Kapitel 15

211 25 5
                                    

Blinde Kuh, Bierpong, russische Post. Nun war sieben Minuten im Himmel an der Reihe. David befüllte drei Schüsseln mit Zetteln, eine Schüssel für die Mädchen, eine Schüssel für die Jungs und eine für die Aufgabe, die sie in den sieben Minuten im Schrank ‚meistern' mussten. Zuerst verschwanden Jeffrey und Alex im Schrank, sie sollten Shirts tauschen. Konnte interessant aussehen, Alex in einem überlangen ‚The walking Dead' Shirt und Jeffrey in einem Horror-Mickey-Mouse-Shirt, das ihm vermutlich zu klein war. In den sieben Minuten unterhielt ich mich angetrunken mit Lucas, der noch mehr Alkohol intus hatte als ich. Lallend schilderte er mir die Umstände seines Rauswurfs aus dem Internat, denen ich nur halb folgte, da ich dauernd von irgendeinem knutschenden Pärchen angerempelt wurde. „Und dann bin ich geflogen", erklärte mir mein Gegenüber undeutlich, während ich mich wütend umdrehte. David und Candy saßen hinter mir und hätten sich vermutlich sofort ausgezogen, hätte Mike nicht das Ende der sieben Minuten verkündet. Alex und Jeff stolperten mit geschwollenen Lippen und getauschten Shirts aus dem Schrank und zogen munter die nächsten Kandidaten. Mike und ich. Klasse. Ein Lichtblick in dieser Situation war die Tatsache, dass ich ihm mit kleinen Haargummis eine Frisur machen durfte. Die Schranktüren schlossen sich hinter uns und Mike sah mich abwartend an. „Setzen", befahl ich. Brav setzte er sich und ich machte mich an seinen seidigen Haaren zu schaffen. „Eigentlich bist du ganz cool", nuschelte min Nachbar, als sein erstes Zöpfchen fertig war. Zögernd beugte ich mich zu ihm runter, um mein Werk zu betrachten, ging aber nicht auf seine Worte ein. Er sah aus wie ein Einhorn. „Nein wirklich! Ich mag dich", lallte Mike noch undeutlicher als Lucas. „Wie viel hast du getrunken?", fragte mich misstrauisch, während ich ihm das zweite Haargummi in die Haare machte. „Nicht so viel. Okay. Doch viel. Verpetzt du mich jetzt?", war die Antwort. Grinsend holte ich ein neues Haargummi aus meiner Hosentasche. „Vielleicht." „Das würdest du nicht tun!" Entsetzt entriss er seinen Kopf meinen Händen und sah mich panisch an. Seine übliche Rolle hatte er ganz vergessen. „Doch. Vielleicht. Nein." „Zeit ist um!", brüllte jemand von draußen. Erleichtert ging ich aus dem stickigen Schrank hinaus.

French Kiss war das letzte Spiel des Abends, mittlerweile war es schon 2 Uhr nachts. Brav stellten sich alle Mädchen in einer Reihe auf und ließen sich von den Jungs die Augen verbinden. Noah verband meine Augen, wobei er einzelne Strähnen meiner Haare ausversehen mitverknotete. Dann gingen alle aus dem Raum. Im Kopf ging ich noch einmal die ‚Regeln' durch: Eine Ohrfeige bedeutet „Ich hasse dich", ein Kuss auf die Wange „Ich mag dich" und ein Kuss auf den Mund beziehungsweise ein Zungenkuss „Ich liebe dich" oder „Ich steh auf dich". Das konnte ja heiter werden, insbesondere der Tatsache, dass ich alle erst seit heute kannte. Die Tür flog auf und ich beschränkte meine Sinne auf das Hören. Einen Kuss auf die Wange konnte ich ausmachen, dann ein längerer Zungenkuss. Erneut ein Kuss auf die Wange. Dann war ich an der Reihe. Ein Kuss auf die Wange. Weitere Wangenküsschen. Nächste Person. Wangenküsse, inklusive mir, eine liebevolle Ohrfeige auf die ein Kuss folgte. Nächster. Wangenkuss, Kuss, Wangenkuss, Wangenkuss. Dann kam die Person bei mir an, und ich konnte sie selbst ohne Sehvermögen als David ausmachen. Er legte seine Lippen kurz auf meine, ehe er weiterging. Okay. Wieder ein Wangenkuss, dann das Schließen der Türe, auf das das Öffnen derselben Tür folgte. Erneut hauptsächlich Wangenküsse, auch bei mir. Nur das Mädchen rechts von mir, Alex, bekam einen Kuss auf die Lippen. Nächster. Wangenkuss, Ohrfeige, Wangenkuss. Dann stand der Junge vor mir, und ich konnte ihn nur schlecht identifizieren. Der Duft, der an ihm haftete, kam mir im betrunkenen Zustand nicht bekannt vor. Der Kerl legte seine Hand mit leichtem Druck auf meine Wange, ließ sie dann auf meine Schulter fallen. Unmittelbar danach spürte ich weiche Lippen auf meinen, und in mir explodierte etwas.

BlondinenwitzeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt