Kapitel 10

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"Und wie läuft es mit Cole?" Fragt Jen und beißt daraufhin in ihren Bagel. "Es ist komisch, dass er jeden Tag bei mir zu Hause ist. Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen." Lautet meine ehrliche Antwort. Ich nippe an meinem chocolate chip von Starbucks. "Könnte mich bestimmt auch nicht daran gewöhnen." Pflichtet mir May bei. Wir sitzen zu viert in unserer Mittagspause bei Starbucks. Jen und ich haben es uns auf den braunen Sofa gemütlich gemacht, Beth und May sitzen auf tief gehende Sessel. "Bekommst du nun die neusten Storys mit?" Fragt mich Beth und schaut wehleidig auf Jens Bagel, da sie ihren schon längst aufgegessen hat. "Noch nicht, aber heute Abend kommen seine Freunde vorbei, heute morgen im Auto hat er mir gesagt, ich soll vom Pool fernbleiben. "
Ich liebe meine Freundinnen, sie stehen mir immer bei. Seit wir hier alle auf diese Schule gehen, sind wir vier unzertrennlich. Beth ist wie ich nicht gerade sehr hoch gewachsen und hat deswegen eine Vorliebe für hohe Absätze bekommen. Weiterhin hat sie strohblonde Haare die sie im Langen Bob trägt und ziemlich süße Grüppchen im Gesicht. May ist die größte von uns allen und hat, wie sie sagt, Straßenköterblonde Haare, die ihr  glatt über die Schultern fallen. Außerdem fällt einem an ihr sofort die intensiven grünen Augen auf. Jen hat dunkle Haare, die durchmischt sind mit schwarzen Tönen, aber auch dunkelbraunen. Jen scheint immer, wenn sie lächelt zu strahlen, so dass jeder der mit ihr in eine Raum ist, genauso glücklich wird wie sie. Ich liebe an ihr den starken Kontrast zwischen den dunklen Haaren und ihren hellblauen Augen.
"Poolparty bei dir?" Jen zieht eine Augenbraue hoch und zupft an einem Salatblatt, welches aus dem Bagel hinausguckt. "Dann machen sie uns ja nach." "Wissen sie denn, dass wir schon unzählige gemacht haben?" Fragt May. "Natürlich, weil sie ja auch unsere snapchat Storys anschauen." Meint Jen als Antwort. Ich nicke zustimmend. Wir, das heißt auf jeden Fall Jen, machen oft Snaps, unter anderem auch über unsere Poolpartys, die immer sehr lustig und cool sind.
"Dann wünsche ich dir mal viel Spaß heute Abend." May schaut mich mitleidend an und ich sage:" ich werde richtig Spaß haben! Ich werde in meinem Zimmer sitzen und das Fenster schließen, damit ich sie nicht hören muss." Ich versuche zu lachen. "Es wird super, Logan wird kommen und Macy und Lola und Matt und Jack und Andrew. " "Da hast du ein lustiges Gespann im Garten! " lacht Beth und meint es ironisch. "Im Garten? Ist es dafür Nicht viel zu kalt, jetzt wo der Herbst anbricht?" Fragt May verwirrt. "Der Pool draußen ist beheizt. Das Wasser ist schön warm. Ansonsten können sie ja noch rein. " sage ich und Wedel mit meiner Hand, als würde ich eine Fliege verscheuchen. "Sollten wir auch mal wieder machen." Mischt sich Jen nun wieder ein, führt danach noch hinzu:" aber am Wochenende, dann haben wir noch mehr Zeit." "Hat mich auch schon gewundert, warum sie mitten in der Woche sowas machen. " fragt May und trinkt einen Schluck von ihrem Milchkaffee. "Denen ist doch egal, wie lange sie in der Woche auf bleiben, die Schule sowieso." Ich zucke mit den Schultern und beiße ein Stück von meinem Sandwich ab. "Und was sagen deine Eltern?" Fragt Beth und hat endlich den letzten Bissen von ihrem verschwindenden  Bagel gegessen. "Du kennst doch meine Mutter, die will, dass unsere Gäste sich wohl fühlen." Alle in der Runde nicken bedächtig, jeder kennt meine freundliche Mutter, die manchmal etwas zu freundlich zu Anderen ist und mich dann irgendwo vergisst.
• • •
"Hast du dich amüsiert in der Bibliothek?" Frage ich als ich bei dem BMW ankomme und Cole schon am Wagen warten sehe.
