Kapitel 23

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Ich fühle mich total ausgelaugt. Alex ist gerade gegangen und ich schmeiße mich müde auf mein Bett. Wir haben echt lange gelernt und ich kann echt keine Zahlen mehr sehen. Bitte keine Funktionen mehr, weder Exponential noch irgendwelche Integrale!
Dann klingelt plötzlich mein Handy, ich hatte  ja ganz vergessen es wieder auf lautlos zu stellen! Aber hey, so merke ich wenigstens, dass mich Cole anruft. Huch wieso das? Was will er von mir?
"Hey Abby," begann er das Gespräch, "hast du gerade einen Moment Zeit?"
Perplex frage ich"Ja, wieso? Alex und ich sind gerade fertig geworden mit den Aufgaben und er ist gerade gegangen."Ich bin überrascht, dass er mich anruft und noch verwirrter bin ich über den Tonfall seiner Stimme, meine Verwirrung wird noch größer, während er weiterspricht.
"Ich hab etwas Mist gebaut und bräuchte deine Hilfe."
"Was hast du angestellt?" frage ich etwas tonlos und habe das schleichende Gefühl, dass er irgendeinen schlimmen Mist gebaut hat.
"Das wirst du sehen. Kommst du bitte mit Auto zur alten Lagerhalle, die deinen Eltern gehört? Dort warte ich auf dich."
"Dir ist schon klar, dass ich nicht alleine Auto fahren darf. Ich Frage Jen, sie ist alt genug um fahren zu dürfen." Sage ich jetzt etwas genervt, wieso vergisst er denn sowas? Das will er ja nicht wirklich von mir, das ich meinen Führerschein aufs Spiel setze!
"'Nein, Abby bitte nicht, du musst alleine kommen." fleht er. Er scheint irgendwelche Schmerzen zu haben, denn seine Stimme ist ganz verzerrt und ich verstehe nicht ganz jedes Wort durchs Handy. Langsam werde ich besorgt. Doch egal was er gemacht hat, wird ja nicht so schlimm sein!
"Und was wenn mir mein Führerschein abgenommen wird?" Fauche ich.
"Abby, ich rufe meine Freunde an, kein Ding aber danke trotzdem."Dann legt er einfach auf. Fassungslos starre ich mein Handy an dann schmeiß ich es auf die Bettdecke. Unglaublich, was ist nur los mit ihm?
Aber was, wenn er wirklich schlimme Schmerzen hat?
Dann bist du Schuld, dass er irgendwo in der Gosse liegt und stirbt.
Quatsch, als ob.
Der Streit in meinem Kopf könnte ewig so weitergehen. Deswegen gehe ich einfach nachgucken, damit ich kein schlechtes Gewissen haben muss.
Ich steige auf mein Fahrrad und mache mich auf den Weg. Es dauert ziemlich lange an den Stadtrand zu gelangen, ungefähr vierzig Minuten, doch als ich dann endlich ankomme, sehe ich nichts als ein paar Scherben auf dem Parkplatz. Ich steige von meinem Fahrrad und stelle es ab. Dann gehe ich zu der alten Lagerhalle. Ich schiebe mühsam das Tor auf und gucke hinein. Da ist kein Cole und kein Anzeichen darauf, dass er hier gewesen sein muss. Ich schaue auf den Boden unter meinen Füßen und erschrecke mich. Unter mir befand sich eine getrocknete rote Stelle, die mich üblerweise stark an Blut erinnert. Ich muss schlucken. Das ist doch nicht etwa das Blut von Cole? Ist ihm etwas zugestoßen?
Schnell kehre ich zu meinem Fahrrad zurück und fahre zurück. Zum Glück habe ich jetzt auf dem Rückweg Rückenwind und ich bin schneller zu Hause als auf dem Hinweg. Während ich mein Fahrrad wegstelle, sehe ich wie ein fremdes Auto die Einfahrt hochfährt. Es hält und Andrew steigt auf der Fahrerseite aus. Ich gehe verwundert zu ihm hin.
"Hey Andrew, was machst du hier?" frage ich und stelle mich neben die Fahrertür, die er jetzt zuknallt.
"Lieber nicht rumstehen, sondern helfen." sagt er knapp und geht auf die andere Seite des Autos. Jetzt blicke ich erst in das Innere des Autos und stelle schockiert fest, dass da auf dem Beifahrersitz in einermerkwürdig gekrümmten Haltung Cole saß! Vor Schreck fällt mir das Herz in die Hose, und es scheint für einen Moment auszusetzen.
"Oh mein Gott! Andrew, was ist passiert?!" frage ich- leicht hysterisch.
"Er wurde... naja... zusammengeschlagen. Aber der Arzt hat ihn wieder zusammengeflickt." Er hilft ihm aus dem Auto und ich stelle mich an die rechte Seite von Cole, um auch hilfreich zu sein. Wir brachten ihn ins Haus und ich schlug vor ihn in eins der Gästezimmer im Erdgeschoss zu legen. Wir konnten von Glück reden, dass unsere Eltern nicht hier waren und sehen konnten wie übel Cole zugerichtet ist!
Eine Gänsehaut überfällt mich. Jetzt reiß dich zusammen Abby! Cole ist derjenige der verprügelt wurde und nicht du.
"Wer war das?" Frage ich gefühlt zum hunderttausendsten Male. Doch keiner der Jungs gab mir eine Antwort. Cole stöhnte nur leise, als wir ihn auf das Gästebett legten.
"Ich hole Schmerztabletten." Sage ich und gehe rauf in mein Zimmer, wo ich immer welche Lager, falls ich Kopfschmerzen bekomme oder Bauchkrämpfe.
"Wo sind die anderen?" Frage ich als ich wieder zurück ins Gästezimmer komme, nicht ohne vorher in der Küche ein glas Wasser erholt zu haben. "Logan, Matt und Jack?"
"Matt ist ein Arschloch und Jack bei einem Familienfest. Sorry Cole er hatte sein Handy aus, du weißt ja wie seine Mutter Handys hasst." Erklärt Andrew und Cole nimmt einer der Tabletten ein, dann legt er sich wieder zurück in die Kissen.
"Und von Logan weiß ich nichts."
"Bestimmt hatte er was wichtiges zutun." Sagt Cole. Es klingt ein wenig wie eine Ausrede, doch ich will ihm gerade jetzt nicht widersprechen. Er tut mir so leid!
"Du musst jetzt schlafen. Wenn du wieder aufgewacht bist, wechsle ich deine Verbände. Keine Sorge ich weiß was ich tue. Die richtigen Salben und Utensilien haben wir auch hier." Sage ich und lege die Decke über Cole, nun sah man nur noch sein angeschwollenes Gesicht, das langsam blau wurde.
"Dann geh ich mal." Andrew und ich verlassen das Zimmer, ich betätige den Lichtschalter und wir lassen Cole allein im Dunkeln zurück.
"Und ihr wollt mit wirklich nicht sagen was passiert ist?" Frage ich und bohre noch weiter nach:"Andrew, er hat mich vor dir angerufen. Ich war bei dieser Lagerhalle, ich habe das Blut auf dem Boden gesehen. Wer auch immer ihm das angetan hat, gehört ins Gefängnis!" Wir stehen nun draußen vor der Eingangstür und ich kann nicht ganz meine Stimme beherrschen, aber was Solls es hört uns eh keiner.
"Abby, sei doch vernünftig, es gibt Menschen mit denen man sich nicht anlegen sollte." Dann steigt er in sein Wagen und fährt weg. Diese Typen brauchen auch immer das letzte Wort oder wie?! Können die sich auch mal richtig unterhalten?
Und was für Menschen meint er?
Ich erinnere mich an das Erlebnis in Park vor einer Woche. Als Cole und ich den gezwungenen Spaziergang machen mussten. Ich hab mich doch nicht getäuscht oder? Dieser Allen den wir gesehen haben, der hat mit Drogen gedealt, oder?
Dealen die etwa auch? Logan, Matt, Jack, Andrew und Cole??! Mit Drogen? Man hört ja immer und sieht sowas in Filmen, wie gefährlich solche Typen sind, aber dass das wirklich jemanden widerfährt den ich kenne? Oh mein Gott...
Ich gehe zurück ins Haus und schließe die Tür hinter mir ab. Ich schaue nach Cole, doch er schläft schon. Er sieht irgendwie traurig aus... Ich gehe zu ihm hin und gebe ihm einen Kuss auf den Mund, aber nur ganz leicht, damit ich ihm nicht wehtue.
Und wenn er wirklich kriminell ist?
Dann ist mir das egal.
Wie kann dir sowas egal sein?
Weil ich ihn liebe.
Als mir das bewusst wurde, während er da vor mir lag, übersät mit all diesen schrecklichen Wunden, wird mir ganz schlecht.
Er wohnt erst seit einer Woche hier, du kennst ihn zwar ein wenig länger, aber du kannst nach diesen paar Malen rumknutschen doch nicht von Liebe sprechen! Er ist Logans bester Freund, er mag dich gar nicht richtig und nennt sich nervig! Er will so schnell wie möglich Weg von hier und hofft das sein Haus bald fertig ist. Und ja dann, wenn er nicht mehr hier ist, dann reden wir bestimmt nie wieder. Weil ich für ihn auch nichts weiter als ein kleines nerviges Mädchen bin.
Was tust du nur Abby?

