~2~

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Luke

Ich hustete. Alles um mich herum nahm ich nur verschwommen war.

>>Oh Scheiße, Luke.<< murmelte Ben, der sich vor mich gehockt hatte und mir seine Hand aufs Knie gelegt hatte.

Ich zuckte zusammen und hustete darauf wieder. Ich erschrak, als ich das Blut sah, das mir hochgekommen war. Panisch sah ich zu Ben, der mich kurzerhand hoch hob und los lief.

An mehr konnte ich mich nicht mehr erinnern.


~


>>Luke, Schätzchen.<< Eine weiche Hand streichelte meine Wange, gegen die ich mich erschöpft lehnte. Ich lag in meinem Bett, meine Decke war fast bis zum Kinn gezogen und neben mir lag mein großer Plüschpinguin. Ich weiß, mit 15 war ich vielleicht ein wenig zu alt, aber er bedeutete mir auf eine komische Art und Weise etwas. Langsam öffnete ich meine Augen und sah in das besorgte Gesicht meiner Mum.

>>Wie geht es dir?<< fragte sie mich und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

>>Scheiße.<< antwortete ich wahrheitsgemäß.

>>Oh, mein armes, kleines Baby.<< murmelte sie dann und streichelte immer und immer wieder meine Wange.

>>Mum, bitte.<< murmelte ich und schloss meine Augen wieder.

>>Ich mach dir eben einen Tee, okay? Und kühle dein Auge.<< Sie legte mir etwas Eis auf mein Auge, was schmerzte und ich zuckte wegen der Kälte zusammen. Dann stand sie auf und verließ mein Zimmer.

Ich atmete aus und starrte die Wand an.

Warum hatten mich Jamie und Ashton verprügelt? Jeder kannte sie an unserer Schule und jeder fürchtete sie. Und nur weil sie dachten, ich sei schwul, haben sie mich so hingerichtet.

Arschlöcher.

Homo haben sie mich genannt, abartig und ekelerregend.

Vielleicht stimmte es, vielleicht war ich wirklich so ekelig.

Kurze Zeit später kam Mum mit einer Tasse Tee wieder herein. Sie setzte sich leicht lächelnd auf mein Bett, half mir, mich aufzusetzen und gab mir die Tasse.

>>Mikey und Cal wollten gleich kommen, das ist doch okay, oder?<< Sie strich mir über den Arm.

Ich nickte während ich an meinem Tee nippte.

>>Und was ist jetzt passiert?<< fragte sie mich.

Ich starrte den Tee an und sagte eine Zeit nichts.

>>Luke?<< Sie sah mich an.

>>Mich haben nur ein paar Jungs aus der Oberstufe verprügelt.<< murmelte ich dann und trank noch einen Schluck von meinem Tee.

>>Ohne Grund?<< sie sah mich misstrauisch an.

Ich nickte, ohne sie anzugucken. Sie seufzte. Kurz darauf klingelte es schon und Mum stand auf. Ich hörte Schritte, die die Treppe hocheilten.

Nur wenige Sekunden später kam Michael ins Zimmer.

>>Hey Luke. Wie geht's dir?<< fragte er gut gelaunt.

Ich sah ihn mit meinem 'Dein-Ernst-Blick' an.

>>Wo ist Cal?<< Ich ignorierte einfach seine Frage.

Michael biss sich auf die Unterlippe. >>Deine Mum hat ihn auf sein blaues Auge angesprochen, das dieser Irwin ihm verpasst hat.<<

>>Dann wird sie in Kürze alles wissen.<< seufzte ich. Mum hatte die Fähigkeit, jeden in kürzester Zeit weich zu klopfen, um so alles aus ihnen herauszuquetschen.

Mikey setzte sich auf mein Sofa, was in der Nähe meines Bettes stand. Ich nahm einfach nur gedankenversunken meinen Plüschpinguin in den Arm, kaute an meiner Unterlippe und spielte mit dem Fell des Kuscheltiers.

>>Du siehst aus wie ein Kleinkind.<< grinste Mikey und sah mich amüsiert an.

>>Oder wie ein Homo.<< murmelte ich und sah mit leerem Blick zur gegenüberliegenden Wand.

>>Du glaubst Ashton und Jamie doch nicht das, was sie gesagt haben, oder?<< fragte er mich ungläubig.

Ich sagte nichts.

>>Man, Lukey.<< seufzte er und sah mich mitleidig an. >>Es ist doch nicht schlimm, wenn du nicht nur auf Mädchen stehst.<<

Ich wich seinem Blick aus. >>Doch, ist es. Hast ja gemerkt, die sechs sind sicherlich nicht die einzigen, die mich so hassen. Sieh mich an, ich seh aus wie ein Kleinkind und das sogar mit Lippenpiercing!<< ich fuhr mir genervt durch die Haare und merkte, wie meine Augen wieder wässrig wurden. Ich sah schon immer jünger aus als ich war. Mit dem Piercing wollte ich eigentlich größer oder wenigstens meinem Alter entsprechend aussehen, aber es änderte einfach nichts. Die meisten ignorierten das kleine Stück Metall einfach.

>>Luke, so hab ich das nicht gemeint.<< versuchte Mike sich rauszureden.

>>Nee, ist klar.<< murmelte ich. Im nächsten Moment wurde die Tür geöffnet und Calum kam rein.

>>Sie weiß es.<< sagte er und sah mich entschuldigend an.

>>Hab ich mir schon gedacht.<< nuschelte ich und zog meine Decke höher.

>>Geht's dir denn besser?<< fragte er mich und ich nickte als Antwort.

>>Ashton ist ein Idiot.<< murmelte Michael und Calum stimmte ihn zu.

Ashton war nicht immer so, das wusste ich. Früher war er sogar einmal nett.

~Flasback~

>>Die mögen mich alle nicht.<< murrte ich. Den Ball unter meinem Arm ließ ich fallen und dribbelte zum Sportplatz. Dort angekommen versuchte ich ein paar neue Tricks, schoss gegen die Wand des Vereinsheimes und fluchte vor mich hin. Mum hatte keine Zeit, um mit mir zu spielen, Dad war arbeiten, Ben bei seiner Freundin und Jack hatte keine Lust.

Ich war sechs Jahre alt, war in die Schule gekommen und stolz darauf. Alle Lehrer waren nett und die Schüler immer hilfsbereit.

Trotzdem kam es mir so vor, als ob keiner heute Zeit hätte.

Voller Wut trat ich erneut gegen den Ball. Dieser prallte gegen die Wand, sprang zurück und ehe ich mich versah, landete Jack's Fußball schon im Baum.

>>Oh Mist.<< murmelte ich. Da kam ich niemals rauf!

>>Hey, alles klar bei dir?<< fragte jemand. Ich drehte mich um und sah einen Jungen, vielleicht zwei Jahre älter als ich.

>>Nein, mein Ball ist da oben und ich komm da nicht hin.<< erklärte ich traurig.

>>Warte, ich helfe dir.<< und dann lief er auf den Baum zu, hielt sich gut fest und kletterte dann hoch. Dabei fielen ihm seine widerspenstigen und leicht lockigen Haaren immer wieder ins Gesicht. Schließlich kam er ganz oben an, nahm den Ball und warf ihn zu mir runter.

>>Danke!<< grinste ich und entblößte dabei meine Zahnlücke. Als er sie sah, fing er auch an zu grinsen.

>>Kein Ding.<< Dann kletterte er runter, sprang den letzten Meter (ich hätte mir das niemals getraut) und kam dann auf mich zu.

>>Wie heißt du?<< fragte er mich.

>>Luke, und du?<<

>>Ashton.<<

~Flashback Ende~

Homo(phobic) ||LashtonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt