Kapitel 2

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"Kannst du nicht aufpassen?! Immer diese verblödeten Blondinen", schnauzte der Typ vor mir. Und wieder einmal hatte ich ein wundervolles Exemplar der Gattung Mensch vor mir. Wie ich das hasste. Warum könnten hier denn nicht lauter Aliens oder Menschen wie ich hausen? Menschen, die keine Blondinenwitze machten. Ich hasste es, auf meine Haarfarbe angesprochen zu werden. Dementsprechend verdrehte ich demonstrativ und sichtlich genervt die Augen und starrte finster zurück. Der Mensch vor mir hatte braune Haare und war relativ groß, während ich mir mit meinen 1.60 m Größe winzig vorkam. Seine grünen Augen schienen mich zu durchdringen. "Von Kerlen, deren Augen aussehen wie aus einem Gartenkatalog, lasse ich mir nichts sagen!" Ha! Der hatte gesessen. "Wenn du mich entschuldigen würdest, ich habe ernsteres zu tun, als mit einem Möchtegern-Macho zu debattieren." Ich setzte einen entschlossenen Gesichtsausdruck auf und rauschte an ihm vorbei. Wahnsinn. Eine Begegnung mit einem Typen, dessen Gehirn ungefähr so groß war wie das eines Einzellers. Und das am ersten Tag.

Seufzend trat ich einen Schritt von der Wand zurück und betrachtete zufrieden mein Werk. Mehrere Sprüche standen dort und überlappten sich gegenseitig. Das waren zwar hauptsächlich ernste und ironische Sprüche, aber für einen Menschen wie mich, der von Grund auf das Böse in allem sieht, war das vollkommen normal. Und mit einer Musikuntermalung von Eminem passt das Ganze dann auch. Wie ich auf Eminem gekommen bin weiß ich auch nicht, aber ich hatte vor längerer Zeit Lose Yourself gehört und seitdem liebte ich seine Lieder, da ich mich teilweise mit den ironischen Texten identifizieren konnte. Nachdem "Rap God" vorbei war, brauchte es einige Sekunden, dann kam "Lose Yourself", mein absolutes Lieblingslied. Ich rappte leise mit, während ich meine bunten Malklamotten gegen Jeansshorts und ein schwarzes Top tauschte. "Du hörst schon wieder diese Rapscheiße?", ertönte es genervt von der Tür. Ellie stand dort, in der Hand eine meiner Taschen. Sie warf sie mir zu und sagte zufrieden lächelnd: "Mom sagt, dass du mit mir shoppen gehen sollst. Aber davor kommen die Nachbarn vorbei, deshalb musst du runter kommen." Besuch. Nachbarn. Menschen. Innerlich schüttelte ich mich angewidert. "Oh, und du sollst nett sein", fügte meine kleine Schwester noch hinzu, bevor sie endgültig aus meinem Zimmer verschwand. Verzweifelt ließ ich mich auf das Bett fallen und vergrub den Kopf in den Händen. Ich konnte einfach nicht mit Menschen umgehen, und jetzt verlangte Mom, dass ich auch noch nett zu der mir fremden Spezies war! Tief durchatmen, Elena. Du schaffst das. Von unten ertönte die Stimme meiner Mutter: "Elena Delilah Shepard, wirst du wohl deinen Arsch hier herunter schwingen?!" "Ja doch!", rief ich zurück und rannte hektisch die Treppe herunter. Gerade, als ich meinen Fuß auf den Marmorboden setzte, erklang unsere Türklingel. "Guten Tag!", sagte meine Mutter mit einem Enthusiasmus in der Stimme, auf den sogar Mickey Mouse eifersüchtig gewesen wäre. Leise verdrückte ich mich in die Küche und setzte mich neben meine Schwester, die offensichtlich genauso begeistert von dem Besuch war wie ich. "Wie die wohl sind?", flüsterte sie nachdenklich in meine Richtung. Ich holte tief Luft und wollte ihr gerade eine Antwort geben, als eine brünette Frau Anfang Vierzig eintrat, dicht gefolgt von von einem... einem Rocker?! Nein ehrlich, der Typ hatte schwarze Haare, Piercings überall und sah missmutig durch seine dunkle Sonnenbrille. Der Kerl war mir auf Anhieb sympathisch. "Hallo. Ich bin Meredith. Das sind mein Mann Eric", sie zeigte auf den Rocker, der uns ein leichtes, wenn auch unechtes Lächeln schenkte, "Mein ältester Sohn David", sie zeigte auf einen gut gebauten, attraktiven Mann, den ich auf ungefähr siebzehn schätzte, "Meine Tochter Alexandra", eine hübsche Brünette streckte mir die Hand hin, dennoch hatte ich den Eindruck, dass sie andere Personen auch unsympathisch fand. Auch sie wanderte auf meine "Die Person kann ich vielleicht noch mögen" - Liste. Zu guter Letzt zeigte Meredith auf einen weiteren Mann: "Und das ist Mike. Er wird mit dir auf die Akademie gehen." Ach ja, die Akademie. Doch die verschwand sofort wieder aus meinen Gedanken, als ich IHN erkannte. Den Blondinenhasser von gestern. "Hallo", sagte er und grinste mich verschmitzt an. Wie gerne ich dem Kerl doch nur das dämliche Grinsen mit einer Ohrfeige aus dem Gesicht wischen würde! Ich verdrehte wieder einmal demonstrativ die Augen und verschränkte meine Arme. Alexandra, die das aus den Augenwinkeln mitbekommen hatte, fing an, schadenfroh zu lächeln. Warum denn nur? Die fünfköpfige Familie setzte sich zu uns an den Esstisch und Mom stellte Kuchen in die Mitte. Ich beäugte sie kritisch. Das einzige Gericht, das meine Mutter fehlerfrei zubereiten konnte, waren Tiefkühlpizzas aus dem Supermarkt. Doch die Kuchen sahen in Ordnung aus, also tat ich es den anderen nach und nahm mir ein Stück Obsttorte. Sie schmeckte himmlisch. Während die Erwachsenen über die Politik und die Akademie redeten, rutsche Alexandra mit ihrem Stuhl etwas näher und flüsterte mir aufgeregt zu: "Dass du Mike nicht gegrüßt hast, war echt cool. Mein idiotischer Bruder hasst es, ignoriert zu werden." Irritiert sah ich sie an. "'Tschuldigung, ich kann nicht so mit Menschen und habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung, was ich gerade gesagt habe", ergänzte sie entschuldigend. Das klang doch schon mal besser. "Dann wären wir schon mal zwei", murmelte ich und lächelte sie an, während ich mir Mikes Blick auf mir eindeutig bewusst war. Ich hatte keine Ahnung, warum, immerhin kannte ich den Kerl seit höchstens fünf Minuten, doch ich konnte ihn jetzt schon nicht ausstehen.

Hey ihr Lieben!

Dieser Teil wurde mit einem Tablet geschrieben, daher hasst mich nicht für die Rechtschreibfehler, das Ding mag mich einfach nicht xD

Rechtschreibfehler schenk ich euch.

LG, crazyb00ks


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