Kapitel 9

117 8 0
                                    

Vor einem Jahr
Er schlingt seine Arme um mich, legt seinen warmen Kopf auf meine Schultern und bedeckt meinen Hals mit Küssen. Ich lächle nicht nur, ich strahle. Ich blicke durch den Raum und wie in einem Film ist alles kurzzeitig auf Zeitlupe, die tanzenden Menschen, die Bar, der Billardtisch, die Couchecke. Logan hört mit seinen Küssen auf und nimmt einen Schluck aus seiner Flasche, dann reicht er sie mir und ruft bestimmend: "Austrinken!" Ich lache und küsse ihn auf den Mund, ich schmecke den Alkohol. Dann setze ich die Flasche an meinen Mund und trinke die letzten Schlucke  aus. Logan nimmt mir die leere Flasche aus der Hand und stellt sie auf den Boden, stolz grinst er mich an. "Wundervoll" murmelt er und dreht mich auf seinem Schoß um. Dann schlinge ich meine Arme um ihn. "Was ist wundervoll?" Hauche ich. "Der Vodka, der Orangensaft, der Rotwein und du. Du bist so wundervoll." Ich verliebe mich aufs neue in ihn. Er ist genauso wundervoll, und wieder strahle ich ihn an. Alles macht mich High. Ich bin voller Glücksgefühle. Ich brauche kein Drogen, solange ich Logan habe. Solange er mich so festhält und solange ich auf seinem Schoß sitze, bin ich sicher.
Cole unterbricht unseren Kuss. "Logan! Komm, wir wollen den Sonnenaufgang sehen!" Er muss schreien damit man ihn versteht. Ungläubig schaue ich ihm in die Augen:" es ist schon morgen?"  Meine Stimme ist perplex. "Ja, Abby Schatz." Ruft er und muss lachen. Wir erheben uns von der bequemen Couch und schlendern durch den Raum. Dafür dass es schon so spät war, ist der Laden noch proppenvoll. Überall waren Menschen, entweder sie tanzen, stehen an der Bar oder sitzen knutschend bei den Sofas herum. Es ist herrlich, denke ich und stolpere hinter den Jungs entlang. Allesamt haben wir schon zu viel getrunken.
Cole stößt die Tür zum Ausgang auf, er und Logan grüßen den Türsteher und Logans und meine Hand verflechten sich zusammen. Wir laufen bis wir die Musik nicht mehr so laut hören. Wir kommen bei einer Gruppe von anderen Teenagern an, die wir allesamt kennen.
Es ist ein wundervoller Sonnenaufgang. Wir blicken andächtig im Suff auf den Feuerball, wie er sich langsam über den Himmel erstreckt. Die Sonnenstrahlen erreichen uns und ein jeder ist wunderschön wie er und sie hier gerade stehen.
Nach einiger Zeit dreht sich Logan zu mir herum:"Gehen wir?" Ich grinse und gehe ihm hinterher. Wir laufen zu ihm nachhause, den Sonnenaufgang im Rücken.
• • • •
Heute:
Ich finde, ich bin für meine siebzehn Jahre ziemlich vernünftig geblieben. Doch was ich da gerade eben Gesagt habe, ist einer der dümmsten Sachen die ich je geredet habe! Beschämt gehe ich mit hängendem Kopf in mein Zimmer, was ich mir bei den Worten gedacht habe, keine Ahnung!
Aber was geschehen ist, ist geschehen.
Ich lege mich in mein Bett, und da ich nicht einschlafen kann, entschließe ich ein Buch zu lesen, nach ungefähr vier Stunden kann ich mich endlich von Den spannenden Erzählungen losreißen und ich schalte meine Nachttischlampe aus.

Wie jeden Morgen kämpfe ich mich aus dem Bett und verschwinde erstmal in meinem Badezimmer, duschen, föhnen, schminken. Nach meiner allmorgendlichen Routine gehe ich die Treppen hinunter in die Küche. Wie jeden Morgen gibt es für mich einen eiskalten Kakao. Ich blicke verschlafen aus dem Fenster, die Bäume verlieren langsam ihre Blätter, und Laub sammelt sich an ihren Stämmen. Der Sommer ist vorbei, nun kommt die Pulli Saison. Ich bin nicht unglücklich darüber. Cole kommt in die Küche geschlendert und öffnet die Küchenschränke auf der Suche nach Brot und etwas Aufschnitt. Mit seinen Funden begibt er sich zur Anrichte und setzt sich mit dem fertig geschmierten Brot zu mir. Ich sitze auf einen dieser erhöhten Stühle, meine Tasse stelle ich auf die erhöhte Anrichte ab.
"Schön geschlafen?" Fragt er und beißt beherzt ein Stück von seinem Brot ab.
"Ja, und du?" Frage ich und mache mir gar nicht mehr die Mühe meinen Kakobart abzuwischen.
"Ja, ich habe geträumt unser Haus ist wieder vollkommen aufgebaut und repariert." Er blickt mich abwartend an, wartend auf mein Reaktion. Ich kann nur daran denken, wie es sein wird, wenn er nicht mehr hier ist. Vorgestern hätte ich Luftsprünge machen können vor Freude auf die Aussicht das er geht. Heute denke ich nicht mehr soo.
"Dann hoffen wir mal du kannst bald wieder zurück." Ich stehe auf, gehe zur Spüle und wasche mir den Mund ab. "Obwohl ich zugeben muss, dieses Haus ist wesentlich größer und schöner." In seinem lächeln Ist nichts hinterhältiges zu entdecken. Irgendwas ist anders als gestern, als vorgestern.
"Dann ist ja gut, dass es dir bei uns gefällt." Ich schenke ihm ein schwaches Lächeln. Ich meine was ich sage, aber ich bin müde. Nicht nur müde weil es Morgen ist, sondern weil ich es bin. Ich kann nicht mehr, keine Peinlichkeiten ertragen oder dieses Leben führen, dass mich zu nichts führen scheint. Ich kann mich nicht beklagen, ich führe kein schlechtes Leben, aber irgendwie irgendwas in mir drinnen sagt mir, das will ich so nicht und das kann ich so weiter nicht ertragen.
Aber anstatt etwas zu ändern, stelle ich meine Tasse in die Spüle und Wasche sie ab. Cole hinter mir isst sein Brot mit wenigen Bissen auf. Dann sagt er:" holst du deine Schulsachen? Dann können wir gleich losfahren." Ich Nicke und mache mich auf den Weg in mein Zimmer.

Plötzlich daWo Geschichten leben. Entdecke jetzt