"Hab mir ganz viele schöne Notizen gemacht. " seine Stimme trieft von Ironie. Ich werde nicht schlau aus ihm. Dann versperrt er mir den Weg zur Beifahrertür," oh, warte hier ich spiele heute mal Gentleman." Er lächelt mich zuckersüß an und hält mir die Tür auf. Ich erröte und Senke beschämt den Kopf, er macht das aus Spaß, aber irgendwie finde ich es sehr süß. "Haha, danke." Nuschele ich und  versuche es als Witz zu verstehen, doch so gestrickt wie ich bin, denke ich darüber nach, was er mit seiner Handlung meint. Fragen schießen mir durch den Kopf. Währenddessen setzt er sich auf den Fahrersitz und startet den Motor.
"Und auch schon alles vorbereitet?" Frage ich und stelle meine Schultasche auf den Autoboden.
"Für heute Abend meinst du?" "Ja." Lautet meine Antwort und ich warte ab. Nach einiger Zeit sagt er:" Rosa macht Essen, ich hab sie heute morgen gefragt, und sonst hab ich ne Box und dann läuft das schon." Wie nett, dass er Rosa ausnutzt. Ich mag Rosa gerne, die leicht korpulente Frau, mit den schwarzen, lockigen Haaren, dem niedlichen Lächeln im Gesicht und den wachen Augen, ist mir nach den vielen Jahren sehr ans Herz gewachsen. Aber so freundlich wie sie ist, und nicht ganz abgesehen, dass sie sehr viel Lohn bekommt, macht sie ihm natürlich ein großes Buffet für seine Freunde. Und genau dieses große Buffet wird gerade angerichtet, als wir nach Hause kommen. Ich schnappe mir ein, zwei Sandwiches von einer silbernen Platte und Schlüpfe schnell aus der Küche, bevor mir Rosa auf die Finger haut. Oben angekommen ziehe ich mir erstmal die enge Skinny Jeans aus und schlüpfe in eine bequeme, warme, enganliegende Jogginghose. Das Oberteil, was sowieso oversized ist, lasse ich an. Dann setze ich mich auf mein Bett und schalte den Laptop an. Ich versinke in meiner Serie und Schrecke plötzlich hoch als ich das Kreischen von draußen höre, genervt stehe ich auf und gehe zu meinem großen Fenster. Dort angekommen schließe ich mit gerunzelter Stirn das Fenster.
Das Kreischen kam von Macy, die nur mit einem Bikini bekleidet den Rasen entlang gelaufen ist. Wahrscheinlich ist ihr kalt gewesen, wovon man jetzt nicht mehr sprechen kann, denn sie ist in den großen Pool gesprungen. Jetzt folgen ihr auch die anderen, Jack und Cole tragen die Platten voll befühlt mit leckeren Snacks und Getränken. Andrew trägt dazu auch noch eine Flasche Vodka und eine Flasche Gin. Matt trägt die vielen Handtücher und Lola, geschmiegt in einen himmlisch weichen Bademantel, stolziert voran. Dann lässt sie sich in den Whirlpool nieder, welcher neben dem großen Pool liegt. Dann kommt Logan in meine Sichtweite, er kommt lässig den anderen Jungs hinterher und schwingt ein Glass in seiner Hand, welches mit 99,9% Wahrscheinlichkeit Alkohol enthält. Er stellt das Glas neben dem Pool ab und springt hinein, gleich darauf macht er sich den Spaß und jagt Macy in dem Pool, nachdem er sie gefangen hat, stehen sie knutschend im Wasser. Ich wende den Blick ab, bei sowas muss ich nicht zu schauen, es tut weh. Es tut weh, weil er eigentlich früher mit mir im Pool war. Aber ich will es jetzt auch nicht mehr sein, eigentlich. Denn er hat sich in diesem einem Jahr so stark verändert, nicht nur seine Persönlichkeit sondern auch sein Aussehen ist mir fremd geworden, so dass er mir nicht mehr attraktiv erscheint.
Nach einiger Zeit werde ich wieder neugierig und gehe nochmal zu meinem Fenster, ich bin kein Stalker! Aber irgendwie interessiert es mich schon... Auch so was Cole so treibt... Ich sehe, wie sie alle im Whirlpool sitzen und aus den Gläsern trinken. Sie amüsieren sich, dass kann ich von hier oben erkenne , prächtig. Irgendwie beneide ich sie ein bisschen, doch dann fällt mir wieder Mays Stimme ein, die in meinem Kopf ruft: die sind scheisse! Alles was sie tun ist hirnverbrannt, die haben keine Zukunft, scheißen auf die Schule und sind auch in Wirklichkeit keine richtigen Freunde, jeder lästert über jeden da! May hat recht, das wissen wir alle, aber trotzdem kann man sie irgendwie beneiden. Und dann ist in meinem Kopf noch eine andere Stimme, eine viel leisere, so dass ich sie erst gar nicht gehört habe: was ist wenn Cole anders ist? Anders als Logan?

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