Kapitel 16

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Wo fängt man an, wenn man Cole Evans erklären möchte? Nun gut, ich versuche es einmal. Er ist achtzehn Jahre alt und geht in den gleichen Jahrgang wie ich, in die Qualifikationsphase 2- die zwölfte Klasse- dank G8. Er ist groß, mindestens einanhalb Köpfe größer als meine kleinen 1,66 Meter. Er ist gut gebaut, nicht allzu muskulös, aber gut durchtrainiert. Er hat wunderschöne Hände, keine Bärentatzen, aber auch nicht zu filigran, einfach große Hände von denen man sich gerne berühren lässt. Er hat schwarze, kurze Haare. Er trägt die Klamotten die ihm gerade in die Hände fallen und schafft es irgendwie immer gut darin auszusehen, und gemeinerweise, dass jedes Kleidungsstück zum anderen passt. Er hat einen wunderschönen Mund. Und die Augen erst- da bleibt einem der Atem weg. Ich könnte mich darin ewig verlieren, in dieses tiefe Braun. Ich kenne ihn eigentlich schon mein ganzes Leben lang. Unsere Stadt ist nicht allzu groß und man kennt sich vom sehen irgendwie immer. Doch erst seitdem ich mit Logan zusammen war, habe ich ihn richtig kennengelernt.
Wo fängt man an, wenn man Logan Still erklären möchte? Vielleicht erstmal damit, dass er keineswegs still ist. Er ist achtzehn Jahre alt und geht in den gleichen Jahrgang wie ich. Er ist groß, aber mindestens zehn Zentimeter kleiner als Cole. Er hat blondes, struppeliges Haar, was er seit neustem lieber etwas länger trägt. Dazu der ebenfalls neue Dreitagebart, den er sich zugelegt hat. Er ist weitaus schlaksiger als Cole, aber dennoch kann man ihn nicht als Lauch bezeichnen. Er achtet nicht allzu sehr auf seine Kleidung, viel wichtiger ist es ihm, welche Musik er auf seinem Handy hat. Ich kenne Logan in- und auswendig- naja ich kannte Logan in- und auswendig. Er war nicht der größte Handy-Poet, das Schreiben und Zurückschreiben lag ihm nicht sehr, dafür feierte er viel lieber. Wobei er, wie er sagte, lieber mit mir einen Abend verbringt, als auf einer Party. Dennoch ist er bei jeder Party immer als erstes dabei, tanzen kann er trotzdem nicht. Sein bester Freund ist Cole, die beiden sind seit der Grundschule unzertrennlich. Zusammen mit Matt, Jack und Andrew ist ihre Jungstruppe komplett. In der Einführungsphase, also das erste Jahr der Oberstufe, haben sie Macy und Lola kennengelernt und seitdem sind die allesamt eine Clique. Im gleichen Jahr kamen ich und Logan zusammen. Jetzt ein Jahr später, lasse ich alle immer noch Revue passieren, aber ich bin glücklich so wie es ist.

So hat Logan Macy kennen gelernt. Macy, blond, klein und süß. Jen nannte sie scherzeshalber eine blonde Kopie meinerseits, doch heute finde ich es einfach nur noch skurril und komisch. Aber Logan hat anscheinend immer nur den gleichen Geschmack.

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Ich schließe mein Tagebuch. Ich habe über vier Seiten geschrieben, was für mich und mein sporadisch genutztes Tagebuch sehr viel war. Ich musste einfach meinen Gedanken freien Lauf lassen und über Cole schreiben.
Außerdem frage ich mich, was er über mich denkt. Sein bester Freund hat ja nicht gerade die beste Meinung über mich...

Ich breite meine Mathe Sachen vor mir aus und schalte meine Schreibtischlampe an, in meinem Zimmer ist es immer dunkler geworden, da auch von draußen keine Sonne hinein schien. Es ist Freitag Nachmittag und ich hatte nichts weiter zu tun als Mathe zu lernen- mein Leben macht ja so unglaublichen Spaß!
"Na, lernst du fleißig?" Coles Stimme schreckt mich auf und ich drehe mich überrascht zur Tür.
"Es ist sehr ablenkend, wenn du immer in meiner Tür stehst!" beschwere ich mich, halb ernst, halb lachend.
"Entschuldige, ich wollte nur fragen, wie es denn so voran geht, oder soll ich lieber Alex anrufen und ihn bitten, dass er sich jetzt schon um  dich kümmert?" Purer Sarkasmus verlässt seinen Mund. Und ich kann nur daran denken, wie gerne ich an diesem nun hängen würde- aber nein nein! Konzentrier dich auf das Lernen und ignoriere ihn und seinen Sarkasmus.
"Es reicht vollkommen, dass er morgen vorbeikommt. Du musst aber auch versprechen uns in Ruhe zu lassen, du weißt ein bisschen Privatssphäre ist immer angemessen. " Ich beobachte seine Reaktion. "Wer weiß, vielleicht entscheidet er sich auch spontan dazu mich zu küssen?"
Es fühlt sich an als hätte ich eine Bombe platzen lassen.
"Ach du willst darüber reden?" fragt er anzüglich und hebt eine Augenbraue. Er geht von der Tür zu meinem Bett und setzt sich ans Ende, nun waren wir nur noch wenige Schritte voneinander entfernt.
"Ein Teil von mir möchte, ja." sage ich wahrheitsgemäß.
"Komm her." verlangt er und klopft neben sich aufs Bett.
Aufgeregt setze ich mich neben ihn und er nimmt mit der rechten Hand meine rechte Hand.
"Vielleicht mag ich dich ja." sagte er dann und kam mir immer näher. Ich schluckte, was soll das denn heißen? Mein Gehirn wollte schon wieder nicht arbeiten, geschweige denn denken. Ich sah nur wie Coles Mund immer näher kam und seine linke Hand an meiner Taille ruhte. Aber irgendwie konnte mein Gehirn diese Informationen  nicht verarbeiten.
Dann küsste er mich wieder, löst seine rechte Hand von meiner und fuhr mit ihr über meine Beine. Dann drückte er mich aufs Bett.
Ich hätte ewig mit ihm so liegen können, ich hätte ewig so weitermachen können. Naja, nicht ewig, denn es war schon schwere Arbeit mein Gewissen ruhig zu halten, was in meinem Kopf aufschrie. Und mein Gehirn versuchte mir mitzuteilen, dass dies keine gute Idee ist. Doch irgendwie reagierte mein Körper nicht auf die guten Ratschläge.
"Ich muss los." sagt er dann nach einer gefühlten Ewigkeit. Wir hatten uns lange geküsst und zusammen auf dem Bett gelegen, doch nun erhebt er sich und steht auf. Ich tat es ihm gleich. Verlegen schaute ich weg. "Cole,..." versuchte ich anzusetzen, doch erneut wie heute Morgen unterbrach er mich. "Ich weiß, ich weiß, wir werden darüber auch irgendwann reden. Aber nicht jetzt, ich muss los."
Dann ging er einfach und ließ mich erneut alleine. Ich schaue auf die Uhr, es waren sieben Minuten vergangen.

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