Ein Schatten aus der Vergangenheit

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Mit verweinten Augen schaute ich hoch. Es war Steve, der an der Tür stand und mich misstrauisch musterte. Er sah ausgelaugt aus, als ob er schon seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen hätte.
"Bist du es wirklich?", fragte er mit leicht brüchiger Stimme.
"Wie soll ich es dir beweisen? Du glaubst mir doch eh nicht!", schnaubte ich.
"Da hast du wohl recht!", murmelte er leise.
Langsam kam er auf mich zu. Kurz vor dem Glaskasten blieb er stehen. Er schien sich nicht sicher zu sein, was er machen sollte. Irgendwie unsicher.
"Was? Hast du Angst, ich springe auf einmal durch das Glas und bringe dich um?", fragte ich verächtlich.
Ich dachte, ich hätte ein leichtes nicken seinerseits erkennen können, was mich Schnauben ließ. Es tat mir weh, dass Steve nicht erkannte, dass ich wieder ich war, weshalb ich mich umdrehte und mich mit dem Rücken an die Glasscheibe lehnte. Ich hoffte irgendwie, dass er ging, aber stattdessen setzte er sich ebenfalls mit dem Rücken an die Glasscheibe gelehnt hin.
"Was willst du noch?", fragte ich entnervt, "Willst du mir auch ein paar Stromschläge verpassen? So wie Clint vorhin?"
Darauf erwiderte Steve nichts. Doch sein Herzschlag verriet, dass er es nicht gewusst hatte. Es trat Schweigen ein, was ich ehrlich gesagt genoss. So konnte ich mich von den Stromschlägen erholen. Doch eines ging mir nicht aus den Kopf.
Shield hat eigentlich dieses Serum, was mir die Kräfte nahm nicht. Also, warum hat das mit den Handschellen nich geklappt?
"Wieso konnte ich die Fesseln nicht schmelzen?", fragte ich.
"Stark hat sie entwickelt!", war seine knappe Antwort.
Natürlich, Stark!
Wieder trat schweigen ein. Ich ließ meine Gedanken schweifen. Durchforstete meine Erinnerungen. Ich hatte noch ein paar Lücken, aber diese würden, so wie beim letzten mal wiederkehren. Dann fiel mir wieder Peggy ein, die mir das mir Steve erzählte. Wie er ein Date mit Fondue verwechselt hatte und ich es ihm auch noch unter die Nase gerieben habe. Ich musste schmunzeln. Wie er mit rotem Kopf dann verschwunden war.
"Manchmal fehlen mir die 40er! War ne echt tolle Zeit!", fing ich an, von längst vergangener Zeit zu schwärmen, "Damals waren auch die Leute freundlicher. Und du hattest da noch null Ahnung von Frauen. Wie man Fondue mit einem Date verwechseln kann. Den ganzen Tag musste ich deswegen grinsen. Aber mal ehrlich, wie kommt man darauf?"
"Was hast du gesagt?", fragte er irritiert.
"Was? Das du damals null Ahnung von Frauen hattest?"
"Nein! Das andere. Das mit dem Fondue. Das weiß kaum einer", murmelte er leise zu sich selbst.
Dann stand er auf und verschwand. Verwirrt schaute ich zur Tür, die einen Spalt offen stand.
Hat er gerade kapiert, dass ich mich wieder erinnere?
Nach kurzer Zeit öffnete sich der Ring um meinen Hals. Sofort warf ich das verfluchte Ding ans andere ende der Zelle. Als gefühlt eine Stunde vergangen war, hörte ich draußen auf dem Gang zwei Leute streiten. Je näher die Stimmen kamen, desto mehr erkannte ich, dass sich Tony und Steve wieder einmal stritten.
Tun die auch mal was anderes?
"Du hast doch einen knall! Wie kannst du dir bitte sicher sein, dass sie sich wieder erinnert, indem sie Fondue sagt?", fragte Tony ziemlich aufgebracht.
"Es geht um die Geschichte hinter dem Wort. Davon wissen nur Peggy, dein Vater und Leila, was dahinter steckt", erwiderte Steve.
"Ach ja? Und was ist das für eine Story?", fragte Tony skeptisch.
"Damals habe ich...Fondue mit einem Date verwechselt", antwortete Steve kleinlaut.
"Leila hat recht! Du hattest damals wiklich keine Ahnung von Frauen!"
"Danke Tony!", bedankte sich Steve genervt.
"Kein Problem Kumpel! Aber ich traue dennoch deinem Urteilsvermögen nicht. Was wenn sie dir nur was vormacht?"
"Was wäre, wenn ihr einfach mal mit mir reden würdet?", rief ich dazwischen.
Beide betraten den Raum. Tony schien nicht ganz von mir überzeugt zu sein. Er kam näher und funkelte mich skeptisch an. Kurz vor der Zelle blieb er stehen.
