Kapitel 36

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„Ich will aber da rein", beharrte ich, als Mike mir verbiet, in den Primark zu gehen. „Da stehen wir nur wieder tagelang in der Schlange an der Kasse", rechtfertigte er seinen Standpunkt. „Trotzdem!" „Nein!" Schmollend biss ich mir auf die Unterlippe. Gut, Shopping blieb mir verweigert. Was kann man denn noch machen? „Lass das", murmelte mein Freund plötzlich. „Was?" „Du kaust auf deiner Lippe." „Ja und?" Seufzend zog er mich an der Hand von der Einkaufspassage weg. „Wir gehen jetzt heim", entschied er spontan. Es war Freitagmorgen und in der Stadt war die Hölle los. Aber gut, was anderes hatte ich von LA nicht erwartet. Da fiel mir auf, dass ich noch gar nicht im Meer war. „Können wir schwimmen gehen?", bettelte ich also, als wir in unsere Straße unweit der Innenstadt einbogen. Mike willigte ein, sodass ich fünfzehn Minuten später abgeschminkt und im Bikini auf einem Handtuch am Strand lag. „Ich dachte, du wolltest schwimmen?" „Aber es ist gerade so warm...", verteidigte ich mich halbherzig. Ich wollte schlicht und einfach nicht aufstehen. Musste ich auch nicht, denn Mike hob mich urplötzlich im Brautstil hoch. „Spinnst du?", rief ich erschrocken aus, während mein Herz einen wundervollen Satz machte. „Nein, ich will nicht so enden wie Dornröschen", kam die Antwort. Also, der war jetzt mehr als unterirdisch. Doch ich kam nicht mehr dazu, ihm das an den Kopf zu werfen, da ich in das Wasser geworfen wurde. Egal, was man euch über das Wasser in LA erzählt hatte: Es ist eiskalt. Dementsprechend erfreut kam ich wieder an die Oberfläche. „Du Arschloch!", schleuderte ich in Mikes Richtung. „Passiert", schrie er zurück. Arschloch. Missmutig spritzte ich ihm eine Portion Wasser ins Gesicht. Also, es sollte eigentlich sein Gesicht treffen. Aber da er stand und ich nur im kniehohen Wasser saß, klatschte meine ‚Rache' nur gegen seine Badeshort. „Fuck!" Ich berschwerte mich lautstark. „Oh nein, kann die arme kleine Elena nicht einmal andere Leute nassspritzen?" Provokant sprang ich ihn an, sodass wir beide im Wasser lagen, ich auf ihm. „Vielleicht nicht nassspritzen, aber dafür bin ich einfach umwerfend." „Das glaubst auch nur du." „Und du, sonst würdest du jetzt nach wie vor stehen." „Halt den Mund, dämlich Blondine", murmelte Mike und küsste mich sanft. „Ich bin nicht dämlich!", sagte ich, als wir uns wieder lösten. „Doch." „Ne." Eine Diskussion entbrannte, die nur aus „Doch" und verschiedenen Ausführungen des Wortes „Nein" bestand. „Doch", sagte ich plötzlich und ohne Vorwarnung. „Nein. Oh." Kichernd stand ich auf und lief mir nichts, dir nichts ins tiefere Wasser. Jetzt wollte ich schwimmen. Und da ich schon im eiskalten Wasser war, konnte ich das auch machen. Ich fror ja sowieso, das würde ich auch im seichteren Wasser, in dem Mike immer noch lag. Zugegeben, unsere Beziehung war etwas anders, aber uns störte es nicht. Zumindest mich nicht. Ich war nie der Typ Mädchen gewesen, der unbedingt Herzchen und Blümchen wollte. Nicht diese Kontrollbeziehungen, wie sie manche führten. Einfach eine halbwegs freie, unverbindliche Beziehung. Und die hatte ich.

Jap, langweilig. Ich mag das auch nicht.




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