Kapitel 20

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Coles Sicht:

Wir sehen dem Teppich zu wie die Flammen an ihm aufsteigen und ihn langsam zerfressen. Andrew hat Benzin geholt, Logan den Teppich  und Jack weiteren Alkohol. Ich habe die Streichhölzer mitgehabt.
"Woher hast du plötzlich so viel Geld, Cole?" fragt mich Logan leise, der neben mir steht. Er spricht derart leise, sodass uns die anderen nicht verstehen können, die gerade aus der Flasche von Jack trinken.
"Angespart. Du hast ja gesagt, wir kriegen das Geld im Nachhinein wieder raus."
"Stimmt." nickt er und schaut ernst auf den brennenden Teppich vor unseren Füßen.
Wir stehen bei einer alten Lagerhalle. Davor ist ein ausladener Parkplatz, auf welchem wir gerade stehen und den Teppich verbrennen. Wir sind abgeschottet von der Welt, niemand kommt mehr hierher und die Lichter der Stadt scheinen ganz weit weg zu sein.
"Wie lange dauert das noch?" fragt Andrew ungeduldig.
"Hab mehr Geduld Andrew." schimpft Logan und schaut auf sein Handy: 04:27 Uhr. Ich muss gähnen.
"Ich muss gleich nochmal schnell los," sage ich während mir schlagartig mein Plan wieder einfällt. "Ich hab noch was zu tun."
"Was? Cole darf abhauen, aber wir müssen dem langwiedrigen Prozess des Verbrennen eines Teppichs zuschauen?" fragt Andrew beleidigt.
"Es ist wichtig, es ist wegen dem Geld. Also wenn du meine Hälfte doch lieber übernehmen willst, dann bleib ich gern hier und leiste dir Gesellschaft." antworte ich bissig und schaue ihn wütend an. Der hat vielleicht Nerven!
"Pah, dann geh lieber." sagt er zähneknirschend. Jack gähnt und Logan guckt mich prüfend an. Dann stiefel ich vom Platz zu meinem Fahrrad hin und fahre weg, ich sehe noch lange vor meinem Auge die Flammen und die Funken.

Im Haus ist alles leise und ich gehe auf Zehnspitzen die Treppe hinauf, ich kann nicht genau einschätzen ob Abby einen leichten Schlaf hat oder nicht, obwohl ich auch schonmal in ihr Zimmer gegangen bin und sie es nicht bemerkt hat. Aber ich will nichts riskieren.
Ich öffne langsam ihre Zimmertür und betrete den Raum. Ihr Zimmer ist ordentlich, nirgendwo liegt etwas auf dem Boden verteilt. Ich blicke sie an. Sie sieht so friedlich und süß aus wie sie da in ihrem Bett liegt, die Decke fest um sich geschlungen. Sie schläft tief und fest. Ich hoffe so sehr, dass sie nichts bemerkt. Man wird es auf den Kontoauszügen sehen, dass ist mir bewusst, aber bis sie sich einen zieht, bin ich hoffentlich schon längst weg. Unser Haus ist bald fertig saniert. Und wieso sollte sie mich auch verdächtigen?
Ich schleiche durch ihr Zimmer und gelange an ihre Kommode, darauf liegt ihr Portmonnaie. Ich öffne es und hole ihre Bankkarte heraus, eine Kreditkarte hat sie aufrgund ihres Alters noch nicht. Sie ist ja noch nicht volljährig. Aber ich, kann man für sowas in Knast kommen? Bestimmt...
Ich nehme mir die Karte und gehe zu ihrem Schreibtisch. Ich habe sie beobachtet, wie ihre Mutter und sie einmal Klamotten online bestellt haben und sie ein Passwort benötigten. Abby hat damit geprahlt ein Buch zu haben wo sie alle aufschreibt, damit sie keine Passwörter vergisst. Dieses Buch liegt gott sei dank auf ihrem Schreibtisch und ich muss nicht lange herumkramen und danach suchen. Ich schlage es auf und suche nach der Geheimnummer ihrer Bankkarte.
Es war alles so einfach. Ihre Bankkarte entwenden, ihre Geheimnummer auswendig lernen und leise die Tür wieder hinter mir schließen. Aber der letzte Punkt fiel mir am schwersten.
Mir ist klar was ich gerade mache. Ich stehle Geld von Abby! Ich bin kriminell! Naja, das bin ich schon lange, seitdem wir angefangen haben zu dealen. Aber das, das fühlt sich falsch an. Es war doch so ein guter Plan! denke ich verzweifelt, aber Abby rumkriegen, sie dazu zu bringen mich zu lieben, damit ich, wenn es auffliegt, sie beschwichtigen kann... Aber jetzt, wo ich sie ansehe, schlafend, kommt mein schlechtes Gewissen und prügelt auf mich ein. Das kann ich doch nicht tun!
Aber ich werde es tun. Denn ich hab nichts gespartes was ich dafür wegwerfen kann. Abbys Eltern haben massig Geld. Sie wird das noch am ehesten verkraften können.
Ohne noch viel nachzudenken gehe ich aus ihrem Zimmer und schließe leise die Tür. Dann gehe ich die Treppe hinunter und hinaus zu meinem Fahrrad. Ich fahre zum nächsten Bankautomaten. Mir ist bewusst, dass da überall Kameras sind, aber es ist ja die Karte meiner "Freundin" ich hebe für sie morgens um fünf Uhr Geld ab, weil sie welches braucht.... Denke ich mir als Ausrede. Ich hebe 200 Euro ab, dann fahre ich zum nächsten Automaten, ziehe mir einen anderen Pullover an und hebe da wieder die höchste Summe ab, die man am Automaten abziehen kann. So fahre ich bis morgens um sieben durch die Stadt und ziehe mir immer wieder unterschiedliche Sachen an, verstrubbele mir die Haare oder kämme sie ordentlich, damit ich immer anders aussehe.

Ich fühle mich kriminell. Aber leider ist das aus mir geworden. Ich fühle mich kaputt und müde. Das was ich getan habe, war nicht in Ordnung, aber ich kann es nicht ändern. Aber ich könnte mit dem Dealen aufhören... Das wäre das Vernünftigste. Ich habe ja auch einen richtigen Job, ich arbeite in einem Buchladen, was schrecklich langweilig klingt, aber auch Kohle einbringt. Und ich konzentriere mich auf die Schule. Das hab ich zwar schon immer, weil ich einen guten Abschnitt will, aber ein guter Abschnitt hin oder her, wenn ich vorbestraft bin hilft der mir gar nichts.
Ich fühle mich schlecht und eklig als ich wieder das Haus der Jordans betrete. Ich gehe wieder erneut schleichend in Abbys Zimmer, sie schläft immer noch tief und fest und ich würde mich am liebsten neben sie legen. Trotzallem, und dass ich die ganze Zeit nur mit ihr gespielt habe, die ganzen Küsse und so, ist sie mir ein wenig ans Herz gewachsen. Und eigentlich sollte man Menschen die einem was bedeuteten soetwas nicht antun, aber ich habe keinen anderen Ausweg gesehen.
Und wenn sie mich wirklich liebt, dann wird sie mir verzeihen. Ich muss mein Spiel nur weiter spielen.
Ich lege die Bankkarte zurück und ziehe mir meine Jeans aus, dann lege ich mich neben sie ins Bett, lege die Arme um sie und schließe die Augen.
Ich bin egoistisch, na und? Ich spiele mit Abby und meinen Freunden habe ich auch nicht mehr mit dem Vergraben der Asche des Teppichs geholfen.

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