"Was hab ich gesagt, als wir uns kennenlernten?", frage er.
"Tony, ist das dein ernst?", meldete sich Steve.
"Nein, nein! Schon gut Steve. Wenn es ihm hilft, mir wieder zu vertrauen, dann beantworte ich gerne seine Frage", beruhigte ich ihn.
"Als Steve mich euch vorstellte, hast du einen ziemlich dämlichen Witz darüber gerissen, dass ich eigentlich alt und verschrumpelt sein müsste. Du warst der einzige, der darüber gelacht hatte", beantwortete ich Tony's Frage.
Er brauchte erst mal einen Moment, damit ihm alles wieder einfiel. So ganz schien er mir noch nicht zu vertrauen, aber fürs erste reichte es aus, damit er endlich die Zelle öffnete. Sofort stürmte ich auf Steve zu und fiel ihm in die Arme. Unwillkürlich fing ich an zu weinen. Ich war so froh, dass er mir endlich glaubte. Ich vergrub meine Finger in dem Stoff seiner Uniform. Steve vergrub sein Gesicht in meinen Haaren.
"Steve, es tut mir so leid!", schluchzte ich.
"Leila, schon gut! Du konntest nichts dafür", flüsterte er.
Ich löste mich von ihm und schaute ihm in die Augen.
"Doch Steve! Alles was ich getan habe, habe ich mit reiner Absicht getan. Fast hätte ich dich getötet und wäre Tony nicht gewesen..."
"Nein! Leila, hör mir zu!", sagte er sanft und nahm mein Gesicht in seine Hände.
"HYDRA hat dich dazu gebracht. Du warst das nicht! Ich weiß, dass du niemals abgedrückt hättest!", redete er sanft weiter.
Ich nahm seine Hände von meinen Wangen und schaute ihn ernst an.
"Bist du dir da wirklich sicher?", fragte ich mit zittriger Stimme.
Ich konnte ihm nach dieser Frage in die Augen schauen. Mit Tränen in den Augen, lief ich an ihm vorbei nach draußen auf den Gang. Von dort aus lief ich weiter. Es war nicht der Tower das stand fest. Dieses Gebäude war riesig. Die Gänge waren breit und führten in verschiedenen Räume. Nach einer Weile konnte ich einfach nicht mehr und ich blieb stehen. Wütend schlug ich gegen die harte Steinwand. Ich schlug so lange mit der Faust gegen die Wand, bis meine Knochen schmerzhaft pochten. Die Haut an meinen Knöcheln war aufgeschürft und blutete etwas. Doch es veheilte sofort wieder. Ein kleiner Blutfleck blieb jedoch an der Wand. Heiße Tränen flossen an meinen Wangen herunter. Ich setzte mich auf den Boden und versuchte wieder runter zu kommen. Mein Puls raste und ich fühlte mich völlig durch den Wind. Ich konnte nur knapp meine Feuerkräfte unter Kontrolle halten. Das alles hatte ich schon mal durchgemacht. Diese intensiven Gefühls Schwankungen. Dieser nagende Zweifel an mir selbst. Ich hörte, wie jemand kam, doch ich wollte nicht gehen. Ich blieb sitzen und wartete, bis der jenige an mir vorbei gelaufen war. Doch es war Sam der kam, was wohl bedeutet, ich werde keine Ruhe bekommen. Er setzte sich rechts neben mich hin.
"Was willst du Sam?", fragte ich niedergeschlagen.
"Mit dir reden! Du musst mit Steve reden! Als du weg warst, hat er unermüdlich nach dir gesucht. Er hat kaum was gegessen und getrunken. Wir mussten ihn fast zwangs ernähren. Auch wenn er es nicht laut ausspricht, doch so sieht man es ihm einfach an, dass er dich liebt. Egal was du ihm nicht erzählen willst, tu es einfach. Vielleicht würde dir es auch gut tun!", sagte Sam ganz ruhig.
Ich war verblüfft von seinen Worten. Sam hatte recht. Ich war es Steve schuldig mit ihm zu reden. Ich nickte Sam zu und stand auf. Auch er stand auf und deutete mir sofort ihm zu folgen. Wir folgten einigen Gängen bis wir in einen kamen, dessen eine Wand völlig aus Glas bestand. Man konnte auf einen großen Flugplatz schauen, auf dem vereinzelt Jets standen. Hinter dem Flugplatz war eine grüne Wiese, die an einen Wald angrenzte.
Der Gang führte in einen riesigen Aufenthaltsraum. Vereinzelt saßen hier Soldaten, die mich alle misstrauisch musterten. Ich fand Steve auf einer Couch am anderen Ende des Raumes sitzen. Sofort ging ich auf ihn zu, ohne den anderen Soldaten irgendwelche Beachtung zu schenken.
