Kapitel 12

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Nachdem ich meine persönliche Nervensäge aus meinem Zimmer verbannt hatte, sah ich wieder zu Mike. Er lag ausgestreckt auf dem Bett, eine Hand unter dem Kopf. „Willst du dich nicht hinlegen?", fragte er, da ich keinerlei Anstalten machte, mich auch nur im Geringsten zu ihm zu begeben. „Deine Wenigkeit blockiert jeglichen Platz, du Genie", entgegnete ich leicht genervt und nahm auf meinem Sofa platz. Gleichzeitig griff ich nach meinem Handy, um meine Nachrichten zu checken. Mit dem Idioten auf meinem Bett wollte ich nämlich nicht reden. „Hör mal...", begann er trotzdem. Nun endgültig am Ende mit den Nerven senkte ich mein Handy. Das rief in ihm wohl eine Panikreaktion hervor, denn er bekam große Augen und fragte: „Was ist los?" „Was los ist? Du hättest mich fast geküsst, spazierst dann hier rein und plapperst drauf los, sodass meine Schwester mich erpressen kann, und dann willst du auch noch mit mir reden. Gar nichts ist los!" Ich schrie beinahe, doch das war mir jetzt auch egal. Sollte der doch denken was er wollte, er nervte mich halt. Mike sah noch geschockter aus als davor, doch dann schien er sich zu fangen. „Kein Grund auszuflippen." Meine Augenbraue wanderte nach oben. „Okay, vielleicht doch. Aber weißt du, was gegen deine Kratzbürstigkeit helfen würde? Sex." Beinahe wäre mein Smartphone in seinem Gesicht gelandet, doch ich beherrschte mich. Stattdessen dachte ich ernsthaft nach. Nicht über sein Angebot, ich wollte nicht mit ihm schlafen. Aber die Idee, ihm das vorzuspielen, fand ich ganz gut. Also stand ich auf, setzte mich auf seinen Schoß. Dies war kein sonderlich großes Problem, er hatte sich aufgesetzt, als ich ihn angemotzt hatte. „Dann probieren wir es aus", hauchte ich so verführerisch wie nur irgend möglich. Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, was nicht wirklich die Reaktion war, die ich erwartet hatte. Sollte er nicht in Panik geraten, weil er nicht mit mir schlafen wollte? Stattdessen legte er nur den Arm um meine Taille und zog mich näher zu sich. „Meinetwegen", antwortete er anzüglich grinsend. Meine Hüfte wurde durch seinen Griff gegen die seine gepresst, und ich vernahm ein ungewohntes Gefühl in meinem Bauch, dasselbe, das ich schon öfters gespürt hatte. Vermutlich ein Nachhallen der Erkältung. Ja, so musste es sein. Das Gefühl verstärkte sich, als er anfing, sanfte Kreise auf meinem Rücken zu zeichnen. Mike kam nun langsam näher, genau so, wie er es vor zwei Tagen getan hatte. Nur, dass er diesmal keine Anstalten machte, irgendwie zu bluffen. Läppische Millimeter trennten unsere Lippen noch voneinander, als irgendwo her laut ‚Amnesie' erklang. Alligatoah, jedoch nicht mein Klingelton. Also musste es Mikes Handy sein. „Verdammt", fluchte er, ehe in seine hintere Hosentasche griff. Ein Wenig enttäuscht wegen dem erneuten Nicht-Kuss beobachtete ich, wie er sich mit einem unzufriedenen Grunzen bei seiner Schwester meldete. Ich befand mich noch immer auf seinem Schoß, was zumindest ein kleiner Trost war. „Muss ich?... Aber ich will nicht... Nein. Kannst du Mom nicht einfach sagen, dass ich krank wäre?... Och komm schon... Ich treibe es nicht mit Elena!" Der letzte Satz verwunderte mich. War er nicht eben kurz davor gewesen mich zu küssen, nachdem er den Sex-Vorschlag gemacht hatte? Dieser Kerl war mir ein Rätsel. „Gut, meinetwegen. Gib mir fünf Minuten", zischte Mr. Launenhaft gerade ins Telefon, bevor er auflegte. „Ich muss zu meiner Großmutter." Frustriert fuhr er sich durch die Haare, darauf bedacht, mich nicht mit seinem Ellenbogen zu treffen. „Und natürlich treibst du es nicht mit mir. Du hast ja auch keinen Vorschlag in die Richtung gemacht, nein", entgegnete ich ironisch, während ein schadenfrohes Grinsen mein Gesicht zierte. Seufzend stand er auf, ließ mich jedoch nicht los, sodass ich gezwungen war, meine Beine um seine Hüfte zu schlingen. „Grins nicht so blöd", meinte er noch, bevor er seine Hände unter meinem Hintern löste und ich hart auf dem Bett landete.

BlondinenwitzeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt