Kapitel 1

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Mom nahm ihre Hände von meinen Augen und ich erblickte eine riesige Villa. Sie ähnelte ein wenig dem Barbie Dreamhouse, denn in dem prächtigen Vorgarten plätscherten zwei Brunnen vor sich hin und säumten den Kieselweg, der zu einer perlweißen Eingangstür führte. Rechts und links an der weißen Fassade entlang verliefen zwei weitere, kleinere Wege in den hinteren Teil des Gartens. Der Rechte endete an einer seitlichen, von einem Glasfenster überdachten Terrasse, während der Linke zu einem Gartenhäuschen führte, das ich von meinem Standpunkt aus nur halb sehend konnte. "Wow!", keuchte ich erschlagen. "Perfekt, nicht wahr? Unser eigenes Dreamhouse. Komm, ich zeige dir das Innere. Elizabeth hat dir schon ein Zimmer ausgesucht, also wundere dich bitte nicht", sagte Miriam Shepard, besser bekannt als meine Mom. "Vielleicht liegt das daran, dass sie schon einen Tag früher Sommerferien hatte als ich und du mich deshalb erst heute holen konntest?", spottete ich gespielt schmollend. Doch meine Mutter lief bereits los, der Kies knirschte unter ihren Füßen. "Elena?", fragte sie und drehte sich um. "Kommst du?" Ich erwachte aus meiner Starre und schloss zu ihr auf. Bereits in der Eingangshalle klappte mir der Unterkiefer herunter. Die Wände waren in einem beruhigendem Pastellorange gestrichen, der Marmorboden glänzte wie frisch poliert und das Weiß der Möbel passte hervorragend zum weißen Geländer der breiten Treppe in der Mitte des Raumes, der eher einem Saal glich. Ein so großes Haus hatten wir noch nie, und wir waren seit Elizabeths Geburt bereits vier Mal umgezogen, weil Mom in andere Städte versetzt worden war. Dass sie nicht schlecht verdiente war offensichtlich. "Dein Zimmer ist oben rechts. Die Tür an der linken Seite. Es ist bereits notdürftig eingerichtet." Vollkommen überwältigt von der Größe des Foyers stieg ich langsam die Treppe hoch und ließ meine Hand über das kühle Geländer gleiten. Oben gingen zwei Flure jeweils nach rechts und links ab. Der Rechte war in einem zarten Pink gestrichen, während der Linke ein kräftiges Blau trug. In jedem Gang befanden sich zwei Türen, auf jeder Seite eine. In meinem Zimmer befanden sich tatsächlich Möbel: ein weißes Bett stand neben der Tür, ein ebenfalls weißer Schreibtisch stand an der gegenüberliegenden Wand, eher an dem Fenster dort. Ich kam in den Genuss eines sensationellen Ausblicks: Am Strand von LA brachen sich die Wellen in der spätnachmittäglichen Sonne. In Meer schwammen mehrere Menschen, einer hatte leuchtend rotes Haar. Das hatten wir in Forks nicht. Forks... Seufzend wandte ich mich ab und konzentrierte mich wieder vollständig auf meine Aufgabe: Mein Zimmer einräumen. An Forks und meine Freunde, die dort noch wohnten, mochte ich nun wirklich nicht denken. Also drehte ich mich langsam im Kreis und überlegte, was ich noch verändern konnte. "An beiden Seiten des Bettes stelle ich Bücherregale auf und verbinde sie über dem Kopfende. Da befestige ich dann noch eine Lichterkette und eine Pinnwand. An die Wände gehört noch Farbe und ich brauche ein Sofa, einen Couchtisch und eine Stereoanlage." Unwissentlich dachte ich laut nach. "Wie gut, dass wir morgen einkaufen gehen. Schreib es auf, dann können wir es auch kaufen." Erschrocken fuhr ich herum und erblickte meine Mutter, die entspannt im Türrahmen lehnte.

"Oh, das Regal ist toll!", schwärmte Elizabeth aufgeregt. Ihre blonden Haare wippten im Takt ihrer Schritte, als sie auf das rosafarbene Bücherregal zu rannte. Kopfschüttelnd gesellte ich mich zu ihr und Mom, die bereits Warennummer und Abstellgang aufschrieb. Meine zwölfjährige Schwester hatte schon immer eine Schwäche für rosafarbene Möbel, was wohl eine Folge des bunte Möbel verachtenden Verhaltens meiner Mutter war. Sämtliche Einrichtungsgegenstände auf Ellies Blatt hatten eine rosafarbene Lackierung, während ich mich für ein schlichtes, weißes Regal, eine weiße Couch und einen weißen Couchtisch entschieden hatte. Ich teilte die Ansicht meiner Mutter, doch während sie einfarbige Wände liebte, malte ich an meine immer etwas, da sie mir sonst zu öde waren. Wir drei trotteten noch eine ganze Weile durch den Menschenstrom im Ausstellungsbereich, bis wir endlich die Treppe zum "Hier kannst du die Sachen sofort mitnehmen" - Bereich herabstiegen. Wie der Bereich wirklich hieß weiß ich nicht, aber das gibt es in jedem 'normalen' Möbelhaus. Mom legte sich ein paar Vasen in den Einkaufswagen, den wir am Aufzug hatten ergattern können, und Ellie suchte sich eine neue (rosane) Lampe aus. Bei den Bildern angekommen verliebte ich mich unwiderruflich in ein wundervolles Mittelmeerbild. Die Bilder, die ich selber male, hängte ich für gewöhnlich nicht an die Wand, daher musste Ersatz her. Der Bereich war fast zu ende, in ein paar Minuten würden wir unsere Möbel suchen können und uns dann in eine der scheinbar endlosen Schlangen an der Kasse einreihen müssen. Doch davor mussten wir durch die Pflanzenabteilung, und ich hüpfte innerlich wie ein kleines Kind, das gerade seine Lieblingsschokolade bekommt. Ohne Pflanzen konnte ich nicht leben, sie waren die Inspiration für meine Bilder. Mom seufzte gequält auf und gab mir schon Anweisungen, bevor ich auch nur den Mund aufmachen konnte: "Also, du guckst hier bei den Pflanzen, während wir die Möbel holen. Die Couch kann ich aber erst nachher holen, ich hoffe, du verstehst das. Den Wagen lasse ich dir da, da kannst du die von dir ausgewählten Pflanzen reinlegen, damit sie nicht kaputt gehen. Okay?" Damit verschwand sie mit Elizabeth im Schlepptau und ließ mich alleine hier stehen. Fröhlich grinsend inspizierte ich einen Bonsai, der auch kurz darauf in den Einkaufswagen wanderte. Dann schlenderte ich langsam weiter durch die Pflanzenwelt, den Blick stets auf die Ausstellungsware geheftet. Eine weiße Orchidee tat es mir besonders an, auch sie gesellte sich zu den restlichen Waren im Wagen. Eigentlich wollte ich hier noch viel länger bleiben, doch nachdem auch ein kleines Buchsbäumchen zu seinen Freunden wollte, musste ich Mom und Ellie suchen. Immerhin durfte ich Doris, die Zimmerpalme, nicht vergessen. Ich hatte sie nach der Pflanze aus Top secret - die neue Generation benannt. Sie war Alfies heißgeliebte 'Freundin'. Normalerweise las ich eher tiefgründigere Bücher wie die John Green Werke, doch diese Reihe hatte es mir aus einem mir völlig unbekannten Grund angetan. Meine Schritte beschleunigten sich, ich ließ den Einkaufswagen einfach an Ort und Stelle stehen, da dieser mir bei meiner abenteuerlichen Reise nur im Weg gewesen wäre. Doch der Plan, meine Familie zu finden, wurde von einem gutaussehenden, aber arrogant wirkenden jungen Mann zerstört, der beinahe in mich hereingerannt wäre.

Freunde, ich habe es endlich geschafft. Der erste Teil meiner neuen Geschichte ist endlich hochgeladen!

Rechtschreibfehler schenk ich euch.

LG, crazyb00ks


BlondinenwitzeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt