Kapitel 40

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Als Alex und ich nach dem Film nach oben liefen, war es ein Uhr nachts. Vielleicht hätte ich nicht um elf Uhr abends rüber kommen sollen, doch das war mir herzlich egal. Hauptsache, meine Mutter verschwand für ein paar Stunden aus meinem Kopf. Im oberen Stockwerk hörte man lautes Gebrüll, das wohl von Mike, David und vor allem Eric kam. Dem Hören nach guckten sie irgendein Sportzeug, nichts für mich. „Alex?", fragte ich in ihrem Zimmer angekommen. „Wie ist die Akademie?" Ich hatte bis jetzt kaum einen Gedanken daran verschwendet, dass in drei Wochen die Schule wieder begann. Den Stundenplan hatte ich zwar noch nicht, doch das war mir egal. „Ich hab keine Ahnung. Mike übrigens auch nicht. Die ganze Scheiße, die sich unter dem Namen ‚Akademie' versteckt, ist ja erst ab fünfzehn. 'Tschuldige, aber ich habe Probleme mit einer Einrichtung, die sich selbst als Akademie bezeichnet." Seufzend ließ ich mich auf das Sofa fallen. „Ich will da nicht hin. Können wir nicht für immer Ferien haben?" „Schätzchen, fucking drei Monate reichen vollkommen, ich hab ja jetzt schon keine Ahnung mehr, was ich machen könnte. Alle meine Freunde sind im Urlaub und ich vergammel zuhause." Ihre Stimme klang wehmütig. „Warum geht ihr denn nicht in den Urlaub?", fragte ich vorsichtig. „Meine Eltern müssen arbeiten", schnaubte sie schlecht gelaunt.

Am nächsten Morgen trottete ich dezent schlecht gelaunt in unser Haus, wo mich direkt Charles und sein Sohn empfingen, die an unserem Küchentisch saßen. Sie musterten mich aufmerksam, was wohl an meinem Aufzug lag. War mir allerdings egal, da Mikes Shirt einfach nur bequem war und kombiniert mit den Leggins auch einigermaßen gut aussah. „Wir werden übrigens noch vor Ende der Ferien zu ihm ziehen, Elena. Er hat mehr als genug freie Zimmer", sagte meine Mutter, als sie mich auch entdeckte. Ohne eine Antwort ging ich in mein Zimmer, da es sonst einfach nur zu einem Streit gekommen wäre. Seufzend holte ich eine Leinwand aus meinem Schrank und stellte sie auf meine heißgeliebte Staffelei am Fenster, von dem ich einen wundervollen Blick auf das Meer hatte. Mit schwungvollen Pinselstrichen malte ich eine schwarz - weiß Version des Ausblickes. Irgendwie musste ich ja abschalten, was mir auch gelang. Ich bemerkte nur am Rande, dass Mike in mein Zimmer trat. „Warum hattest du eigentlich gestern so schlechte Laune?", fragte er. Kurzerhand unterbrach ich das malen und gesellte mich zu ihm aufs Bett. „Hast du die zwei Typen unten gesehen?" Er nickte. „Meine Mutter will mit dem älteren zusammenziehen, der andere wäre dann mein großer Bruder." Seufzend lehnte ich mich zurück, sodass ich meinen Kopf auf seine Brust legen konnte. „Und das passt dir natürlich überhaupt nicht", bemerkte er leise. „Nein. Ich meine, klar, ich habe mir eigentlich immer einen großen Bruder gewünscht, aber doch nicht so. Außerdem bin ich praktisch ohne Vater aufgewachsen, und jetzt soll der seine Rolle übernehmen. Das ist doch scheiße!", murrte ich genervt. Mike betrachtete mich einige Zeit lang nachdenklich, dann stand er auf, wobei er meinen Kopf anheben musste. Verwirrt sah ich ihn an. „Guck nicht so blöd, wir gehen jetzt ins Kino." „Ins Kino?" „Ja, ins Kino. Hörst du schlecht?"


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