Ich hole die Verbandssachen und noch mehr Wasser für Cole, stelle das ganze auf den Schreibtisch in dem Gästezimmer ab und hole dann die Sachen die ich brauche. Ich wollte ihn jetzt nicht alleine lassen, auch wenn er schläft. Ich hole also meinen Laptop und mein Handy. Auf Mathe oder Hausaufgaben hätte ich mich jetzt nicht konzentrieren können.
Ich bin gerade auf tumblr unterwegs, da höre ich ein Stöhnen neben mir. Cole ist aufgewacht und ich lege meinen Laptop weg. Ich richte mich von dem Sessel auf, den ich neben sein Bett geschoben habe und schaue ihm besorgt in die Augen.
"Wie geht es dir?" Frage ich. "Sollten wir nicht doch ins Krankenhaus? Ich hab echt Angst um dich." Er lächelt mich an, doch muss gleich danach vor Schmerzen das Gesicht verziehen.
"Sie werden nur fragen stellen."
"Ach quatsch ." Sage ich trotzig.
"Ich will nicht, es reicht mir ganz dich bei mir zu haben." Er sucht nach meiner Hand und wir umschließen unsere Finger miteinander. Dann schläft er wieder ein. Andrew hatte ja gesagt, der Arzt meinte er habe keine Gehirnerschütterung und ich war froh darüber, dass er wieder eingeschlafen war, so konnte ich heimlich meinen Hausarzt anrufen und ihn bitten zu mir nach Hause zu kommen.
Ich wecke Cole wieder auf und lasse den Arzt ihn durchchecken. "Danke, dass sie noch gekommen sind, ich weiß es ist spät."
"Kein Problem Abby" sagt er und dann unterhalten wir uns über Cole und seinen Wunden. Er behandelt diese und zeigt mir wie ich es machen soll. Dann Verabschiedet er sich von uns und geht.
"Das war nicht nötig." Murmelte Cole, doch er hielt immer noch meine Hand fest in seiner. So übel konnte er es mir also nicht nehmen.

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