Kapitel 29

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Als ich Zuhause ankomme, ist der BMW noch nicht da und ich bin ehrlich gesagt sehr glücklich darüber. Ich gehe in die Küche und nehme mir eine Banane, dann geh ich rauf in mein Zimmer und räume ein wenig auf und mache meine Hausaufgaben. Denn gleich will Jen kommen und dann möchte ich die lästigen Sachen schon erledigt haben.
Ich höre wie eine Autotür zuschlägt und renne die Treppe hinunter, mit voller Vorfreude auf Jen. Ich reiße die Haustür auf, um sie zu überraschen. Doch da steht nicht Jen vor mir, sondern eine Person mit einem Schlüssel in der Hand, denn erstens hat Jen keinen Schlüssel und zweitens ist sie kein Typ.
"Oh, du bist's." sage ich ein wenig geknickt. Ich lasse die Tür einfach offen stehen und wollte gerade gehen, da umfasst Cole plötzlich mein Handgelenk und drückt mich gegen die Wand neben der Haustür.
"Du haust jetzt nicht ab." sagt er. Er hält mich mit der rechten Hand am Handgelenk und drückt es gegen die Wand. Es schmerzt. Mit der anderen Hand stützt er sich an der Wand ab und versperrt mir jeglichen Ausweg.
"Cole, lass mich los!" rufe ich aus. Ich werde wieder wütend. Ich versuche mich aus seinem Griff zu befreien, doch er ist stärker. Außer... Ich könnte ihm in die Eier treten... Ich versuche gerade mein Bein anzuheben, da ist er schon viel schneller und drückt sich gegen mich. Mir entweicht die Luft aus meinen Lungen und ich kann mich überhaupt nicht mehr bewegen. Er ist einfach viel zu nah. Dann lässt er mein Handgelenk los und packt mich an meiner Hüfte. Er hebt mich hoch. Nun lehne ich an der Wand und bin halb auf seinem Schoß.
"Lass mich runter, ich bin doch viel zu schwer!" mäckere ich. Doch er will mich nicht gehen lassen.
"Was hast du mit Matt zutun?" fragt er und seine Stimme hat einen gefährlich bedrohlichen Unterton.
"Gar nichts!" gebe ich zu. "Ich habe nichts mit ihm zutun!" rufe ich aus. Ich will, dass er mich endlich los lässt, er macht mir Angst.
"Und was sollte dieses Rumgeknutsche?" Sein Gesicht ist direkt vor meinem und ich kann ihm nicht in die Augen sehen. Ich trommele mit meinen Armen auf seinem Rücken herum.
"Lass mich runter und ich erklärs dir, du Arschloch!"
"Niemals." sagt er einfach und dann wirft er mich einfach über seine Schulter! Ich fasse es nicht. Ich haue weiter auf ihn ein, aber es scheint ihn einfach nicht zu interessieren. Wie stark ist der Kerl eigentlich? Er bringt mich die Treppen hinauf, bis wir nach einem langen Weg vor seiner Zimmertür angekommen sind. Er stößt die Tür auf und wirft mich aufs Bett. Ich krabbele schnell von ihm weg. Er hingegen schließt die Tür ab. Ich blicke mich panisch in seinem Zimmer um.
Mein erster Instinkt sagt mir: FLIEH! Denn was auch immer der Junge mit mir anstellen will, ich will es nicht. Und um ehrlich zu sein, hab ich echt Angst.
"Abby, jetzt sei doch vernünftig und hör mir zu." Er setzt sich auf die andere Seite des Bettes. Ich stehe stattdessen auf und hechte auf die andere Seite des Zimmers. "Ich will dir nichts tun. Ich will nur, dass du nie wieder Matt küsst."
"Du willst mich also bis zu meinem Lebensende einschließen, damit ich keine anderen Jungs mehr küsse? Bist du eifersüchtig oder was?" rufe ich aus.
"JA! Ich bin eifersüchtig und wie. Ich habe es doch gestern schon gesagt. Ich habe Gefühle für dich entwickelt. Echte Gefühle. Ja, ich wollte, dass du dich in mich verliebst, damit du mir das wegen des Geldes nicht böse bist, aber anstatt rational zu bleiben wurde ich emotional."
"Bullshit." murmele ich.
"Es stimmt." Er sitzt immer noch auf seinem Bett und gestikuliert heftig mit seinen Händen.
"Du lügst. Du spielst doch immer noch das gleiche Spiel." Ich will hier raus. Raus aus diesem Zimmer, dass mir so sehr Angst macht. Naja, eigentlich macht mir nur Cole Angst.
"Es tut mir leid, dass ich dein Geld gestohlen habe." Er lässt richtig den Kopf hängen und sieht richtig niedergeschlagen aus. Entweder er kann gut schauspielern oder aber es tut ihm wirklich richtig Leid...
"Cole, das Geld ist nicht das wahre Problem hier. Klar musst du es mir zurückzahlen. Aber da bin ich gnädiger als Joe. Was mich wirklich ankotzt ist dein Verhalten. Du hättest mich doch fragen können." Und nun bin ich wahrlich ehrlich zu ihm.
"Ich hatte Angst vor deiner Reaktion, wenn du mitkriegst, dass ich mit Drogen deale, oder gedealt habe."
"Das ist ja natürlich auch einer der dümmsten Sachen die man machen kann!" entfuhr es mir. "Aber ich hätte dir wahrscheinlich geholfen. Weil ich wirklich was für dich empfunden habe."
"Es tut mir leid."
"Und jetzt kann ich dir nicht mehr vertrauen. Cole, wenn dir wirklich etwas an mir liegt und das Ganze nicht gespielt ist, dann lass mir Zeit. Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich von jetzt auf heute wieder mit dir befreundet sein will, oder wieder was für dich empfinden kann." Dann gehe ich auf die Tür zu. Cole reicht mir den Schlüssel, ich schließe die Tür auf und verlasse den Raum. Draußen im Flur drehe ich mich nochmal zu ihm: "Ich werde das mit den Drogen und dem Geld unseren Eltern erstmal nicht erzählen. Keine Sorge."

"Was willst du jetzt tun?" Einige Minuten nachdem ich Cole verlassen habe, ist Jen aufgekreuzt. Ich habe ihr die ganze Geschichte erzählt.
"Ich will erstmal nichts mehr mit Cole Evans zu tun haben. Mit der ganzen Clique nicht." lautet meine ehrliche Antwort.
"Puuh... Wird anstrengend, da du ihn jeden Tag hier hast."
"Ich weiß. Es wird grausam." sage ich verzweifelt. "Unsere Eltern sind dabei noch das größte Problem!"

Die nächsten Tage sind emotional gesehen sehr anstrengend. Ich muss Cole jeden Tag ertragen und damit unsere Eltern keinen Verdacht schöpfen, sind wir immer sehr "nett" zueinander während der Abendessen. Das heißt, ich kratze ihm nicht die Augen aus und er versucht sich nicht zu rechtfertigen. Aber worauf ich keine Lust hatte war zusammen mit Cole in einem Auto sitzen zu müssen. Meiner Mutter erzählte ich, dass ich etwas für die Umwelt tun wolle und nicht mehr mit dem Auto zur Schule fahren will. Meine Entschlusskraft wurde zwei Tage später hart auf die Probe gestellt, weil es stark regnete, aber ich gab nicht nach und nahm stattdessen den Bus. Ich war zwar fast zu spät beim Unterricht an diesem Freitag, aber ich konnte Cole aus dem Weg gehen.
Weiterhin gab es eine Begegnung am Donnerstag Abend als ich in den Fitnessbereich wollte, aber Cole schon da war. Er packte schnell seine Sachen zusammen und ließ mich in Ruhe. Was zugegeben sehr nett von ihm war.
Er respektiert meinen Wunsch in Ruhe gelassen zu werden. Er lud noch nichtmal seine Freunde zu uns ein. Aber er war oft weg und kam erst spätabends wieder, obwohl es in der Woche war.
Am Freitag nahm mich zum Glück Jen von der Schule zurück- ich wollte echt nicht nochmal Bus fahren, nicht so mein Ding.
Sie setzt mich also bei mir Zuhause ab und ich renne durch den Regen, mein Rucksack fest an mir gepresst, zu meiner Haustür. Da reiße ich die Tür auf und drinnen renne ich gegen Cole.
"Aua..." ich reibe mir den Kopf. Na toll, jetzt habe ich Kopfschmerzen!
"Hui, hast du dir wehgetan?" fragt er und hängt gerade seine eigene Jacke auf.
"Ja." grummele ich und ziehe auch meine Jacke aus.
"Und wieder mit dem Bus?"
"Jen hat mich mitgenommen." sage ich mit zusammen gebissenen Zähnen.
"Sehr ökologisch." sagt er abfällig. Ich erwidere nichts sondern gehe einfach wortlos an ihm vorbei.
"Was machst du das Wochenende so?" fragt er, betont desinteressiert, mich während ich schon am weggehen bin.
"Laurel hat Geburtstag, schon vergessen? Der ganze Jahrgang darf kommen, meinte sie. Also gehen wir heute abend alle zusammen zu Laurel. Aber davor treffen wir, also May, Jen, Beth und ich, uns hier."
"Achja, wir wollten zu Jack vorher. Dann euch viel Spaß."
Ich freue mich richtig auf heute Abend. Ich hoffe es wird ein richtig cooler Abend und das ich endlich, wenigstens für einen Abend, Cole aus meinen Gedanken verbannen kann.

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