Kapitel 9

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Nun war Montag und ich ging zum ersten Mal seid einer Woche wieder zur Schule. Im Klassenraum und auch sonst über all sahen mich alle mitleidig an. Wenigstens war Prim neben mir und ihr ging es genau so. Nur die Innenstadt Kids sahen mich hämisch an, doch selbst sie, warfen Prim traurige Blicke zu. Nach der Schule wurde ich überrascht Peeta stand am Eingangstor.
"Was starrst du mich so an? Los hophop, du wolltest mittrainieren, also tu es auch. Lauf los!" Erschrocken blickte ich Peeta an, so einen Ton kannte ich von ihm gar nicht. Doch ich lief los . Ich lief schnell zu unserem Haus und schmiss meine Sachen ab, meiner Mutter rief ich zu:"Kann etwas später werden!"
Genau so schnell lief ich zum Dorf der Sieger. Die langen Märsche im Wald und die ausdauerrunden um den See machten sich nun endlich bezahlt. Als ich an Peetas Haus ankam, war ich zwar außer Atem, aber ich hatte mein Tempo halten können. In den letzten zwei Tagen hatte ich es geschafft zu lernen, die Schmerzen in meinem Rücken zu ignorieren. Ich glaube es war sogar ein Vorteil, dass ich schon vor der Arena mit Schmerzen konfrontiert wurde, dann könnte ich sie dort vielleicht besser aushalten.
Peeta drückte mir einen Sandsack in die Hand. "Das ist der erste, die müssen alle zu Katniss Haus", er wies hinter sich, dort lagen noch elf weitere circa fünfundzwanzig Kilo schwere Sandsäcke. Ich beschwerte mich nicht, sondern taumelte langsam los. Ich schaffte es gerade so den Sack auf die andere Seite zu bringen, dann ließ ich ihn fallen. Ich lief zurück und nahm den zweiten. Ich bekam ihn kaum hoch, dann schaffte ich es aber doch, schulterte ihn, wollte loslaufen, aber wurde aus dem Gleichgewicht gebracht. Der Sandsack lag auf mir und ich konnte mich nicht bewegen. So ein Mist. Ich war wirklich der größte Schwächling in ganz Panem. Jemand hob ihn von mir hoch.
Haymitch. Er sah miserabel aus. Wahrscheinlich waren es Spuren vom Alkoholentzug. Mit seiner anderen Hand half er mir auf. "Danke", brummte ich. Haymitch brachte den Sack auf die andere Seite, während ich den Staub von meinen Kleidern wischte.
"An der Kraft sollten wir noch ein bisschen arbeiten, nicht wahr?", meinte er dann spöttisch. Ich ignorierte ihn.
"Ich kann fremde Gegenstände nicht so gut tragen oder von mir weg befördern", erklärte ich etwas enttäuscht von mir selber.
"Okay... Zeig uns, was du gut kannst", meinte Peeta da.
Ich überlegte kurz, was ich tun sollte, Messerwerfen wurde langsam langweilig, also fiel mein Blick auf eine Buche, die hinter Peetas Haus stand.
"Okay, wie ihr wollt. Schließt für eine Minute die Augen", befahl ich Ihnen.
Haymitch wollte etwas sagen, doch Peeta sagte einfach:"Tun wir es, sie wird schon wissen was sie tut. Eine Minute ab jetzt." Die beiden schlossen die Augen. Ich sprintete auf den Baum zu und suchte mir einen Ast. Ich zog mich hoch und kletterte weiter. Ich hatte die Hälfte des Baumes erreicht, da war ich an dem Punkt angelangt, den ich haben wollte. Ich balancierte auf einem Ast, nahm kurz Anlauf und sprang.
Meine Hände ergriffen knapp die Regenrinne und ich zog mich nach oben. Nun war ich auf dem Vordach. Es war ein Klacks für mich auf das etwas höher gelegene Hauptdach zu kommen. Schnell lief ich auf die andere Seite des Daches, setzte mich hin und ließ die Beine baumeln. "Ihr könnt die Augen aufmachen Jungs!", rief ich Ihnen nun zu. Sie sahen sich überrascht um und suchten nach mir.
Katniss war schneller als die beide, sie war gerade aus ihrem Haus auf der anderen Seite getreten. "Was machst du da oben, Liliana?", fragte sie.
"Ach, wir trainieren nur ein bisschen", meinte ich ein wenig hämisch.
Nun sahen mich die anderen auch.
"Okay, du kannst jetzt wieder runterkommen. Wirklich sehr beeindruckend", sagte Haymitch ironisch.
Ich zuckte mit den Schultern. Ich sprang auf das kleine Vordach und dann davon herunter.
"Gut, du kannst klettern, das kann zu einem Vorteil auf der Flucht werden und du kannst dein Quartier in Bäumen aufschlagen", meinte Peeta zufrieden. Ich lächelte ihm zu.
"Okay, tragen wir noch einmal unsere Stärken zusammen", fügte er nun an. "Wer fängt an?"
"Immer der der Spricht", meinte ich.
Jetzt war Peeta verlegen. "Ähm... Ich habe Kraft? Und bin gut in Tarnung. Jetzt du Lily."
"Okay... Ich habe euch ja schon erzählt was ich kann. Ich kann klettern, Messer werfen, schwimmen und kenne mich halbwegs mit Pflanzen aus, ich glaube meine Pflanzenkunde müsste auch ganz passabel sein", trug ich Ihnen meine Stärken vor,"Jetzt du Haymitch."
"Ich finde, wir sollten dieses Gelaber lassen und weiter trainieren", ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und trug weiter Sandsäcke von A nach B.
Auch Katniss fing an sich zu dehnen und zu trainieren. Ich zuckte mit den Schultern und zog mein Messer aus der Tasche. Peeta schien davon nicht so ganz begeistert zu sein, ließ sich aber nichts anmerken und trainierte auch weiter.
So ging es nun jeden Nachmittag, nur am Wochenende nicht, Samstags passte ich auf meine Geschwister auf und Sonntags saß ich zusammen mit Gale am Küchentisch und er zeigte mir verschiedenste Fallen, Rory saß oft bei uns und lernte mit. Ich brachte Posy ein wenig das malen bei und war ganz begeistert von ihrer künstlerischen Ader. Dann war da natürlich noch die Zeit mit Prim. Die ganz normale und doch so eiskalte Zeit mit ihr.
Nun saß ich neben ihr in Kunst und hielt es kaum eine Sekunde mehr aus. Ich schon ihr einen Zettel zu. "Wir müssen reden", stand darauf. Sie nickte kaum merklich und wir arbeiteten weiter.
Jetzt war es Pause und wir waren in einen kleinen abgeschotteten Raum gegangen.
"So geht es nicht weiter", stellte ich fest.
Sie schüttelte den Kopf.
"Okay, was steht fest? Die nächsten Hungerspiele stehen kurz bevor. Es steht fest, dass Katniss gehen muss, dann noch einer von den Jungs, aber das ist nicht unser Problem. Unser Problem ist, dass du dich nicht für mich freiwillig melden darfst, denn wenn du gehst, wird Katniss dich da raus bringen wollen und wenn du sterben würdest, würde sie alles hinschmeißen. Das heißt, die Rebellion würde ihren Spotttölpel verlieren und wir brauchen sie. Genau wie sie dich brauchen werden, du bist die begabteste junge Heilerin, die ich kenne und was wäre ein Krieg ohne jemanden, der sich um die Verwundeten und Kranken kümmert? Du kannst nicht gehen Prim, die Welt braucht dich und Katniss! Mich hingegen braucht nicht wirklich jemand. Ja ich weiß, da sind meine Familie und du, aber hier geht es um etwas größeres. Also bitte ich dich, falls ich gezogen werde, melde dich nicht freiwillig", ich beendete meine kleine Ansprache.
Prim umarmte mich fest und schluchzte:"Das ist alles so furchtbar ungerecht. Ich darf dich nicht verlieren, was mach ich denn dann?"
"Du machst weiter, wie du es immer tust", murmelte ich leise und lasse Stille Tränen meine Wangen herunter Rollen.
"Vielleicht ändert sich ja auch noch irgendetwas..."
"Ja... Vielleicht."
Natürlich wussten wir beide, dass alles hoffen umsonst sein würde. Wir hatten beide im Gefühl, dass einer von uns beiden gehen würde und wie es jetzt aussah, war ich das.

Die Tribute von Panem - Unerwartete RettungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt