Ich starrte stur auf das Meer, als die Schritte näher kamen. Ich starrte stur geradeaus. Ich wusste ja, wer es war. Kein anderer würde sich unserer Gruppe noch nähern. Wir waren in der Mehrheit. In der... Ich schluckte schwer... Wir waren in der Mehrheit. Wie viele waren wir noch? Ich wusste es nicht. Aber wir waren eine viel zu große Gruppe. Wie konnte ich das nur verantworten? Wie konnte ich nur... So dumm sein... Wir hätten uns längst trennen sollen. Schon längst... „L-Lily?", murmelte eine Stimme hinter mir.
Mein Herz zerriss. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Meine Wange wurde erneut von meinen Zähnen zerbissen. Ich zog meine Knie fest an meinen Körper und verbarg meinen Kopf darin. Ich reagierte nicht. Es tat so... Weh.
Mutation... Mutation... Mutation... Es hallte immer und immer wieder in meinem Kopf. Ich war nicht tot, wie es hätte sein sollen. Ich war eine Mutation. Eine Mutation von Snow. Mein erstes Sponsorengeschenk war von ihm... Ganz klar... Ich wusste es... Ich wusste es... Aber was war es gewesen? Was war es- „Lily?", fragte die Stimme erneut. Sie war gebrochen, hohl, tot.
Ich antwortete nicht, es war besser, wenn ich nicht antwortete. Es war besser... Ich würde sterben... Er würde sterben... Jeder hier würde sterben... Einfach so...
Ich denke... Snow wollte mir nicht dadurch helfen, mich wieder lebendig zu machen. Er wollte alles und jeden, der mit mir in Verbindung stand quälen. Bis wir uns von Innen her alle von ganz alleine zerfetzten. Ganz alleine... Dann brauchte man keine anderen Mutationen. Ein kleines Mädchen reichte völlig aus.
Ich spürte, wie Liam sich neben mir niederließ. Ich drehte mich weg. Ich konnte ihm nicht wehtun... Ich durfte ihm nicht wehtun. Ich durfte ihn nicht lieben. Ich musste mich auf mein Ziel fokussieren. Katniss retten. Katniss retten. Katniss retten.
„Sieh mich bitte an...", flüsterte er. Obwohl ich ihn nicht sah, wusste ich genau, dass ihm die Tränen in den Augen standen, denn nur dann, hatte die Stimme einen solchen Bruch. Nur dann zitterte und bebte sie so.
Ich drehte mich weiter von ihm weg. Er sollte einfach gehen. Einfach gehen, gehen, gehen. Weg. Es war kaum auszuhalten, wie meine eigenen, eisernen Klauen, mein Herz zerfetzten. Aber ich durfte nicht... Ich durfte nicht aufhören. Wenn ich fertig war, ging es mir wieder... Gut.
„Bitte...", flehte er verzweifelt, „Es war nicht so gemeint. Bitte verzeih mir! Bitte!"
Die Tränen, die meine Augen füllten, ergossen sich über meine Wangen. Er dachte es wäre seine Schuld... Er dachte... Hör auf, hör auf, hör auf!
Ich durfte kein Mitleid mit ihm haben. Ich durfte kein Mitleid mit mir selbst haben. Ich musste mich von ihm loslösen... Musste ihn gehen lassen. Er musste mich gehen lassen.
„Du bist keine Mutation, Lily... Bitte denk das nicht. Das war so nicht gemeint!"
Ich schloss die Augen. Wieso ließ er mich nicht einfach los? Wieso ging er nicht?
„Vielleicht solltest du sie in Ruhe lassen, Liam", sagte Peeta zu Liam. Seine Stimme war ruhig, aber trotzdem etwas leicht bedrohliches.
„Aber..."
„Lass sie in Ruhe, Liam", wiederholte Peeta etwas eindringlicher.
„Okay...", hauchte Liam und erhob sich, „Ich liebe dich, Lily."
Ich musste mich zusammenreißen, um nicht in laute Schluchzer auszubrechen. Ich hasste mich. Ich hasste ihn. Ich hasste Snow. Ich hasste alle. Peeta setzte sich neben mich und legte mir seinen Arm um die Schulter. Noch mehr musste ich mich zusammenreißen, aber trotzdem ließ ich die stillen Tränen über meine Wange rinnen. Lange Flüsse, die nicht so leicht abreißen würden. Ich war verzweifelt. Wie sollte das ganze nur weitergehen? Wie... Wie sollte ich ihn nur sterben lassen? Peeta rieb mit seiner warmen Hand beruhigend über meinen Rücken. „Es tut so weh...", flüsterte ich leise und schmiegte meinen Kopf an Peetas Schulter.
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Die Tribute von Panem - Unerwartete Rettung
Fiksi PenggemarMein Name ist Liliana Hawthorne. Ich lebe in Distrikt zwölf. Ich habe mich für meine beste Freundin Primrose Everdeen freiwillig gemeldet. Ich bin in den 75. Hungerspielen. Das Kapitol zerstörte mein ganzes Leben. Ich hatte die Chance auf ein Pra...