Kapitel 27 - Matt

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Anna's Sicht:

Ich konnte mir nur ansatzweise vorstellen, wie er sich tatsächlich fühlen musste, als niemand etwas mit ihm zutun haben wollte. Er tat mir so Leid. Zum ersten Mal bekam ich sein wahres Gesicht zu sehen und mir ist nicht klar, warum er so ehrlich zu mir war. Entweder mochte er mich tatsächlich oder er lügt mich nur an, damit ich Mitleid für ihn empfinde und ihm verzeihe, für das, was er früher getan hat. Ich habe ihm verziehen, darauf gehofft, dass sich die Dinge bessern würden. Doch immer kam etwas dazwischen und immer war Matthew irgendwie in der Sache involviert. Ständig war er der Buhmann. Als er mir Drogen gegeben hat, bin ich auch einfach in eine Millionenmetropole abgehauen ohne eine einzige Ecke richtig zu kennen. Dann bin ich dem Erstbesten in die Arme gelaufen, Matt. Als er mich im Haus festhielt und alle anderen nicht da waren, war ich es, die sich in die Gefahr gestürzt hat und ausgebrochen ist. Er wollte mich nur beschützen. Und wenn ich jetzt so höre, was ich mit meinen unüberlegten Handlungen bei ihm angestellt hatte, fühlte ich mich als die Schuldige.

"Matt. Es tut mir Leid. Ich wollte das nicht. Ich habe nie gewollt, dass es dir so schlecht geht. Du musst mir das glauben!", sagte ich bettelnd, nachdem ich mich beruhigt hatte und ihm wieder gegenübersaß. "Ich weiß.", antwortete er und ihm entsprang ein leichtes Lächeln. Ich betrachtete sein Gesicht und stellte fest, dass er tiefe Augenringe hatte. Er sah müde und etwas schlapp aus. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber er hatte ebenfalls eine ungesunde, fahle Hautfarbe, als wäre er krank. Vielleicht kannte ich Matthew nicht, doch ich konnte mit Sicherheit sagen, dass er mehr litt, als er jemals zugeben würde. Er hat zweimal eine schwere Zeit durchmachen müssen, alleine und nur wegen mir. Es war allein meine Schuld, weshalb ich damals nachts mit Matt unter Drogen stand. Ich wollte sie nehmen, ich hätte sie ablehnen können. Stattdessen wollte ich Jake, Cam und Nash die Stirn bieten, indem ich ihnen trotzte und genau das tat, von was sie mir abrieten. Und wäre ich nicht so ein Sturkopf, dann wäre ich nicht einfach von zu Hause abgehauen, ohne auf Cam zu hören und im verdammten Haus zu bleiben, weil David auf der Suche nach einem Rachemittel war. Ich hätte niemals David kennengelernt, wenn ich schlauer gewesen wäre. Ich sollte mich schämen.

"Es hört sich extrem dumm an, aber vielleicht sollten wir beide ja einfach noch einmal von vorne anfangen? Ich meine, du bist nicht der einzige, der Fehler gemacht hat. Wir alle haben Fehler gemacht, aus denen wir heute nur noch profitieren können, oder? Ich kann mir nur im geringsten vorstellen, wie es dir wirklich ging. Wir sollten versuchen, weiterzumachen.", erklärte ich zögernd und schaute erwartungsvoll zu dem angeschlagenen Jungen gegenüber von mir. "Klingt gut.", antwortete er und nickte. "Vielleicht darf ich dich ja nochmal umarmen, so, um das zu besiegeln.", meinte ich lächelnd und hob erwartungsvoll die Augenbrauen. Er zögerte spielernd, lachte dann und sagte: "Nur dann, wenn du nicht wieder losheulst. Denn das brauche ich nicht noch einmal." Ich rollte meine Augen. "Komm'", flüsterte er und breitete brüderlich seine Arme aus, um sich von mir umarmen zu lassen. Mich beschlich das Gefühl, als wäre für einen Moment, genau diesen Moment, alles gut. Eine Wärme machte sich in mir breit, die mich von Kopf bis Fuß erreichte und mir ging es gut. Ja, sogar sehr gut. Denn jetzt ist zwischen Matthew und mir wirklich alles in Ordnung. Es hat niemand gesagt, dass ich die Ereignisse vergessen werde, aber ich kann sie verzeihen, genau so, wie Matt mir verziehen hat. Und genau dafür bin ich ihm auch dankbar. Während der Umarmung atmete er langsamer, ruhiger. Und diese Entspannung erreichte auch mich. Ich holte tief Luft und atmete erleichtert aus. Bald sollten wir uns wieder auf den Weg zu den anderen machen, sonst wird Cameron misstrauisch und das konnte ich beim besten Willen gerade echt nicht gebrauchen. Nicht jetzt, wo alles für kurze Zeit so heil und unkompliziert schien. Wir verweilten noch etwas, bis ich im Hintergrund unsere Freunde entdeckte. "Sollen wir zurück?", fragte ich, als ich ihn losließ und zu ihm blickte. Erst jetzt fiel es mir auf. "Matt, warum hast du so rote Augen?", flüsterte ich besorgt. Seine Augen sahen keinesfalls verheult aus. Meine Vorahnungen von vorher bestätigten sich. "Ich konnte in letzter Zeit nicht wirklich schlafen, aber das passt schon.", meinte er und setzte seine Sonnenbrille auf. Kein Wunder, dass er nur wegen der Brille zurück zum Jeep gelaufen war. Niemand sollte sehen, wie angeschlagen er wirklich war. "Bist du dir sicher?", fragte ich nur zu Sicherheit, weil er wirklich nicht gut aussah und es mir Sorgen bereitete. Er lächelte breit und zog mich mit einem Arm dankend an sich. "Alles ist gut, jetzt ist alles gut.", erwiederte er und auch ich begann, unbeschwert zu lächeln. Wir liefen stillschweigend die Treppen hinunter und schlossen uns wieder der Gruppe an.

Es wird immernoch etwas schwer sein, das Geschehene hinter mir zu lassen, doch hat irgendjemand auf dieser Welt gesagt, dass das Leben einfach ist? Es muss weitergehen, denn wenn wir uns von unserer eigenen Vergangenheit einholen lassen, greift sie mit Händen und Füßen nach uns und zieht uns dorthin zurück. Die einzige Möglichkeit, diesem Schicksal zu entfliehen ist, positiv nach vorne zu blicken und sich mit allem Drum und Dran zurück ins Leben zu stürzen und dieses in vollen Zügen zu genießen, mit allem, was dazugehört. Das, was uns täglich wiederfährt, ist das, was uns letztendlich ausmacht. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, doch solange dieses Päckchen hinter uns mitläuft, kann man sehr gut damit leben. Wenn man einer Person das erste Mal in die Augen blickt, kann man nicht im geringsten erahnen, was für ein Päckchen es zu schleppen hat. Ist es schwerer? Ist es leichter? Das ist egal. Denn kein Mensch dieser Erde ist unversehrt, jeder hatte mit etwas anderem oder demselben zu kämpfen. Und es wird immer jemanden geben, der sich vor uns stellt, uns Steine in den Weg legt, damit wir an ihnen scheitern, an ihnen stolpern, fallen und liegen bleiben. Es wird immer jemand in deinem Weg stehen, doch es liegt an uns selbst, ob wir trotzen oder nachgeben. Wir müssen diese Steine wegräumen, über sie springen und mit ihnen etwas großes erbauen, was uns später einmal nützlich sein wird! Das ist der Sinn des Lebens.

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Hey, ich melde mich zurück, diesmal mit einem sentimentalen Ende zum Nachdenken :) Ich hatte Lust euch auch mal eine Message hinter dem Ganzen mit auf den Weg zu geben, da ich mir sicher bin, das manche von euch mit diesen Worten viel anfangen können :)
Frage: Soll ich hier die Geschichte beenden oder weitermachen ;)
Liebe Grüße,
Edmdaydreamer

Auslandsjahr mit Liebe? - Cameron Dallas/Nash Grier/Matthew Espinosa: FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt