Kapitel 16

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Schweigend fuhren wir herunter in das vierte Stockwerk. Noch immer rätselte ich, warum Liam das tat. Er und sein Bruder waren doch so stark, einer von ihnen würde sicher gewinnen. Doch so durfte ich nicht denken, Katniss würde gewinnen.

„Liam", fing ich nun an, „Ich habe doch gar keine Schwimmsachen. Keinen Badeanzug."

„Keine Sorge, ich habe dir einen besorgt", sagte er gelassen.

Der Fahrstuhl hielt und wir stiegen aus. Alles war fast genau so eingerichtet wie bei uns, jedoch gab es mehr blau und irgendwie kam es mir einen Ticken größer vor.

Alles war leer. Kein anderes Tribut oder Mentor war irgendwo zu sehen.

„Wo sind die anderen?", fragte ich misstrauisch.

„Ach, Finnick hat sich bestimmt wieder rausgeschlichen, es hat so einige Vorteile der Liebling des Kapitols zu sein", sagte er abwertend, ihm schien das ganze nicht zu gefallen, „Und meine Mentoren... Woher soll ich das wissen? Die scheinen eh nie da zu sein. Und Mags schläft sicher schon." Das letzte sagte er mit einem traurigen Lächeln.

„Kennt ihr euch gut?", fragte ich und lief ihm hinter her. Wir hielten an einem Schrank, aus dem er ein Handtuch und einen Badeanzug nahm.

„Ja... Damals, als Finnick in die Spiele musste, war sie seine Mentorin. Ich war noch zu jung, um alles mitzubekommen. Mags hat sich um Finnick gekümmert als wäre sie ihr eigen Fleisch in Blut. Sie war mehr Mutter oder Großmutter für uns, als es unsere Eltern je waren und sein werden. Mags hat mich aufgezogen. Sie ist unsere Familie", erklärte er mir.

„Dieses Mädchen, für das du dich gemeldet hattest, war das ihre... Ihre echte Enkelin?", fragte ich.

Liams Blick wurde ganz glasig und er blickte an mir vorbei in die Ferne. „Rose... Ja, ja, war sie, Roses Eltern waren in einem Tsunami gestorben, Mags hat sie aufgezogen, nachdem ihre Kinder tot waren. Sie ist wie eine Schwester für mich. Sie ist..."

„Ich weiß was du meinst. Ich verstehe dich", meinte ich und sehe ihn traurig an.

Ich verstand, warum er sich für sie freiwillig melden musste. Er sah es einfach als Flicht an, wie ich es für Prim tat.

„Du hast das auch getan", sagte Liam da, „Du hast dich für jemanden freiwillig gemeldet. Primrose Everdeen, Katniss Schwester. Deine Cousine", wieder wurde Cousine ganz komisch betont.

„Ja... Prim. Ich glaube es ist wie bei dir und Rose gewesen, wir konnten sie einfach nicht gehen lassen. Lieber gehen wir für Sie."

„Ja...", meinte er, „ich warte drinnen auf dich, da kannst du dich umziehen."

Der Thema-Umbruch kam mir zu plötzlich, doch ich nahm das Schwimmzeug entgegen und  ging in den Raum, auf den Liam gezeigt hatte.

Es war ein einfacher Raum. Ein Badezimmer mit Dusche. Ein riesiger Spiegel an einer der Wände.

Schnell zog ich mich um und sah in den Spiegel. Der Badeanzug war in einem einfachen schwarz, er schmiegte sich leicht an meine schmale Figur an, zu meinem Glück verbarg er die Narben auf meinem Rücken. Ich sah ganz schön extrem dünn aus. Viel zu dünn. Haymitch hatte recht, ich musste dringend zunehmen.

Ich ging in den Raum den mir Liam gezeigt hatte. Darin befand sich ein großes Schwimmbecken. Das Wasser war so klar, wie ich es selten gesehen hatte. Weiter hinten plätscherte ein künstlicher Wasserfall herein, dort war wohl der Bereich zum entspannen. Hier vorne schien das ganze eher zum Schwimmen und Trainieren.

„Liliana, ich bin hier", Liams Stimme kam von links, an dort war eine Einstiegsleiter.

Ich ging herüber und legte mein Handtuch ab, dann kam ich langsam ins Wasser.

Die Tribute von Panem - Unerwartete RettungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt