Kapitel 19

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„Wunderschön", flüsterte Sirius. Ich betrachtete mich zweifelnd im Spiegel. Goldener Puder bedeckte meine Haut, meine Haare waren gelockt und lose nach hinten gesteckt, ein paar Strähnen waren Gold eingefärbt, ich trug meine Kette, ein paar schlichte goldene Sandalen mit ganz kleinen Hacken und dann war da dieses Kleid. Der obere Teil war mit lauter goldenen Pailletten verziert, an der Hüfte wurde das Kleid weit und bestand aus glänzendem, ganz feinem Tüll, ein paar goldene Pailletten waren als Eyecatcher eingewebt.

Es war so wunderschön. Ich war ein zappeliges etwas darin. Snow hatte mir versprochen, wir würden uns Wiedersehen... Er hat sein Versprechen gehalten, dabei dachte ich, ich wäre mit den Spielen raus.

Ich musste tief durchatmen. Er konnte mich nicht umbringen, noch nicht.

Okay, das würde schon werden.

„Bist du bereit?", fragte Sirius.

„Nein, nicht wirklich", entgegnete ich und wandte meinen Blick vom Spiegel und sah Sirius an.

„Du wirst das schon schaffen", sagte er aufmunternd und lächelte mich freundlich an.

„Bestimmt."

Er begleitete mich, bis mich ein paar Friedenswächter abholten. Ich wurde zu einem Auto gebracht. Es war weiß, auf die Tür eine Rose und das Wappen des Kapitols gedruckt. Man hielt mir die Tür auf und ich stieg ein.

Mein Bereich war abgeschnitten von dem Fahrer und die Fenster verdunkelt.

Als wir aus der Garage herausfuhren, hörte ich langsam aufgeregtes Getuschel und Gekreische.

Als wir schließlich ins Helle fuhren, erkannte ich sie. Diese bunte, laute Masse an Kapitolbewohnern, die meinen Namen schrieen. So nah war ich noch nie an ihnen dran gewesen. Einige hielten Plakate mit meinem Namen und Gesicht, andere hatten ihre Haare ähnlich meinen gefärbt, ein paar mal sah ich Imitate meiner Kette, das zerriss mein Herz. Wie konnten sie nur? Das war alleine meine. Das einzig, das ich noch von meiner Familie hatte. Sollten Sie doch bei Katniss Brosche bleiben! (Die ich übrigens auch recht oft sah). Zum Glück konnten sie nicht sehen, wie verächtlich ich sie anstarrte, wie abwertend.

Doch dann erblickte ich etwas, nur einen Bruchteil eines Moments, drei Finger dem Auto, mir entgegengestreckt. Nach einem Wimpernschlag waren sie weg, doch ich sah das Mädchen, dass es getan hatte noch lange an. Ihr Blick war ernst, er durchbohrte das Auto förmlich. Sie hatte seidige braune Haare und ein orangenes Kleid mit Schmetterlingen an. Man erkannte, sie gehörte ins Kapitol und doch war sie normal... Wie ein normaler Mensch. Ein denkender Mensch, so wie ich.

Ich starrte noch lange in die Richtung, aus der mir das veraltete Symbol meiner Heimat gezeigt wurde, obwohl wir schon drei Straßen weiter waren.

Plötzlich hielt der Wagen. Ein roter Teppich war ausgerollt bis zu den Türen des Präsidentenpalast. Natürlich müssten sie mich noch sehen, bevor ich wieder hinter Wänden verschwand.

An der Tür erkannte ich ein Mädchen, sie hatte die gleiche Frisur wie Katniss oft, ihre Haare waren braun, sie trug ein helles, blaues, fluffiges Kleid und stand schüchtern, aber gerade da und wartete scheinbar auf mich.

Man hielt mir die Tür auf. Schnell atmete ich tief durch und setzte ein strahlendes, gewinnendes Lächeln auf. Das Lächeln einer Siegerin.

Ich achtete darauf, was mir Effie auf die Schnelle beigebracht hatte. Beim Aussteigen die Beine zusammen, Lächeln, Schultern zurück, Brust raus, groß machen, fröhlich wirken, dankbar sein, nicht stolpern, große Schritte.

Ich stieg aus und lief die Strecke bis zum Eingang um mich herum entstand ein Gewitter aus künstlichem Blitz. Ich mochte das Gefühl nicht, doch ich lächelte und winkte. Meine Beine trugen mich bis zu dem Mädchen. Sie war nur ein paar Zentimeter größer als ich. Ich streckte ihr meine Hand entgegen und lächelte sie herzlich an. Sie ergriff sie und sagte: „Guten Tag, ich bin Aileen Snow, willkommen in unserem Haus."

Die Tribute von Panem - Unerwartete RettungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt