschehen könnte. Als es an der Tür klopfte, wurde mir bewusst, dass ich jetzt nicht mehr zurück konnte.
Auf geht's!

Back in War (Avengers FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt