Kapitel 4

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Scheiße! Hektisch sah ich mich um, während Mike herzhaft gähnte und sich langsam aufsetzte. Wo sollte ich hin?! Da. Das Bett. Schnell legte ich mich flach auf den Boden und robbte unter das große Bett. Der Lattenrost bohrte sich in meinen Rücken, während Mike sich auf der Matratze fröhlich hin und her wälzte und damit eine stumme Hasstirade meinerseits auslöste. Als sich nach ein paar Minuten endlich nichts mehr bewegte und auch sein Atem ruhig zu gehen schien, krabbelte ich luftschnappend wieder unter dem Bett hervor und schlich zur Tür. Gerade als ich die Hand auf der Klinke hatte, ertönte ein "Du könntest auch ruhig Tschüss sagen" vom Bett. Erschrocken drehte ich mich um und starrte wie gebannt auf Mike, der mit bloßem Oberkörper auf dem Bett saß. Lässig kam er auf mich zu, sodass ich automatisch nach hinten auswich. Mein Ellenbogen stieß schmerzhaft an der Türklinke an und entlockte mir einen gequälten Gesichtsausdruck, doch all das erschien mühelos angesichts der Tatsache, dass mein neuer Nachbar, den ich eigentlich nicht ausstehen konnte, mit nacktem Oberkörper vor mir stand. Krampfhaft versuchte ich, nicht zu gucken, denn ansonsten würde ich nicht mehr aufhören können zu starren. Amüsiert hob besagte Person eine Augenbraue. "Du willst mir doch bestimmt sagen, was du hier verloren hast?", fragte er in gewohnt arrogantem Ton. Meine Sprache entsann sich glücklicherweise wieder ihrer Anwesenheit und mein Gehirn spuckte bereits einen guten Konterspruch aus. "Ich wollte das Klo suchen, dann bin ich hier gelandet. Kein Grund, mich so zu bedrängen, Believer." Triumphierend registrierte ich das wütende Blitzen in Mikes Augen, als ich Believer gesagt hatte. "Lässt du mich jetzt gehen?", fragte ich zuckersüß und sah ihn mit Rehaugen an. "Nein." Seine Hände legten sich rechts und links neben meinen Kopf und verhinderten so einen Ausbruch, da ich wie in einem Käfig zwischen Mike und der Tür eingeklemmt war. Mit ganzer Kraft drückte ich gegen seinen Bauch und riskierte daraufhin einen kurzen Blick auf seine Bauchmuskeln. Ich hätte gar nicht gucken müssen, denn sie drückten fest gegen meine Hand. Mike grinste nur und bewegte sich keinen Millimeter. "Wie länge du das wohl durchhältst..", überlegte er nachdenklich und ich sah mich genötigt, ihm eine zu schellen. Mit einem lauten Klatschen landete meine flache Hand auf seiner Wange, die sofort knallrot wurde. Die intensivgrünen Augen musterten mich wütend. "Das hättest du nicht tun sollen." Seine Stimme war eine einzige Drohung. Grimmig lächelnd hielt ich seinem Blick stand und nun war ich es, die sich nicht rührte. „Was willst du denn machen?", fragte ich nach minutenlangem feindseligem Anstarren. „Ich lasse dich einfach nicht raus." Resigniert registrierte ich, dass Mikes Hände noch immer an Ort und Stelle waren. Die Müdigkeit, die sich im Laufe der Nacht aufgestaut hatte und die ich mit Cola zu unterdrücken versucht hatte, erinnerte sich nun wieder ihrer Existenz, und meine Augen wurden schwer. War ja klar, dass das im unpassendsten Moment passieren musste. „Werden wir müde? Hast du überhaupt geschlafen?", fragte mein Gegenüber spöttisch. Meine Hand schloss sich fester um das zerknitterte Stück Papier darin. Stur versuchte ich, meinen trotzenden Blick aufrecht zu halten, doch immer wieder klappten mir die Augen zu. Mike rührte sich keinen Millimeter. „Bitte", flüsterte ich leise, so leise, dass nicht einmal ich meine Worte gehört hatte. „Vorsicht, Eisprinzessin. Du wirst weich", spottete mein Nachbar. Dann bemerkte er das Blatt in meiner Hand, und versuchte, es mit einer Hand aus meinen Fingern zu befreien. Theoretisch war das meine Chance zu fliehen, doch ich lehnte noch immer mit dem Rücken zur Tür. Nicht einschlafen. Bitte. Nicht jetzt. Ich versuchte, meine schwache Hand aus Mikes Griff zu befreien, doch ich scheiterte kläglich. Er schnappte sich das Blatt, steckte es sich in den Bund der Hose und nahm endlich, endlich beide Hände von der Tür, sodass ich hinaus konnte. Blitzschnell huschte ich wieder in Alex Zimmer, wo ich mich neben meine friedlich schlummernde Freundin legte.

Für Rechtschreibfehler haftet meine Tastatur.

LG, Crazyb00ks


BlondinenwitzeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt