Kapitel 13

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VOR EINEM JAHR:
Partys, Partys, Partys... Wie alt bin ich nochmal? Ich weiß es nicht, ich kann mich nicht mehr so ganz daran erinnern. Ich bin wann nochmal geboren?
"Wo ist Logan?" frage ich. Eine Party bei Matt. Alle sind total betrunken oder bekifft, oder irgendwas dazwischen. Überall im Haus sind irgendwelche Leute. Ich sitze auf einer Couch und umklammere mein Glas. Als ich aufstehe, dreht sich alles. Mein Dauergrinsen will nicht mein Gesicht verlassen. An der Tür steht Cole, mit einem Bier in der Hand. "Hey Cole, hast du Logan gesehen?" Er guckt zu mir runter und sagt: "Er müsste in der Küche sein. " Ich schwanke weiter und nehme einen kontrollierten Schluck aus meinem Glas.
Na gut, ich bin ein bisschen angetrunken. Vielleicht betrunken. Vielleicht sollte ich das Glas abstellen und etwas Wasser trinken. Ich gehe zur Spüle und kippe den Inhalt meines Glases weg und lasse es mit Leitungswasser auffüllen. Dann drehe ich mich von der Spüle weg und schaue auf die Bank, welche am Küchentisch steht. Logan sitzt da und redet mit Macy, Lola und Andrew. Er scheint glücklich zu sein und das macht mich auch glücklich. Ich setze mich neben ihm.
"Wie geht es dir?" fragt er mich und küsst mich. Mein Grinsen will mein Gesicht immer noch nicht verlassen und ich sage: "Wunderbar und dir?" "Ich amüsiere mich, aber du solltest lieber dein Wasser austrinken." Er deutet auf mein Glas, was ich auf den Tisch gestellt hatte. Dann dreht er sich wieder zu den anderen um und redet weiter mit ihnen, sein Arm liegt zwar um meine Taille, aber er beachtet mich nicht weiter. Mein betrunkenes Ich merkt das gar nicht. Ich scheine zu sitzen und der Raum um mich herum zu schweben, es ist als würde sich alles um mich herum drehen. Ich höre das Gespräch der anderen, aber ich kann es mir nicht merken.
Ich stehe auf und gehe die Treppe hinauf zu der Toilette. Ich schließe die Tür von innen ab und stütze mich auf das Waschbecken, mein Glas stelle ich neben mich auf die Anrichte. Ich schaue mich im Spiegel an und bin aufeinmal ganz klar im Kopf. Was tue ich hier? Wo ist Logan? Ich möchte nach Hause. Ich starre in meine blauen Augen und verliere mich in meinem Spiegelbild.

Ich verlasse die Toilette und gehe in das Zimmer von Matt. Ich sehe das weiche, einladene Bett und lass mich darauf fallen. Ich höre wie jemand neben mir lacht. "Na, brauchst du auch eine Pause?" fragt mich jemand. Ich drehe mich zu der Person um, die neben mir liegt. "Du bist Jason oder? Aus der Qualifikationsphase zwei oder?"
"Bewundernswert, dass du Qualifikationsphase sagen kannst, aber nicht meinen richtigen Namen kennst. Ich heiße Jake. Nett dich wiederzusehen Abby."
"Richtig." Das Bett von Matt ist so weich und bequem, dass ich gar nicht begreife, dass ich gerade mit Jake auf einem Bett liege-nebeneinander.
"Coole Party oder? Matt weiß, wie man Partys veranstaltet. Und es ist bestimmt die halbe Oberstufe hier." Jake ist aufgestanden und hat die Tür zugeworfen. Dann setzt er sich neben mich aufs Bett, er nimmt meinen Kopf auf seinen Schoß und reicht mir eine Wasserflasche, woher er die hat, ist mir schleierhaft. "Aber, du solltest dich wirklich lieber ausruhen und hier, trink mal einen Schluck."
"Dankeschön." murmele ich und richte mich auf und trinke einen Schluck. Danach lege ich mich wieder zurück. Er streicht mir meine Haare aus dem Gesicht.
Ich kenne Jake vom sehen, außerdem wohnt er in meiner Nähe, früher als wir noch Bus gefahren sind zur Schule, sind wir an der gleichen Bushaltestelle eingestiegen. Er hat nette Eltern, eine wunderschöne große Schwester und einen alten Mercedes, der sein ganzer Stolz ist. Er hat schwarze kurze Haare, er ist groß und man merkt, dass er ab und zu ins Fitnessstudio geht. Er hat ein wahnsinnig schönes Lächeln. Und er ist in einer Beziehung. Und ich auch.
"Wo ist deine Freundin?" frage ich.
Er lacht und reicht mir erneut die Wasserflasche. "Sie wollte heute nicht hierherkommen, aber ich werde wohl bald aufbrechen und zu ihr gehen. "
"Wie lange seid ihr schon zusammen?"
"Ein Jahr lang und drei Monate." er nimmt die Wasserflasche entgegen, ich hatte sie bis zur Hälfte schon ausgetrunken. "Ich hoffe für dich, dass du einen starken Magen hast."
"Das hoffe ich für mich auch. " Wir beide müssen lachen.
"Wir haben lange nicht mehr miteinander geredet." sagt er dann, etwas ernster. Ich richte mich auf. Wir sitzen uns nun gegenüber. "Früher waren wir mal richtig befreundet, aber irgendwie haben wir uns aus den Augen verloren, nicht wahr?"
Das stimmt, die Nähe und die Freundschaft unserer Eltern hatte uns zusammengeschweißt. Als wir noch Kinder waren, haben wir oft zusammen in unseren Gärten gespielt und irgendwas ausgeheckt. "Das waren noch so schöne unbeschwerte Zeiten. " Mein Grinsen war nun ernst gemeint.
"Jetzt ist alles viel komplizierter. Du bist übrigens hübsch geworden. "
"Du auch." Mein Blick verschwamm und ich nahm noch einen Schluck Wasser, dann legte ich mich wieder auf Jakes Schoß. "Ich bin glücklich, dass du mich in diesem Zustand siehst und nicht irgend so ein Penner."
"Du meinst jemand wie Logan?"
"Wie bitte? Logan ist doch kein Penner." Meine Stimme war nicht mehr glückselig, sondern ich wurde wütend. "Naja, aber besonders toll behandelt er dich ja jetzt auch nicht wirklich oder?"
"Er liebt mich und ich liebe ihn. Er behandelt mich gut. Und außerdem woher willst du denn wissen, wie er mich behandelt? Haben wir je in den letzten Jahren miteinander geredet? Nein!"
"Ist gut, ich habe verstanden, reg dich ab." murmelt er und schaut mir in die Augen, ich war wieder von seinem Schoß aufgestanden und stand nun vor ihm auf dem Boden. Ich schwanke ein wenig. Er fasste mir an die Hüfte und zog mich wieder auf das Bett. "Dir ist schwindelig oder? Dann bleib lieber liegen und stehe nicht so hektisch auf."
Ich lege mich wieder hin. Die Tür geht auf, Jakes Hände liegen immer noch auf mir, wie er mich zu sich herunter zieht, aufs Bett. Die Tür ist auf, Ich liege, Jake sitzt, das Zimmer ist nur spärlich erhellt gewesen und der Lärm von draußen gedämpft, nun scheint das Licht unangenehm hell und die Musik drückt auf mein Trommelfell. Ich schließe die Augen. Jake, der eben noch die Hand auf meiner Schulter hatte, um mich aufs Bett zu drücken, springt vom Bett auf. Ich öffne meine Augen.
Logan steht in der Tür, ich höre noch seinen Satz den er begonnen hat, aber nicht beendete: "Bist du hier-?"
Er steht kurz unschlüssig in der Tür dann schließt er sie langsam hinter sich. "Du Bitch. Du kleine betrunkene Schlampe."
"Nimm das zurück, beschimpf sie nicht so dreckig du Hurensohn." sagt Jake.
"Achja und du sagst keine vulgären Wörter was?!" Logan ist wütend. Ich verstehe nicht wieso.
Dann ist er plötzlich ganz ruhig und Jake sagt: "Ich hab sie nicht angerührt, man. Wir haben nur geredet, wir sind alte Freunde."
"Weißt du was, mir ist das vollkommen egal. Aber danke, danke Jake."
Ich höre wie erneut die Tür aufgeht und sich schließt. Jake ist weg, Logan ist weg und ich liege ganz allein auf diesem Doppelbett.

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