Einen Meter vor der Couch blieb ich jedoch stehen. Mein Herz rutschte mir in die Hose.
Was soll ich bloß sagen?
"Hey, Steve!", murmelte ich.
Er schaute zu mir, etwas erschrocken mich zu sehen.
"Leila? Was...?"
"Steve, bevor du anfängst zu reden, möchte ich zuerst etwas sagen", sagte ich zögerlich.
Er nickte und ich setzte mich zu ihm auf die Couch.
"Weißt du, als mir das erste mal das Gedächtnis gelöscht wurde war ich, wie...wie ein naives Kind, das alles glaubte, was man mir erzählte. Als ich mich dann wieder erinnerte, war ich ständig gereizt. Meine Gefühle spielten verrückt. Und auch meine Kräfte spielten verrückt. Dann...dann traf ich auf eine junge Frau. Ihr name war Sophie. Sie wollte mir helfen, genauso wie du. Doch einmal hatte ich mich nicht mehr unter Kontrolle. Meine Kräfte nahmen die überhand und ich...ich...", meine Stimme brach ab. Tränen kullerten an meinen Wangen herunter. Sanft nahm Steve meine Hände und zog mich zu sich. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und wischte die Tränen weg.
"Ich.. ich hab sie umgebracht, genauso wie ein dutzend weitere. Eine Feuerwelle ging von mir aus. Sie hatte Ähnlichkeiten mit einer Atombombe. Am nächsten Morgen wachte ich inmitten eines Kraters auf, völlig mit Asche bedeckt. Bevor irgendwelche Spezialeiheiten kamen, haute ich von dort ab. Seit dem habe ich solche Angst, dass es wieder passiert. Das ist wahrscheinlich der Grund, wieso HYDRA mich haben wollte. Und es ist auch ein Grund, wieso ich meine Kräfte so selten wie möglich einsetze", erzählte ich Steve alles mit zittriger Stimme.
In seinem Blick spiegelte sich Mitleid wieder. Sanft zog er mich in seine Arme. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge und fing wieder an zu weinen. Aber diesmal nicht aus Trauer, Wut oder Frust, sondern aus Erleichterung. Es fühlte sich so befreiend an, sich dieses Kapitel meines Lebens von der Seele zu reden.
"Leila, es tut mir so leid!", flüsterte er, "Doch musst du das nicht alleine durchstehen. Ich bin für dich da!"
Ich löste mich von ihm und lächelte ihn dankbar an. Sanft strich er eine Strähne, die mir ins Gesicht gerutscht war, weg und küsste mich. Ich erwiderte den Kuss. Ich fühlte mich in diesem Moment so sicher bei ihm. Ich löste mich von ihm, um etwas Luft zu holen. Er lehnte seine Stirn gegen meine.
"Ich wollte nach Hause fahren. Willst du mitkommen?", raunte er.
Ich nickte. Hier wollte ich nicht bleiben und bei Steve zu sein, war alles was ich wollte. Wir beide standen auf und gingen in die Garage, wo Steves Motorrad stand. Steve stieg auf seine Maschine. Ich setzte mich hinter ihn und schlang meine Arme um seine Mitte. Es war bereits dabei zu dämmern, als wir nach Brooklyn fuhren, wo seine Wohnung war. Als wir ankamen stellte er seine Maschine vor dem Wohnblock ab und führte mich dann in seine Wohnung. Seine Wohnung war etwas modern, aber auch ein stück altmodisch eingerichtet. Es passte zu ihm. Als er die Tür geschlossen hatte, ging ich zu ihm und schlang meine Arme um seinen Hals. Ich legte meine Lippen auf seine. Er erwiderte den Kuss. Sanft, aber bestimmend drückte er mich gegen die Wand. Er löste sich von meinen Lippen und küsste meinen Hals entlang, was mich aufstöhnen ließ. Ich vergrub meine Hände in seinen weichen Haaren, während seine über meinen Rücken fuhren, was ein angenehmes Kribbeln auf meiner Haut hinterließ. Er machte eine kurze Pause, um Luft zu holen und nutzte die Gelegenheit um mir mein Shirt auszuziehen, was ich bei ihm auch tat. Er presste seine Lippen wieder auf meine und hob mich hoch. Sofort umklammerte ich seine Hüfte mit meinen Beinen. Er trug mich in sein Schlafzimmer, wo wir mehr taten, als uns nur zu küssen...
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Hallo ihr Lieben♡,
Die Schule hat bei mir nun wieder angefangen und ich fühle mich schon wieder etwas neben der Spur. Aber na ja...
Ich hoffe auf jeden Fall, dass euch das Kapitel gefällt. Schreibt es doch mal in die Kommentare.
Ich wünsche euch noch einen schönen Tag/Abend etc. ♡
LG Aiko

Back in War (Avengers FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt