Schreibtipps & -tricks

11.2. Reittiere

In ziemlich vielen Büchern gibt es Reittiere, die unseren Protagonisten von A nach B bringen. Hier geht es also nicht um einfache tierische Begleiter; Drachen sind auch ausgenommen, weil wir über die ja schon geredet haben. Immer wieder sehe ich nämlich, dass ausschließlich Pferde als Reittiere benutzt werden, was auch irgendwie das naheliegendste ist, aber wenn ihr ein Fantasy-Buch schreibt, gibt es doch so viele weitere Möglichkeiten! Und selbst wenn euer Protagonist ein Pferd hat, sehe ich häufig Sachen, die ziemlich falsch gemacht werden. Fangen wir also einfach mal mit dem Standard an: Dem Pferd.

Pferd ist nicht gleich Pferd.

Es gibt starke Arbeitspferde, die ziemlich muskulös und groß sind, um Pflüge oder Kutschen ziehen zu können. Man kann zwar auf ihnen reiten, aber das war insbesondere früher eher unüblich. Sie wurden nicht zum Reiten gezüchtet, sondern zum Arbeiten.

Ähnlich stark sind Lastpferde, die die Lasten nicht ziehen, sondern tragen. Also zum Beispiel Säcke mit Getreide oder Eimer voll Wasser. Bei langen Reisen haben sie en Proviant getragen. Zum Reiten waren sie auch nicht sonderlich geeignet.

Dann gibt es Pferde, die zwar auch stark, aber nicht so riesig und »unhandlich« sind. Das waren die sogenannten Schlachtrösser, die vor allem im Mittelalter im Kampf geritten wurden. Sie mussten stark genug sein, um einen Ritter samt Rüstung zu tragen, und auch bestens ausgebildet sein, damit sie in der Schlacht nicht durchdrehen (ja, Pferde sind Fluchttiere!). In der Regel waren solche Pferde ziemlich teuer.

Es gibt auch Pferde, die für das Zurücklegen langer Strecken gezüchtet wurden. Sie waren eher schlanker gebaut und hatten eine gute Ausdauer, um möglichst lange über Stock und Stein zu traben. Denkt daran: Lange heißt nicht unbedingt schnell! Ein Marathon wird anders gelaufen als ein Sprint! Dies sind die typischen Reisepferde, die eure Hauptfiguren vermutlich haben werden.

Natürlich gibt es auch besonders schnelle Pferde, die ebenfalls schlank gebaut sind. Sie wurden vor allem für Boten (sozusagen die Post) gezüchtet oder allgemein für Menschen, die schnell von einem Ort zum anderen mussten. Auch in Schlachten wurden sie verwendet, wenn ein schneller Angriff gefragt war. Sie können mittelmäßig lange Strecken in kurzer Zeit zurücklegen, sind danach aber meistens richtig K.o. und brauchen eine längere Pause.

Und zuletzt gibt es auch Turnierpferde, die eine Mischung aus diesen drei vorherigen Pferden sind. Sie wurden, wie der Name schon sagt, vor allem von Rittern bei Turnieren geritten. Sie sollten stark genug sein, um einen Reiter samt Rüstung tragen zu können, aber gleichzeitig auch flink und wendig. Knappen und Lehrlinge hatten oft so ein Pferd, weil es relativ billig war.

Vielleicht merkt ihr, dass ich hier keine Pferderassen nenne XD Es gibt einfach zu viele von ihnen und einige lassen sich auch nicht genau einer dieser Kategorien zuordnen, weil sie erst später gezüchtet worden sind. Die Pferde heutzutage müssen ja nicht mehr wirklich irgendeine Art von Arbeit verrichten, weswegen viele von ihnen vor allem nur für den Sport gezüchtet worden sind. Besonders schnell, besonders schöne Gangart, besonders hohe Sprünge, besonders schöne Musterung usw. Damals waren Pferde eher funktional und hatten eine bestimmte Aufgabe.

Wenn euer Protagonist ein Pferd als Reittier hat, solltet ihr also wissen, wofür es ursprünglich gezüchtet wurde. Entsprechend wird es gut in einer Sache und schlecht in einer anderen Sache sein. Das schnellste Pferd eurer Welt kann unmöglich gleichzeitig auch das stärkste sein (außer, es wurde irgendwie verzaubert oder so).

Ein paar weitere Sachen über Pferde, die häufig vergessen oder übersehen werden:

Wie ich bereits gesagt habe, sind Pferde FLUCHTTIERE! Das bedeutet, dass sie bei dem geringsten Anzeichen einer Gefahr zu fliehen versuchen. Es ist also ziemlich unrealistisch, dass ein Pferd ruhig stehen bleibt und auf seinen Reiter wartet, wenn um es herum gerade die Erde explodiert. AUSSER es wurde dazu ausgebildet. Schlachtrösser werden zum Beispiel von Klein auf an laute Geräusche gewöhnt. Trotzdem kann natürlich auch ein Schlachtross durchdrehen, wenn es etwas sieht oder hört, das ihm vollkommen unbekannt ist. Angenommen, euer Schlachtross wurde an das Klirren von Schwertern, Schreie, Gepolter usw. gewöhnt, aber dann kommt plötzlich ein brüllender Troll auf es zu, das es noch nie gesehen hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass es dann trotz der guten Ausbildung die Flucht ergreift, ist ziemlich hoch.