Kapitel 22

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Nervös krallte ich die Finger in meinen Sessel. Links von mir saßen Peeta und Katniss. Beide in wunderschönen Hochzeitstrachten. Doch mein Blick galt nicht Katniss wunderschönem Kleid, sondern Liam, der schräg links vor mir saß. Dieser Anzug mit minimalem grünblauem Schimmer stand ihm viel zu gut. Er blickte zu mir hoch. Ich hob sachte die Hand zum Gruß, er lächelte mich aufmunternd an. Ich würde das schon schaffen, wenn ich nicht vorher umkippte vor Nervosität, denn ich war die Letzte. Ganze dreiunddreißig Tributewaren vor mir dran.

„Was hast du da auf dem Rücken, Lily?", fragte Peeta leise, doch ich konnte ihm nicht antworten, denn ein Signal ertönte und Caeser Flickerman erschien einen Augenblick später.

Ich saß verkrampft da und starrte alles um mich herum an. Die klatschende, jubelnde Menge an Kapitolbewohnern, die ich ganz gerne tot sehen wollte und die anderen Tribute, die mit mir in den Tod gehen würden. Was für ein schönes Treffen und als Aftershowparty ein wunderschönes Gemetzel.

Cashmere wurde aufgerufen. Schickes Kleid hatte sie an. In Gold. Ganz schön auffällig und meine Güte heulte die was zusammen. So eine Heuchlerin. Das glaubte der doch kein Mensch! Aber Kapitolbewohner waren ja auch keine Menschen. Manche zückten sogar Taschentücher.

Weiter im Text. Alle versuchten auf irgendeine Weise irgendetwas in den Köpfen der Zuschauer auszulösen, damit sie sich gegen die Spiele auflehnten. Aber dann war da Eric.

„Guten Tag, Eric", sagte Caeser. Eric nickte.

„Was stellst du dir vor, was du für Chancen bei den Hungerspielen hast?"

„Caeser, müsste ihnen nicht klar sein, dass es mir wirklich und wahrhaftig egal ist, über was wir hier reden? Ich spiele nicht ihren Clown." Eric stand auf und trottete zurück zu seinem Platz. Ich saß mit zusammengekniffenen Augen da. Ich durfte ihn unter keinen Umständen aus den Augen lassen.

Ich sah Beetee der verzweifelt den Kopf schüttelte.

Als nächstes war Mags dran. Die gute alte Mags. Das ein und alles meines Freundes... Äh... Verbündetens.

Mags wurde scheinbar von kaum jemandem verstanden. Von mir um ehrlich zu sein auch nicht.

Als nächstes Finnick. Finnick beantwortete alle Fragen und dann... Dann brachte er wahrscheinlich tausende Frauen im Kapitol zum umfallen, doch ich wusste es besser. Ich wusste, an wen er seine unsterbliche Liebe gerade aussprach und das ließ mir fast die Tränen in die Augen schießen.

Mit kräftigen und federnden Schritten ging Liam auf seinen Platz vor uns auf der Bühne. Mein Herz raste aus unerfindlichen Gründen.

„Liam...", sagte Caeser und wartete bis dieser sich gesetzt hatte, „Eine ganz schön aufregende Woche, was?"

Er lachte. „Das können Sie laut sagen, Caeser."

Mein Blick hing an seinen Lippen. Ich mochte seine Stimme so sehr.

„Sag mir, Liam, ist es nicht manchmal anstrengend immer im Schatten des älteren Bruders zu stehen?"

„Nein, ich empfinde eigentlich meist das Gegenteil. Mit ihm kann man kaum durchs Distrikt gehen, ohne angesprochen zu werden. Außerdem stehe ich wohl jetzt nicht mehr im Schatten, was? Wir sind beide hier und ziehen das durch."

„Und ob ihr das durchziehen werdet", entgegnete Caeser, „Liam, du hast Finnick eben gehört, möchtest du uns verraten, wer Finnicks Geliebte ist?"

Liam lachte erneut. „Ich glaube, diejenige weiß, dass sie gemeint ist", entgegnete er nur.

„Und wie steht es bei dir? Die Mädchen müssen doch in Scharen bei dem kleinen Bruder von dem berühmten Finnick Odair anstehen."

Die Tribute von Panem - Unerwartete RettungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt