Kapitel 20

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Dieser Moment, wenn dir Leute zujubelten, von denen du am liebsten alle umbringen würdest. Die du hasstest, die angeführt wurden, von jemandem, der dein Leben zerstörte. Mit jedem Tag ein wenig mehr.

Sie standen da, in diesen dunkeln Straßen und hofften noch immer einen Blick auf mich zu erhaschen. Erbärmlich.

Ich hätte niemals gedacht, dass ich jemals richtig hassen würde, nicht so richtig. Doch der Hass gefiel mir tausendmal besser, als die erdrückende Sehnsucht nach zuhause und Wärme und der Angst, vor allem der Angst.

Der Brief knitterte in meinen Händen. Ich wünschte so sehr, dass es Gale gut ging, dass sie ihm wegen dem Brief nichts getan hatten. Ich hoffte es so sehr, aber sie waren erbarmungslos.

Wir fuhren in das Trainingscenter. Schnell verließ ich den Wagen und ging so schnell ich konnte hinauf zu den Fahrstühlen, dichtgefolgt von Friedenswächtern.

Niemand war mehr hier, als ich den Wohnbereich betrat. Ich ging schnell, in mein Zimmer und schloss mich ein.

Ich warf mich auf mein Bett und riss den Brief auf. Ich riss ihn achtlos auf und brachte so das Papier zum reißen. Ich warf den Briefumschlag davon und entfaltete den Brief.

Ich fuhr mit meinen Händen über das Papier und musste Lächeln und weinen zugleich. Das war seine vertraute Schrift und der Kohlenstau, der zu meiner Heimat gehörte.

Er bedeckte alles und jeden. Überall. Schon fast hätte ich vergessen, wie es war zu versuchen, ihn unter meinen Fingernägel hervorzuholen und doch zu versagen.

Hi Flämmchen, stand da und ich sah vor Augen seine traurigen Augen, als er die Worte schrieb und ich sah, dass er die Tränen zurück drängte und ich sah Flammen, Flammen in ihm, die kurz davor waren auszubrechen.

Wir vermissen dich alle, wir vermissen dich so sehr. Prim auch, sie sagt, es wäre ihre Schuld, sie hätte es nicht zulassen dürfen, und selbst Mum und Vick sagen es, doch dabei ist es meine, es tut mir so unendlich leid. Du hast Recht, ich muss vorsichtiger sein, ich muss mehr aufpassen.

Ich wünschte du wärst hier. Du fehlst mir, Lily. Ich hätte nie gedacht, dass mir jemand so sehr fehlen kann. Ich dachte, letztes Jahr wäre es schlimm gewesen, doch Katniss... Katniss ist nicht meine Schwester. Meine kleine Schwester, die ich doch eigentlich beschützen sollte.

Oh, verzeih mir Lily, verzeih mir bloß. Bitte!

Aber eins verspreche ich dir, ich verspreche dir, ich lasse sie brennen, ich mache sie fertig. Das dürfen sie nie wieder tun! Sie werden nie wieder Kinder in den Tod zwingen.

Und du, du wirst leben, du wirst leben. Halte durch, wir kommen. Ich komme. Ich beschütze dich.

Ich hab dich lieb kleine Schwester, so lieb.

Verzeih mir,

In liebe,

Gale

Nein...

Nein das durfte nicht sein...

Nein...

Was hatte ich getan?

Was hatte ich nur angerichtet?

Wie konnte ich nur! Gale war tot, er war so tot. Snow wusste, was er geschrieben hatte und er wusste was es bedeutete und... Und er wusste, wie stark man sein könnte, wenn man etwas wirklich wollte.

Er würde ihn umbringen, foltern, quälen, wegen mir.

Ich wollte nicht alleine sein, ich wollte nicht schlafen. Ich wollte hier weg. Ich wollte das Kapitol samt mir in die Luft sprengen.

Die Tribute von Panem - Unerwartete RettungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt