Kapitel 6

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Das Abendessen verlief ohne weiter Vorkommnisse, ich ignoriere Cole und er ignoriert mich.
Mein Sonntag war viel entspannter und viel schöner, denn ich hatte mich mit meinen Freunden verabredet. Wir sind in der Stadt shoppen gegangen und waren danach in unserem Lieblingscafé. Und dann bekamen sie auch jedes Wort zu hören, was am Samstag passiert ist. Sie mussten nicht mehr bis Montag warten. Haarklein erzählte ich ihnen jedes Detail und alle waren empört von Cole Verhalten. Jen meinte, sie verstehe nicht warum er so unhöflich ist. Beth überlegte sich eine Strategie wie ich ihn am besten aus dem Weg gehen kann und May war weniger eine gute Hilfe, da sie angeboten hat, wenn sie doch Zeit mit ihm verbringt, hätte er keine Zeit sich mit mir zu streiten. So lustig Mays Vorschlag auch war und wie viel wir auch an diesem Tag gelacht haben, gleich dann als ich den Fuß in mein Haus gesetzt hatte, kam er mir sofort entgegen und vermieste meine ganze gute Stimmung.
"Bist wieder da, hm? Hat sich die Prinzessin viel gegönnt?" Fragt er mit einem vielsagenden Blick auf meine Taschen in den Händen. Er hebt eine Augenbraue an und mustert mich abschätzig. Ich versuche seinen fiesen Blick zu imitieren, sehe bestimmt aber komplett bescheuert aus.
"Ja." Sage ich knapp. "Und nenn mich nicht Prinzessin. "
"Nie darf ich mir Namen für dich ausdenken, Schwesterherz!" Er versuchte empört zu klingen, während er ein feixendes Lachen unterdrückt.
"Nenn mich doch einfach Abby."
"Das ist doch langweilig." Lachte er und geht an mir vorbei. Er geht durch die Tür und verschwindet die Straße hinunter. Böse schaue ich ihm hinterher.
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Gähnend wache ich auf, wälze mich von der einen Bettseite zu der anderen und spüre nach wenigen Sekunden wieder meinen flauschigen Teppich unter meinen Zehen. Ich seufze auf und stemme mich von meinem Bett hoch. Ich tapse durch mein Zimmer und ziehe mein Schlafanzugoberteil hinunter, da es mir in der Nacht hoch gerutscht ist.
"Guten Morgen, du Langschläfer."
Mit einem lauten Schrei wache ich erst richtig auf. Mein Herz rast und mir wird ganz schwindelig von dem Schreck.
"Oh mein Gott! Cole! Was tust du um halb sieben in meinem Zimmer!" Ich war völlig außer mir.
"Ich war joggen und als ich wiederkam hast du immer noch wohlig in deinem Bettchen geschlafen. " er lacht. "Und dann wollte ich dich erschrecken, hat gut geklappt nicht wahr?"
Fassungslos schaue ich ihn an. "Du hast mich beim Schlafen beobachtet, vom Sofa aus?" Jetzt ziehe ich eine Augenbraue hoch. "Warum tust du sowas?" "Wie schon gesagt, ich wollte dich erschrecken. " sein Grinsen verblasst allmählich.
"Okaaay." Sage ich gedehnt und durchquere unbeirrt mein Zimmer und öffne die Tür zum Bad. "Solange du mir nicht ins Bad folgst, ist alles gut." Dann schließe ich die Tür und ziehe meinen Schlafanzug aus und steige unter die Dusche. Cole ist ja schon ein bisschen komisch, denke ich während ich das warme Wasser über mich fließen lasse.

"Da Cole schon achtzehn ist und seinen Führerschein hat, fanden wir die Idee gut, dass er doch eins der Autos von den Jordans haben darf, um euch  in die Schule zu bringen." Leicht ungläubig blicke ich die Mutter von Cole an, die mir und Cole diesen Plan, den sie wahrscheinlich mit meiner Mutter ausgetüftelt hatte, unterbreitet. Ich bin ein paar Monate Jünger als Cole, doch diese paar Monate reichen aus, dass ich nicht alleine Auto Fahren darf, obwohl wir genügend Autos da hätten.
Cole freut sich sehr über dieses Angebot, noch nicht mal die Aussicht, dass er mich mitnehmen muss, hemmt sein Glück. Die Aussicht auf ein fast eigenes Auto und den Schulweg nicht mit dem Bus fahren zu müssen ist einfach zu schön für ihn.
Ich kratze mich am Hinterkopf, mit der anderen Hand halte ich meine Kakaotasse. Dann sage ich:"okay, dann machen wir es so." Ich willige einem Plan ein, der überhaupt nicht verhandelbar ist.
Cole steht gebannt in unserer großen Garage. "Ihr habt so viele Autos!" für ihn müssen diese Autos etwas heiliges sein, für mich sind es einfach Transportmittel die mich meinem Ziel näher bringen. Cole streicht andächtig über die Motorhaube eines Mattschwarzen BMWs, welcher, dass muss ich zugeben, wirklich schön aussieht. Dann geht er weiter zu dem silbernen Mercedes und versucht durch dessen getönte Scheiben zu blicken. Das Herzstück meines Vaters und das dritte Auto wagt er nichtmal anzufassen, es ist ein schwarzer Porsche.
"Wir nehmen den BMW. " verkündet Cole und nimmt sich die Schlüssel von der Wand. Ich steige auf der Beifahrersitzseite ein und schnalle mich an.
"Los gehts!" Verkündet Cole und startet den Motor, langsam manövriert er uns aus der Garage, dann legt er den zweiten Gang ein und braust die Straße entlang, er schaltet immer höher.
"Cole, ich weiß das Auto ist cool und schnell, aber es gibt Geschwindigkeitsbegrenzungen hier!" Rufe ich fast panisch und kralle mich an meiner Schultasche fest. Widerwillig betätigt er die Bremse und schaltet ein Gang runter.
Auf dem Schul eigenen Parkplatz angekommen, stellt er das Auto gut sichtbar ab. Er öffnet die Autotür und fragt mich:" wann möchtest du nach Hause gefahren werden?" Ich bin positiv überrascht, dass er die Aufforderung von unsern Müttern ernst nimmt.
"Ich habe erst fünf Stunden und dann zwei Freistunden und dann wieder vier Stunden. " erkläre ich ihm. Er nickt. " Gut dann haben wir gemeinsam Schluss zur elften." Mit diesen Worten verabschiedet er sich und schmeißt die Tür zu. Ich steige ebenfalls aus und bemerke jetzt erst wie viele Blicke mich taxieren. Jeder der auf dem Parkplatz steht und jeder der vorbeigekommen ist, ist stehen geblieben, um so sehen wer dieses teuere und coole Auto fährt. Cole darin zu sehen, hat die Leute Nicht erschreckt, aber das ich ebenfalls darin gesessen habe, hat sie völlig aus der Bahn geworfen. Ich höre wie die Leute um mich herum tuscheln. Eigentlich bin ich gar keine so auffällige Person. Ich halte mich meist im Hintergrund, doch seitdem ich mit Logan zusammen war, kennen mich die Menschen, so dass sie jetzt sogar meinen Namen wissen und darüber reden können wie ich von einem Freund zum Anderen springe. So hört es sich auf jeden Fall an.
"Deine Mutter stimmt's?" Fragt Jen mitleidig, als ich sie im Flur treffe. "Oh ja, du kennst sie ja, möchte nur nett sein, aber ihr ist nicht klar was jetzt über mich geredet wird. " Beth die neben uns steht verzieht das Gesicht. " hör dich doch mal um! Du bist das Gesprächsthema. Wie cool! " "so cool ist das auch nun wieder nicht" murmele ich und muss dann aber leider anfangen zu lachen, weil Beth so komische Grimassen zieht und sie es eigentlich nur positiv meint.
Ich bringe die ermüdenden Schulstunden hinter mich. Die Schule hängt mir langsam zum Hals hinaus, denn wir hören Tag ein Tag aus das gleiche Mantra: ihr macht in einem halben Jahr das Abitur! Ihr müsst jede freie Minute lernen lernen lernen!
Die Mittagspause verbringen wir in einem Café in der nähe unserer Schule. Ich esse ein Croissant und trinke einen Vanille Milchshake dazu. Heute fühle ich mich so kraftlos, dass so etwas sein muss!
Nachdem wir auch die vier Nachmittagsstunden hinter uns gebracht haben, schlendere ich langsam zu dem Parkplatz hinüber. Dort stehen an meinem Auto die beliebtesten, aber mir verhassten Menschen, der Schule! Logan hat sich lässig gegen das schöne mattschwarz gelehnt, die Hände auf den Hüften von Macy. Neben ihnen stehen Jack, Cole, Andrew und Matt. Bei Jack steht noch Lola die sich aufzufressen schienen. Cole sonnte sich darin, dass jeder den neuen Wagen liebt. Unentschlossen ging ich auf die Gruppe zu. Matt lächelt mir zu, als er sieht, dass ich komme. Dann sagt er etwas zu Cole und er hebt den Blick. Er sieht weniger erfreut aus. Ich blicke angewidert auf die Zigaretten die jeder einzelne von ihnen in der Hand hält. Vor einem Jahr hat mit Logan versprochen niemals zu rauchen. Man sieht ja wie lange seine Versprechen halten.
"Wollt ihr hier noch lange stehen bleiben oder können wir nach Hause?" Frage ich und versuche cool zu klingen, doch meine Stimme überschlägt sich.
"Jo, ciao, ich gehe mal, komm Andrew." Matt und Andrew verabschieden sich kurz und gehen. Auch Jack verzieht sich, mit Lola an der einen Hand. Nur Logan bleibt mit Macy stehen und rühren sich nicht vom Fleck.
"Tut mir echt leid für dich Mann. " murmelt dieser dann in Richtung Cole, vielleicht hat er versucht seine Stimme ruhig zu halten, aber dennoch verstehe ich jedes Wort. Ich senke den Blick.
Macy schaut mich abschätzig an und wirft ihre langen blonden Haare in den Nacken und sagt:" komm gehen wir auch Logan." Sie versucht so verführerisch wie möglich zu klingen. Dumme Schlampe, schießt es mir durch den Kopf. Dumme, dumme, dumme Schlampe!

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