Ein Plan

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Im Tower warteten wir auf die anderen. Ich hatte mich etwas abseits von Steve und den anderen auf einen Stuhl gesetzt und schaute in Gedanken versunken nach draußen. Es war gerade mal zwölf Uhr Mittags. Inständig wünschte ich mir, ich wäre heute morgen nicht aufgestanden. Auf einmal tippte mir jemand auf meine rechte Schulter. Etwas erschrocken zuckte ich zusammen.
"Entschuldige! Ich wollte dich nicht erschrecken", lächelte Chris matt.
Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich zu mir.
"Deine Freunde sind nicht wirklich begeistert mich hier zu haben", redete er dann weiter.
"Wäre es eine andere Situation, wäre es vielleicht anders", murmelte ich und schaute zu Steve.
Dieser wendete sofort den Blick von mir ab und fing an, mit Clint und Tony über die jetzige Situation zu reden. Betreten seufzte ich und schaute wieder nach draußen. Steve wusste genauso gut wie ich, über wen Lewis geredet hat.
Bucky.
Doch Lewis hatte unrecht. Egal was ich damals für Bucky empfunden habe, es war weg. Nichts. Eigentlich sollte es Steve ebenfalls klar sein, dass ich nichts mehr für Bucky empfand, doch anscheinend machte er mal wieder einen auf Sturkopf.
"Erklärt mir mal einer, wieso zum Teufel noch eins, ich von der Brooklyn Bridge aus hier her laufen musste?", rief auf einmal Fury sehr aufgebracht in den Raum.
Auch Natascha, Bruce und Thor betraten den Raum.
"HYDRA ist schuld!", gab Tony jemanden mit patzigem Ton die Schuld.
Fury ließ seinen Blick über den Raum schweifen. Sein Blick blieb bei Chris hängen, der sich sichtlich unwohl fühlte. Seine Uniform verriet durch das Zeichen von HYDRA, was auf beiden Oberamen der Jacke eingenäht war sofort, dass er eigentlich nicht hier her gehörte.
"Und wer zur Hölle ist das?", fragte Fury bissig.
"Ein Freund!", antwortete ich.
Bei meiner antwort schnaubte Steve verächtlich.
"Und was ist dein Problem Captain?", richtete ich meine Frage an Steve.
"Nichts! Nur diese Sache mit dem 'er ist ein Freund' stört mich", antwortete er betont gelassen.
Irgendwie war mein Geduldsfaden dabei zu reißen.
"Was? Traust mir nicht?", knurrte ich.
"Doch, doch! Aber als wir letztes mal jemanden als Freund bezeichnet haben, ist er und in den Rücken gefallen. Das ist halt die Sache die mich etwas stört", meinte er mit sarkastischem Unterton.
"Sarkasmus muss wohl eine neue Erfindung sein, wenn du ihn benutzt", gab ich bissig zurück.
"Leute, muss dass jetzt sein?", redete Tony dazwischen.
Er wollte den aufkommenden Streit zwischen mir und Steve wohl irgendwie unterbinden, doch ich ignorierte es.
"Eingentlich nicht, doch Captain Sturkopf, legt es ja drauf an!", antwortete ich genervt.
"Wie bitte? Ich bin ein Sturkopf?", gab er entrüstet zurück, "Du bist doch hier der Sturkopf!"
"Hm...lass mich mal überlegen...nein! Siehst du es denn nicht? Lewis hat das mit Absicht getan. Er will das wir uns streiten. Er will...", ich brach ab.
Meine Wut verwandelte sich in Verzweiflung. Tränen kullerten an meinen Wangen herunter.
"Tut mir leid, ich muss kurz weg!", schluchzte ich und lief so schnell wie möglich zum Lift.
Ich wollte nur weg. Im Lift drückte ich den Knopf für das Stockwerk, wo mein Zimmer war. Dort angekommen, setzte ich mich auf mein Bett. Ich hatte eigentlich nicht mehr viel Zeit, aber ich wusste nicht mehr weiter. Wenn ich mit Lewis gehe, kann man HYDRA nicht mehr aufhalten. Doch wenn ich hier bleibe, wird jeder meiner Freunde sterben.
Was mache ich jetzt?
Auf einmal ging die Tür zu meinem Zimmer auf und Steve kam rein. Er kniete sich vor mich hin und schaute mich entschuldigend an.
"Leila, ich wollte nicht mit dir streiten. Bloß das was Lewis da auf der Straße erzählt hat. Dass du eigentlich jemand anderen lieben würdest..."
"...ist nicht wahr!", unterbrach ich Steve's Entschuldigung, "Egal was ich damals für Bucky empfunden habe, es ist weg. Ja, ich mache mir Sorgen um ihn, aber auch nur weil er in den fängen von HYDRA ist und ich weiß was HYDRA einem antun kann. Lewis hat das alles nur erzählt, damit wir uns streiten und ich deswegen etwas unüberlegtes tue. Steve ich liebe dich! Und niemand wird daran etwas ändern!", sprudelte es aus mir heraus.
Erst im nachhinein bemerkte ich, was ich da gesagt hatte.
Was mach' ich jetzt?
"Ich...ähm...ich...", stammelte ich.
Er lächelte nur und küsste mich sanft. Als er sich wieder von mir löste, strich er mir sanft eine Strähne aus meinem Gesicht. Er lächelte immer noch.
"Ich liebe dich auch!", flüsterte er und küsste mich nochmal.
Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich war so froh, dass er das selbe empfand wie ich.
"Wenn ihr zwei fertig seid, mit diesem liebesquatsch, wärt ihr dann so freundlich wieder hoch zu kommen?", funkte Tony dazwischen.
Eigentlich wollte Steve sich nicht von mir lösen, aber Tony zwang uns mit seiner Anwesenheit dazu. Wir lösten uns also voneinander und folgten Tony zurück nach oben. Als die Türen des Lifts aufgingen, hatten wir sofort die ganze Aufmerksamkeit.
"Und? Habt ihr euren Streit beigelegt?", fragte Clint.
Bestätigend nickte ich.
"Gut, dann können wir ja jetzt besprechen, wie wir weiter vorgehen", meinte Fury.
Plötzlich wie aus dem nichts tauchte Katharina auf. Wir alle hatten einen leicht geschockten Gesichtsausdruck, während Katharina uns völlig perplex anstarrte.
"Hab ich was verpasst?", fragte sie in die Runde.
Ohne weiter zu warten fing ich an ihr alles zu erklären. Natürlich glaubte sie mir nicht. Erst mit hilfe der anderen glaubte sie mir halbwegs. Mittlerweile waren fünfunddreißig Minuten vergangen und wir hatten immer noch keinen Plan. Und in fünfundzwanzig Minuten wird Lewis kommen und sich meine Entscheidung anhören.
"Was machen wir jetzt?", fragte Tony.
Keiner von uns wusste nicht mehr weiter. Egal wie man darüber nachdachte, alles würde sich zum schlechten wenden, egal wie ich mich entschied.
"Ich werde mit gehen!", murmelte ich.
"Was?", erntönte es von allen gleichzeitig.
"Ich habe keine andere Wahl. Wenn ich nicht mit Lewis mit gehe, dann sterbt ihr alle!", versuchte ich meine Entscheidung zu erklären.
"Und wenn du mit gehst, wird noch was schlimmeres passieren!", warf Clint.
Irgendwie verfielen wir alle in eine hitzige Diskussion, außer Katharina und Chris, die sich ganz geschickt raus hielten. Die Diskussion wurde so schlimm, dass wir nicht mehr mitbekamen, dass Katharina und Chris uns riefen. Plötzlich traf Clint ein Schneeball voll ins Gesicht und wir verstummten schlagartig. Ich drehte mich zu Katharina um, die verlegen zu Boden schaute. Auch wenn es der falsche Moment war, so musste ich ein grinsen unterdrücken.
"Tschuldigung! Eigentlich wollte ich Leila treffen", nurschelte sie.
"Das mit dem zielen musst du noch üben. Und weshalb hast du mir jetzt einen Schneeball ins Gesicht geworfen?", brummte Clint und wischte sich den geschmolzenen Schnee aus dem Gesicht.
"Na ja...ich weiß nicht genau, was Lewis, oder HYDRA vor hat, aber ich weiß wo er sein wird. In der Schweiz, in einem alten Versteck von HYDRA", erzählte Katharina.
Steve und ich wussten genau wovon sie sprach. Dem alten Hauptquartier von HYDRA im zweiten Weltkrieg. Dort wo alles angefangen hatte.
"Ihr zwei wisst doch was, oder?", fragte Natascha misstrauisch.
"Ich glaube Katharina meint das alte Hauptquartier von HYDRA im zweiten Weltkrieg!", antwortete Steve.
"Ja, genau!", bestätigte sie.
"Ich dachte es wurde von der SSR zerstört!", meinte Fury nachdenklich.
Alle schauten mich auf einmal fragend an.
"Heute ist wirklich ein tolles Wetter, meint ihr nicht auch?", versuchte ich irgendwie ein anderes Thema einzuschlagen.
Leider ohne Erfolg. Irgendwie fühlte ich mich in diesem Moment wie ein Kind, was dabei erwischt wurde, Süßigkeiten zu klauen und es aber dennoch versucht zu leugnen. Entnervt seufzte ich dann, da ich wusste, dass es aussichtslos war.
"Die SSR hat es nicht zerstört. Sie haben es lediglich abgesperrt, für den Notfall, falls sie eine geheime Basis brauchten", gestandt ich.
"Und Sie kommen erst jetzt darauf es uns zu erzählen?", fragte Fury mit einem gereizten Unterton.
"Voher stand das nicht zur Debatte! Das kann ich doch nicht kommen sehen, dass HYDRA dort alles wieder aufgebaut hat. Ich bin doch nicht Gott!"
Den letzten Satz murmelte ich eher zu mir selbst. Alle schauten mich etwas ungläubig an.
"Was?! Als ob ihr noch nie etwas verheimlicht habt!", gab ich patzig zurück.
"Leila hat recht! Doch wie geht es jetzt weiter?", gab Steve mir recht.
Plötzlich hatte ich einen Geistesblitz.
"Katharina, wie bist du eigentlich hergekommen?", fragte ich interessiert.
"Ähm...na ja...eine meiner Fähigkeiten ist teleportation. Wieso?", antwortete sie sichtlich verunsichert.
Ein lächeln huschte mir über meine Lippen, da das genau in meinen Plan passte.
"Wenn du einen Plan hast, dann weih uns bitte ein!", sagte Natascha.
"Also, wenn Lewis auftaucht, bringt er mich höchstwahrscheinlich zur Basis. Zusammen mit Katharina könnt ihr mir folgen und dort können wir dann alles zu Ende bringen!", erklärte ich grob meinen Plan.
"Und was, wenn er dich woanders hin bringt?", fragte Clint skeptisch.
"Für so einen ähnlichen Fall habe ich mir eine Kleinigkeit ausgedacht", meldete Tony sich zu Wort.
Kurz verschwand er. Als er wiederkam hatte er ein paar Stiefel bei sich, die exakt wie meine aussahen, die ich gerade an hatte.
"Ein paar Stiefel! Wirklich?", fragte ich unbegeistert.
"Nein...doch, ja es sind Stiefel, aber diese habe ich ein bisschen abgeändert. Ich habe einen Peilsender in die Sohle eingearbeitet. Kein Gerät kann diesen Orten, außer man hat die richtige Frequenz, die HYDRA nicht hat. Wenn also Lewis dich doch woanders hin bringt, wissen wir es sofort!", erklärte Tony.
Etwas skeptisch nahm ich das paar Stiefel entgegen, zog ich meine alten aus und die neuen anschließend an.
"Und das klappt wirklich?", fragte Steve unschlüssig.
"Muss es! Das ist die einzige Chance HYDRA endlich aus der Welt zu schaffen!", entgenete ich etwas enthusiastisch.
Die Stunde war fast rum. Wir hatten zwar einen Plan, doch irgendwie war ich nicht ganz begeistert davon. Ich wusste nicht so genau woher dieses misstrauen kam, aber es war da.
Ich wollte mich noch irgendwie bei Steve verabschieden. Auch wenn es kein Abschied für lange Zeit war, sollte ich es dennoch tun.
Also ging ich zu Steve, nahm seine rechte Hand zog ihn ein Stück weg von den anderen. Ungefähr einen Meter vor dem Lift blieben wir stehen.
"Leila, was wird das?", fragte er mit einem besorgtem Unterton.
"Ein abschied...irgendwie", lächelte ich unsicher, "auch wenn es nicht für lange Zeit ist!"
Steve erwiderte mein lächeln, wenn auch etwas zögerlich.
"Es wird alles gut!", flüsterte er, um mich wahrscheinlich aufzumuntern.
Sanft legte er seine linke Hand auf meine Wange und küsste mich. Dieses Gefühl, als er meine Lippen berührte gab mir den halt, den ich jetzt brauchte.
"Aww, wie süß ihr zwei doch seid! Doch die Zeit ist um!", sagte plötzlich spöttisch jemand. Erschrocken löste ich mich von Steve und blickte in Lewis Gesicht dessen grinsen nur so von Spott triefte.
"Und, wie hast du dich entschieden?", fragte Lewis dann.
"Ich geh mit!", antwortete ich knapp.
Ein überraschter Blick huschte über Lewis' Gesicht, doch dann fing er wieder an zu grinsen.
"Nun gut! Dann wollen wir mal!", verkündete er freudig.
Grob packte er mich an meiner Schulter und plötzlich war ich nicht mehr im Tower, sondern in Schmidts Büro.

Back in War (Avengers FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt