Kapitel 25

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Das Erste, das ich am nächsten Morgen sah, war der Wecker. Er zeigte 7 Uhr in der Früh an. Ernsthaft? Gequält drehte ich mich um – und sah mich promt einem schlafenden Mike gegenüber. Erinnerungen an den letzten... Nun ja, Nachmittag kamen hoch. Mit diesem perfekten Jungen hatte ich geschlafen, und er sah in mir nicht mehr als eine Freundin, mit der er ab und zu schlafen konnte. Klasse gemacht, Elena. Wehmütig stand ich auf, wobei mein Blick zum Fenster fiel. Er sah aus, als könnte es jeden Moment stürmen. Ich liebte Stürme. Ein wenig aufgeheitert griff ich nach Mikes Pulli über meinem Schreibtischstuhl, zog ihn über und raste zur Terrasse. Natürlich mir Stiften und meinem Skizzenblock. Mike und unsere ‚Freundschaft' waren vergessen, hauptsache, ich konnte draußen irgendetwas abzeichnen. Eine starke Brise kam mir entgegen, als ich die Terrassentür öffnete, doch das war mir egal. Ich wollte einfach nur zeichnen und den Vorgeschmack eines Sturmes erleben. Auch wenn es sieben Uhr morgens war. Zufrieden setzte ich mich auf einen Gartenstuhl, zog die Beine an und malte einfach die Szenerie vor mir ab. Bäume bogen sich im Wind, Wolken hingen am Himmel, im Hintergrund das Meer. Es war perfekt. Düster, aber wunderschön. Wie von selbst fuhr die Hand mit dem Stift über das Papier, zeichnete Umriss für Umriss. Ich vergaß alles um mich herum, während ich gebannt zwischen Blatt und Himmel hin und her guckte. Als alle Umrisse gezeichnet waren, griff ich zur Dunkelgrün und füllte die Blätter der Bäume mit Farbe. Obwohl es Zeit in Anspruch nahm, schraffierte ich jedes Blatt einzeln mit sauberen Strichen aus. Immer wieder strich mir eine Böe durch die Haare, ich hörte das Rauschen des Windes. Der Himmel verdüsterte sich von Minute zu Minute. Ich wusste, dass es bald anfangen würde zu regnen, doch bis dahin wollte ich noch draußen bleiben. Mittlerweile hatten auch die Baumstämme eine Farbe bekommen. Gerade wollte ich nach meinem Grau greifen, als ein Tropfen auf das Blatt viel. Und noch einer. Fuck. Blitzschnell sammelte ich alles auf, verschwand wieder im warmen Haus. Erst dort viel mir auf, wie kalt mir eigentlich war. Zitternd lief ich nach oben, wo ich auf die Uhr sah. Es war zwölf Uhr. Ups. Doch Mike schlief noch immer friedlich in meinem Bett. Eine Weile betrachtete ich ihn. Die Augen waren geschlossen, der Mund leicht geöffnet. Vereinzelte Haarsträhnen fielen ihm in die Stirn. Er sah verdammt niedlich aus. Letztendlich fing ich mich aber wieder, ignorierte das Kribbeln in meinem Bauch und legte mich wieder zu ihm. Seinen Pulli behielt ich an, es war durch die Nacht etwas kalt in meinem Zimmer geworden. Vorsichtig hob ich mein Handy auf. Neue Nachricht von Mom: Hey, Liebes. Du hast gerade draußen gemalt, als Elizabeth und ich heruntergekommen sind, und ich wollte dich nicht stören. Jedenfalls sind wir zu einer Freundin von mir gefahren, wir sollten gegen 16 Uhr wieder da sein. XO. Gut, sie war nicht da. Also waren wir allein. Als wir das letzte Mal alleine bei mir waren, haben Mike und ich miteinander geschlafen. Doch heute... Skeptisch drehte ich mich zu ihm. Er schlief noch, also zweifelte ich an einer Wiederholung.

Kommentare tun nicht weh. Im Gegenteil, sie verstreuen gemahlene Einhornkotze.

Wait, what?


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