Anna's Sicht:
Nachdem ich aufgelegt hatte, zog ich eine helle, zerrissene Jeans an und einen grauen, langärmligen Sweater. Eine Handtasche wollte ich nicht mitnehmen, also steckte ich den Hausschlüssel und mein Handy in die Hose und machte mir einen hohen Zopf. Dann schlich ich die Treppen runter und, wie hätte es anders kommen können, bemerkten mich Nash und Cam. Können die mich aus 10 Metern Entfernung riechen oder was? Ich hatte immernoch verheulte, rote Augen und versuchte deshalb Augenkontakt zu vermeiden.
"Gehst du irgendwo hin?", fragte mich überraschenderweise Nash dieses Mal.
"Ein kleiner Spaziergang, tut gut.", antwortete ich aber drehte mich absichtlich nicht zu ihnen.
"Um halb 9 abends? Es wird schon langsam dunkel, Anna.", sagte er und winkelte seinen Kopf fragend an.
"Ich bin schon nicht lange weg!"
"Das sagen wir doch auch nur, weil Sydney so groß ist und du alleine unterwegs bist! Willst du, dass wir 3 mitkommen?", rief Cameron durch die Gegend. Ah, den gab es auch noch. Mit ihm habe ich locker eine Woche nicht mehr geredet. Mir wellten erneut die Tränen in die Augen, weil meine Gedanken mich nicht losließen. Meine Eltern haben sich tatsächlich getrennt. Bei ihnen lief es schon lange nicht mehr ganz rund, aber dass es so schlimm war dachte ich nicht.
"Schön, dass ihr euch um mich sorgt aber ich bin kein Kind mehr, nur ein Mädchen." Ich raffte mich auf, um diese Worte überhaupt sagen zu können und lief dann mit meinen NewBalance in den Händen aus dem Haus. Draußen zog ich sie mir schnell an und lief dann los, irgendwo hin.
Nach wenigen Minuten sah ich die Bahnstation, warum nicht ein bisschen in der Stadt gammeln. Reflexartig tastete ich meine Hosentaschen nach etwas Geld und meinem Bahnausweis ab, und halelujah, beides war vorhanden. Also hüpfte ich schnell in die Bahn und fuhr in Richtung Stadtzentrum.
Während der Fahrt hörte ich Musik und wurde wieder sentimental. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, nicht in eine Depression zu fallen. In Deutschland geht alles drüber und drunter, und hier war es auch nicht gerade besser. Doch ich konnte mit niemanden über alles reden. Die Jungs... es sind halt Jungs und die interessiert das doch sowieso nicht! Jake ist zwar jemand aus meiner Familie, doch irgendwie fühlte sich das nicht mehr nach Familie an... Erneut wischte ich mir Tränen weg. Äußerlich tat ich in letzter Zeit vielleicht auf hart und abweisend, aber innerlich war ich einfach nur ein missverstandenes, gebrächliches Mädchen, so erbärmlich es auch klingt.
Nächster Halt: Downtown/Stadtzentrum
Das war mein Stichwort. Als die Bahn hielt, entfernte ich die Kopfhörer und verließ sie.
Toll, wo sollte ich jetzt hin? Ich entschied mich mir als erstes eine große, heiße Schokolade beim Starbucks zu holen.
Nachdem ich solze 8$ für mein Getränk ausgegeben hatte, lehnte ich mich an das Geländer des Hafens und beobachtete seelenruhig das Stadtleben. Es war abends so schön am Hafen, so viele Wolkenkratzer, schön leuchtende Geschäfte und Cafés und die gemütliche Atmosphäre der Menschen hier. Sie waren alle so nett und entspannt, als wären sie hier lebenslang auf Urlaub. Außerdem leuchtete alles so wunderschön und somit wurde die Nacht zum Tag gemacht! Doch das änderte nichts daran, das mein Leben gerade ziemlich beschissen war. Wenn ich mir vorstelle wie meine Mutter mit einem anderen Kerl... bah! Sofort fing ich an zu weinen, es waren zwar nicht mehr so viele Leute hier, aber trotzdem war es sehr belebt. Deswegen musste ich ganz leise in mich "hereinweinen". Ich war so verzweifelt, hatte keine Ahnung wie ich meinem armen Bruder helfen sollte. Wäre es besser, wenn ich das hier alles abbreche und nach Hause zurückkehre? Ich war so verloren, garnicht mehr geistlich bei der Sache. Nach einer Zeit des Nachdenkens schloss ich die Augen um mich zu beruhigen, doch es misslingte mir. Es ist doch alles total scheisse! Mein komplettes Leben ist total scheisse! Ich versinke total in Selbstmitleid, aber was soll ich denn machen?
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Auslandsjahr mit Liebe? - Cameron Dallas/Nash Grier/Matthew Espinosa: Fanfiction
FanfictionAnna wächst zu Hause alles über den Kopf. Sie will weg und das ganz schnell. Doch mit ihren 16 Jahren wird das schwieriger als gedacht, nirgendswo kann sie auswandern weil sie zu jung ist. Um trotzdem aus ihrem Alltag ausbrechen zu können, entscheid...