Takt 8 - Herzklopfen

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Wie hätte ich schon reagieren sollen. Eine bessere Gelegenheit, endlich Klarheit zwischen uns zu schaffen, würde sich mir nie wieder bieten, das wusste ich. Doch meine Angst vor dem Gespräch und dessen möglichen Folgen ließen mich zögern.

"Okay pass auf; du fährst jetzt erstmal nach Hause legst dich ein bisschen hin. Ich komme heute Abend bei dir vorbei."

Die Entschlossenheit in seiner Stimme nahm mir die Entscheidung ab. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass sich heute Abend alles klären würde. Auf welche Weise auch immer.


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Dienstag, 25.06.2015

19:38, Zuhause

"Hast du dich etwa geprügelt?"

Mein erster Weg führte direkt ins Bad. Ich hatte mich bisher noch nicht im Spiegel betrachtet, doch Seths Reaktion nach zu urteilen musste es ziemlich übel aussehen. Die Stelle, wo mich der Ball getroffen hatte, war geschwollen und dunkel verfärbt. Ich wusch das getrocknete Blut ab und versuchte, die Stelle mit dem Abdeckstift meiner Mutter etwas zu kaschieren. Seth stand währenddessen reglos hinter meiner Schulter und sah mir dabei zu. Anscheinend erwartete er immer noch eine Antwort. Vielleicht hätte ich wirklich sagen sollen, dass ich mich gerauft hatte, denn die Wahrheit brachte mir nur schadenfrohes Gelächter ein.

Nun war es bereits halb acht. Die Aufregung ließ mich in meinem Zimmer auf und ab gehen. Ich hatte sogar schon versucht, Seans Ratschlag zu beherzigen und eine Weile zu schlafen, doch die Gedanken, die durch meinen Kopf geisterten, hielten mich wach. Obwohl seit meinem Kommen mehrere Stunden vergangen waren, hatte ich gefühlt kaum Zeit gehabt, mir einen Text zurecht zu legen. Wie sollte ich anfangen? Was würde Sean bloß dazu sagen und wie sollte ich auf das Gesagte reagieren? All das ließ meinen Puls beschleunigen und meine Hände schwitzig werden. Ich würde die Tür einfach nicht öffnen. Ob Seth auf mich hören würde? Wenn nicht, müsste ich ihn halt...

"Koda, dein Freund ist hier."

Das war's dann wohl. Nervös blickte ich in Richtung Tür und wartete darauf, dass die Klinke nach unten gedrückt wurde. Der Moment zog sich und trieb meine Anspannung ins Unermessliche. Als nichts passierte, rang ich mich schließlich dazu durch, mein schützendes Zimmer zu verlassen. Sean lehnte wartend zwischen Tür und Angel. Anscheinend hatte er nicht vorgehabt, herein zu kommen. Ich sollte hinaus. Ohne ein Wort des Grußes zog ich mir meine Schuhe über und wir gingen nach draußen.

Die Luft war klamm und drückend. Kein Mensch kreuzte unseren Weg, während wir stumm nebeneinander die Straßen entlang schlenderten. Ab und an berührten sich unsere Hände beim Gehen, und ich spielte mehr als einmal mit dem Gedanken, einfach danach zu greifen und nicht mehr los zu lassen. Unser Weg endete an einem kleinen Spielplatz, der zu dieser Tageszeit längst nicht mehr besucht wurde. Die dunklen Wolken am Himmel tauchten alles in eine schummriges Licht und trotz der Wärme begann ich leicht zu zittern. Wir setzten uns auf eine grüne Holzbank, deren Farbe durch die jahrelange Witterung bereits großflächig abblätterte. Es waren bestimmt mehrere Minuten vertrichen, bis Sean endlich das Wort erhob.

"Koda, bevor du etwas sagst, würde ich dir gerne etwas sagen."

Er stockte und sah zu Boden. Mein Herz begann wie wild zu pochen. Konnte es sein, dass...






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