Kapitel 13

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Ich fuhr in Panik aus meinem unruhigen Schlaf hoch. Es dauerte eine Weile, bis mein Körper und Geist registrierte, dass das alles eben nur ein schlechter Traum gewesen war. Ich hatte niemandem mit meinem Wurfmesser umgebracht. Ich hatte Prim nicht mit elegantem Wurf, das Messer ins Herz gerammt. Ich war keine Sympathisantin von Snow. Ich war kein Karriero. An meinen Fingern klebte kein Blut. Noch nicht.

Mein Bett kam mir kalt und einsam vor und mein Atem und mein Puls, wollten sich einfach nicht beruhigen. Ich ging ins Bad und wusch mein verschwitztes Gesicht, das ließ jedoch die Erinnerung nur noch stärker werden.

Ich war todmüde, aber würde nie wieder ein Auge zu tun wollen, wenn ich dann immer jemanden umbrachte oder jemanden sterben sah, jemand gefoltert wurde. Immer wenn ich nun die Augen schloss, sah ich Prim, mit dem Messer im Herzen, wie sie mir zu schrie: „Wie konntest du das nur tun? Wir sind doch Freunde?" Und ich mich nur hämisch lachen höre.

Ich schloss meine Abteiltür hinter mir. Ich versuchte es leise, doch das Geräusch des Klackens erschien mir viel zu laut in dieser Stille.

Ich ließ meine Hand gedankenverloren über die Wände und Türen des Zuges streifen. Ich fragte mich immer wieder: Wieso? Wieso nur? Was tue ich hier?

Innerlich schrie ich. Ich sah keinen Ausweg aus dieser misslichen Situation. Ich hatte keine Chance wieder nach Hause zu kommen, zu Gale, zu Mum, zu Vick, Posy, Rory und zu Prim.

Ich öffnete eine Tür. Es war Katniss Zimmer. Sie schlief, neben ihr lag Peeta. Ich sah seine Augen nicht. War er wach? Oder nicht?

Ich Schloss die Tür wieder und streifte weiter umher. Ich sah Effie wie sie mit einer pinken Schlafmaske in ihrem Bett schnarchte, Haymitch, der unruhig um sich schlug - fast hätte ich ihn aufgeweckt, doch dazu hatte ich nicht genug Kraft - und schließlich gelangte ich in einen Raum, voller unnötigem Zeug und... Und einer Staffelei mit Farbe und Pinsel.

Ohne nachzudenken schnappte ich mir einen Pinsel und fing an zu malen. Ich wusste gar nicht was ich tat, denn meine Gedanken waren ganz wo anders, doch mir entging nicht, dass die Tür hinter mir geöffnet worden war.

Ich schoss herum und hielt den Pinsel so, als wäre er ein Wurfmesser.

Ich kannte die Schemenhafte gestallt im Schatten des Türrahmens.

„Was willst du damit tun?", fragte Peeta mich lachend und trat in den hellen Raum.

Verwirrt starrte ich auf den Pinsel in meiner Hand. Was machte der da.

Ich blickte zu der Staffelei und legte den Kopf schief, um zu erkennen was es war. Als ich es erkannte, schrie ich erschrocken auf und machte einen Satz nach hinten.

Man konnte das Bild kaum erkennen, doch in der Mitte stand ein blondes Mädchen, das Gold ihrer Haare, war die einzig andere Farbe neben dem rot, das aus ihr herausfloss. Niemand außer mir konnte erkennen, dass ich so eben meinen Albtraum gemalt hatte. Jeder andere sah nur ein Bild auf dem lauter rote Tupfen und Spritzer waren und eine komische Gestalt in der Mitte.

Peeta trat neben mich. Ich hatte ganz vergessen, dass er da war.

„Ein Albtraum?", er fragte nicht wirklich, er stellte es fest.

Ich nickte und starrte mit verängstigten, großen Augen das Bild an. Ich konnte meinen Blick nicht davon abwenden.

„Willst du darüber reden?", fragte er mich.

Erstarrt schüttelte ich den Kopf, doch dann sprudelten die Worte nur so aus mir heraus: „Wie konnte ich das nur tun? Selbst in einem Traum. Ich habe Prim umgebracht... I... Ich hab ihr kaltherzig ein Messer in das Herz gejagt und das nur... Das nur weil ich... Weil ich... Weil ich nicht wollte, dass ich sterben muss. Und das schlimme ist, ich... Ich habe mich dabei wohl gefühlt. Ich habe gelacht über mein Tat, als würde es mich erfreuen, dass sie tot wäre. Wie konnte ich nur so etwas denken?" Mir flossen die Tränen nur so aus den Augen heraus und hinterließen ihre salzige Spur auf meinen Wangen.

Die Tribute von Panem - Unerwartete RettungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt