Kapitel 24

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Es war hell. Zu hell...

Ich gewöhnte mich an das Licht. Dieses beißende Licht.

„Meine Damen und Herren, willkommen zu den fünfundsiebzigsten Hungerspielen", ertönte Claudius Templesmith Stimme und drang mir durch Mark und Bein. Rasch wanderte mein Blick durch die Gegend... Wasser. Überall Wasser. Das war gut, für mich. Die Luft war feucht. Der Himmel war pink... Obwohl die Farbe so wenig damit zutun hatte, erinnerte sie mich an Blut...

Sachte schwappte das Wasser auf meine Metallplatte. Wo musste ich hin? Wo? Da, da vorne. Das goldene Füllhorn glitzerte genau vor mir im Licht der Sonne. Dort gab es Waffen und anderes sinnvolles Zeug, das gut fürs Überleben war. Mein Ziel.

Ich suchte nach meinen Verbündeten. Links neben mir war eine Landstrebe, die vom Füllhorn zu einem Dschungel führte. Dahinter waren weitere Tribute. Gloss und dann... Ein blonder Haarschopf. Er sah schon wieder zu gut aus in seinem Aufzug... Liam. Ich war unglaublich froh, dass er so nah bei mir war. Neben ihm stand noch Marley. Er blickte in meine Richtung, jedoch an mir vorbei... Ich folgte seinem Blick... Lia... Natürlich... Zwei Plätze weiter stand sie mit verängstigtem Blick da. Neben mir stand Opal. Das waren ja tolle Gegner um mich herum. Gloss, Opal und neben Lia Enobaria. Mir kam es vor, als hätten sich alle Karrieros um uns herum gesammelt...

Peeta und Katniss oder Kathrin und Johanna und Finnick und Mags konnte ich nicht ausfindig machen. Peeta erahnte ich irgendwo rechts neben mir, aber sicher war ich mir nicht.

Ich machte mich startklar und fing Liams Blick auf. Ich nickte zum Füllhorn. Es schien ihm nicht zu behagen, doch er erwiderte mein Nicken. Gleich musste es losgehen. Gespannt wartete ich auf das Geräusch, das mir sagte, es würde losgehen. Einen Moment hatte ich ein Bild meiner Familie vor meinen Augen. Ich stellte mir vor, wie sie zusammen vor dem Fernseher hockten und darauf warteten, zuzusehen, wie ich starb.

Leise flüsterte ich: „Ich liebe euch." Es war eine schöne Vorstellung, dass sie es hörten. Ich machte mich bereit zum Absprung. Ich würde schräg zu einer der Streben schwimmen, die zum Land führten, mich hochziehen und rennen. Mir Messer schnappen und vielleicht ein Schwert oder so etwas und verschwinden, mit Liam.

Der Gong ertönte, ich dachte nicht lange nach und sprang...

Noch nie war ich in salzigem Wasser gewesen und auch noch nie in einem mit Wellen, doch das störte mich nicht. Das lauwarme Wasser hieß mich willkommen, wie einen alten Freund.

Wenige Augenblicke später zog ich mich am Ufer hoch. Liam war knapp vor mir. Sonst sah ich niemanden. Ich sprintete hinter ihm her. Wir kamen am Füllhorn an... Als die ersten. Schnell, schnappte ich mir einen Gürtel mit meinen geliebten Wurfmessern und zog ein Netz aus dem Waffenstapel, das ich Liam zuwarf.

Hektisch blickte ich mich um... Kein Essen... Keine Trinken... Kein nichts... Nichts, das man zum Überleben brauchte. Liam kämpfte mit Gloss und ich suchte alles mögliche, nach sinnvollem Zeug ab. Bis ein Schmerz mich durchzuckte... Enobaria. Sie hatte mich mit einem Dolch an der Seite gestreift. Ich zögerte nicht und zog ein Schwert hinter mir hervor. Ich schwang es ihr entgegen. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie erst Marley und dann Lia an Land krochen. Sie hätten abhauen sollen.

Enobarias spitze Zähne blitzten auf. Feuer brannte ihr in den Augen, doch in meinen noch mehr. Und so kämpften wir. Ich war ungeschickt mit dem Schwert.

Ein Wurfstern landete in Enobarias Schulter erschrocken wandte ich mich um. Ein Fehler, denn mit einem geschickten Schlag ließ Enobaria mein Schwert klirrend zu Boden fallen. Erschrocken blickte ich sie an. Dann zog ich ein Wurfmesser aus dem Gürtel und schnitt ihr damit in die Hand. Ihr Dolch fiel zu Boden. Ohne Waffe stürzte sie sich auf mich. Ich wich aus. Meine Messer waren nicht für den Nahkampf gemacht. Ihre Zähne schon...

Die Tribute von Panem - Unerwartete RettungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt