Kapitel 3

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In der Erwartung, Alex würde mir die Tür öffnen, klingelte ich bei den Times (ganz ehrlich, wer heißt denn so?!). Doch vor mir stand Mike, der zerrissene Hosen und die für ihn typische Cap trug. Sonst nichts. Kein T-Shirt, keine Schuhe, ja nicht einmal Socken! Demonstrativ sah ich in sein Gesicht. Wenn ich jetzt auf seinen Oberkörper gucken würde, würde das große Starren beginnen. Wie ich es hasste, ein Mädchen zu sein. Zugegeben, ich hasste andere Menschen auf Anhieb, dennoch war ich ein weibliches Wesen, das des Öfteren schwach wurde, wenn es attraktive Männer ohne Shirt sah. "Elena. Kommst du mich besuchen?", fragte dieser arrogante Mistkerl in einem unschuldigen Tonfall. "Wenn ich dich besuchen würde, was nicht der Fall ist, würde ich eine Kotztüte mitbringen. Wir wollen doch nicht, dass ich die kostbaren Gegenstände in deinem Zimmer vollkotze, wenn ich dich sehe, oder?", gab ich zuckersüß zurück und machte Anstalten, mich an ihm vorbeischieben zu wollen. Mike jedoch blieb selbstsicher im Türrahmen stehen, also lief ich gegen ihn. Mit voller Wucht. Wie peinlich! "Lass. Mich. Rein.", knurrte ich wütend. Wo war denn nur Alexandra wenn man sie brauchte?! "Tut mir Leid, hattest du etwas gesagt?" Du darfst ihn nicht schlagen. Nicht jetzt, nicht hier. Nicht. Schlagen. Gottseidank erblickte ich keine Sekunde später Alex, die lässig auf uns zugeschlendert kam. "Elena! Komm mit hoch, der Film wartet schon. Ich habe mich schon gefragt, wann du kommst!", beendete sie unsere 'Diskussion' mit einem verächtlichen Seitenblick in Mikes Richtung. Ich hatte bereits gestern herausgefunden, dass sie definitiv nicht dem 'Mike Time Fanclub' angehörte. Warum wusste ich nicht. Also, abgesehen von der Tatsache, dass er ein Arschloch war. Dankbar löste ich mich vom Anblick des halb nackten Mikes und folgte seiner Schwester die weiße Treppe hoch, die in einem ebenfalls weißen Foyer stand. Alex' Zimmer war gemütlich eingerichtet, alle Möbel waren weiß und die Wände sowie die Decke waren pink. Elizabeth würde es hier gefallen. Schmunzelnd warf ich einen Blick aus dem Fenster. Ich konnte direkt in mein Zimmer sehen, die Sprüche an der Wand waren von hier aus perfekt zu erkennen. Schlagartig wurde ich rot. Ich war es nicht gewohnt, dass andere meine Bilder betrachten konnten. Normalerweise hielt ich sie stets unter Verschluss, insbesondere vor Fremden. "Also, wir gucken Hangover und ich habe Snacks neben das Bett gestellt." Alex zeigte mit einer übertrieben deutlichen Geste auf den Boden neben dem großen Bett, auf dem sich haufenweise Kalorienbomben tummelten. Erfreut bemerkte ich die zwei Flaschen Bier, die etwas abseits der Snacks standen. "Ach ja, erzähl Mike ja nicht, dass ich sein Bier geklaut habe", ergänzte meine neue Freundin, während sie den Film startete.

"Alex?", flüsterte ich, als der Film aus war und der Abspann gezeigt wurde. Keine Reaktion, und dabei musste ich total aufs Klo! Dann musste ich eben alleine suchen. Leise tapste ich durch den großen Flur im oberen Stockwerk und öffnete die erstbeste Tür. Es war jetzt 4 Uhr nachts, also schliefen wohl alle. Dieses Zimmer schien einem der Jungs zu gehören, denn überall an der Wand hingen Poster von Lionel Messi, Tupac und... Justin Bieber?! Neugierig machte ich ein paar Schritte in das mir fremde Gebiet und sah Mike. Schlafend. Aufgeregt rannte ich wieder auf den Gang, fand das Bad diesmal auf Anhieb. Entleerte meine Blase und schlich mich wieder in Mikes Zimmer. Sofort griff ich mir Stift und Papier, um eine Skizze zu machen. Ich liebte es, schlafende Menschen zu zeichnen, sogar Arschlöcher wie ihn. Nach 20 Minuten war ich vollkommen zufrieden mit der Skizze und sah mich weiter in seinem Zimmer um. Außer dem abstoßenden JB-Poster (Der Kerl saht da aus, als wäre er neun!) konnte ich nichts Interessantes entdecken. Bis ich mir sein Bücherregal etwas näher ansah "Die göttliche Komödie" steht zwischen dem Brocode und "Das Schicksal ist ein mieser Verräter". Er hat das gelesen? Ungläubig schlenderte ich zu seinem CD-Regal und erblicke erfreut das aktuelle Eminem-Album. Ich war also nicht die Einzige, die seine Rap mochte. Im Fach darunter hatte das Album von Nicky Minaj seinen Platz. Na ja, nicht so meins. Die Zeichnung des schlafenden Mikes lag auf dem Schreibtisch, auf dem auch ein Notebook stand, also musste ich wohl oder über dorthin laufen, sonst würde man mir meine Anwesenheit nachweisen können, und das Letzte, was ich wollte, war ein sich noch toller fühlender Mike. Ich legte gerade meine Hand auf die Türklinke, als ein verschlafenes "Mom?" vom Bett ertönte.



Rechtschreibfehler schenkt ich euch!

LG, Crazyb00ks


BlondinenwitzeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt