Kapitel 27

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Mit leeren, kalten, wässrigen Augen starrten sie mich an. Die toten Seelen. Sie sangen ein klagendes Lied für mich. Es zerrte an mir, wie die Strömung eines Flusses. Sie riefen mit zu ihnen zu kommen und doch zu bleiben, weil sie mich so sehr wollten. Sie wollten mich, damit sie mich vernichten konnten...

Ich wachte auf. Nur ein Albtraum, wie immer. Ich spürte, dass Liam die Arme um mich gelegt hatte. Vorsichtig rutschte ich von ihm weg, er sah so friedlich aus, wenn er schlief.

„Hunger?", fragte Finnick mich.

Ich nickte und ging zu ihm herüber. Ich ließ mich neben ihm in den Sand fallen. Er reichte mir eine Muschel, die er wohl am Strand gesammelt hatte.

„Was ist mit euch passiert?", fragte ich und sah seine geschundene Haut an.

„In der Nacht, kam ein Giftnebel, er... Ich... Wir haben es nicht alle geschafft. Mags hat sich für Peeta geopfert. Und dann war da eine Horde Affen, die uns umbringen wollte und der Morfixer hat sich zwischen einen Affen und Peeta geschmissen und ist gestorben. Du brauchst mir nicht erzählen, was ihr erlebt habt. Hat Liam schon", erklärte Finnick knapp... Ich glaubte, er mochte mich nicht wirklich.

Langsam wachte Katniss auf. Zuerst regte sie sich langsam, dann streckte sie sich und sah sich um, als sie mich sah, war sie überrascht. Sie kam auf mich zu, dann war sie unschlüssig, was sie nun tun wollte. Ich auch.

Schließlich sagte ich: „Ich könnte ein Bad gebrauchen." Ich ging auf das Meer zu und ließ mich langsam darin treiben. Ich schrubbte mir Blut, Schweiß und Dreck von der Haut und löste meine Haare. Ich ließ sie eine Weile im Wasser treiben und band sie dann wieder zu einem Zopf. Es war schön, im Wasser zu sein und endlich den Dreck loszuwerden, aber der Hunger trieb mich wieder aus dem Wasser.

Katniss erklärt mir, dass sie das Trinkwasser aus den Bäumen erlangten, in dem sie einen Zapfen herein schlugen. Dann verflucht sie ihre Haut und schrie sie gen Himmel: „So langsam könntest du uns etwas für unsere Haut schicken, Haymitch."

Als ich Haymitchs Namen hörte, kroch leise Wut in mir auf. Er hatte mich fast verdursten lassen. Ich wäre beinahe umgekommen und er hielt es nicht für nötig, mir etwas zum Trinken zukommen zu lassen und jetzt, kaum rief Katniss, segelte ein silberner Fallschirm vom Himmel. Mein Unterbewusstsein ermahnte mich, dass ich doch Katniss retten wollte und Haymitch mir deshalb nichts geschickt hatte. Trotzdem funkelte ich mit den Augen wütend dem Himmel entgegen. Haymitch konnte mich nicht leiden, das sollte ich mal langsam einsehen... Und ich sollte es ihm nicht verübeln. Endlich regte sich Liam neben mir.

„Morgen, Schlafmütze",sagte ich milde lächelnd.

Er sah mich mit großen Augen an. „Verdammt, Lily", sagte er.

Ich sah ihn irritiert an. „Was denn?" Ich war verwirrt über diese Begrüßung. Was meinte er denn. „Da an deinem Hals."

Was war denn an meinem Hals? Ich strich mit meiner rechten Hand darüber. Wieso war da Blut an meinen Fingern? Ich hatte doch eben erst alles abgeschrubbt und die Kratzer dürften auch eigentlich nicht mehr bluten. Irgendwas war falsch. Die Stelle tat auch gar nicht weh. Liam setzte sich auf und versuchte das Blut wegzubekommen, doch das schien ihm nicht zu gelingen.

Und wieso hatte mich Finnick oder Katniss nicht darauf aufmerksam gemacht.

„Was machst du da, Liam?", fragte Finnick verwirrt und kam auf mich zu gelaufen. Katniss schmierte sich mit einer schwarzen Paste ein.

„Sie blutet und wir wissen nicht woher", sagte Liam.

Jetzt untersuchten schon zwei Menschen meinen Hals. Na super...

Die Tribute von Panem - Unerwartete RettungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt