Takt 31 - Das Match

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Koda

Mittwoch, 02.07.2015

07:17 Uhr, Jhb

Ich vergrub mein Gesicht in seinem T-Shirt und atmete den Geruch seiner Haut ein. Obwohl das Bett eigentlich viel zu klein für zwei Personen war und Sean die Decke immer wieder für sich beanspruchte, war ich überglücklich, in dieser Nacht einfach neben ihm zu liegen. Sollte ich deshalb wirklich ein schlechtes Gewissen haben? Es fühlte sich irgendwie nicht danach an. Reeva hatte zwar gesagt, dass sie mir keinen Vorwurf machte, aber das hieß noch lange nicht, dass es okay für sie war. Okay war sowieso ein sehr dehnbarer Begriff, doch für derlei Sinnesabschweifungen hatte meine Müdigkeit bereits ein zu hohes Level erreicht.

"Ich lieg gleich unten, Teddy!"

weckte mich die verschlafene Stimme meines Bettnachbarn. Ich hatte mit der Zeit wohl unbewusst den größten Teil der Matratze eingenommen.

"Bist es wohl nicht gewohnt, Bottom zu sein."

kam es spitz von dem Südländer zurück, der sich am Waschbecken die Zähne putzte. Sean schnitt ihm eine Grimasse und setzte sich auf, wobei seine Finger durch meine Haare glitten. Irgendwie hatten die Leute in meinem Freundeskreis eine Affinität dazu entwickelt, ständig in meinen Haaren herum zu fummeln. Und ich hasste es, wenn jemand in meinen Haaren rumfummelte. Es kam mir fast vor wie ein geheimer Running Gag, der überall seine Kreise zog.

"Irgendwann schneid ich sie ab."

murmelte ich in sein Kissen hinein und drehte mich mit einem bitteren Lächeln auf die andere Seite. Er lachte auf.

"Das traust du dich nicht."

Wahrscheinlich hatte er sogar recht. Ich hatte nie wirklich kurze Haare gehabt. Auch als Kind nicht. Was mein Äußeres anging, war ich halt nicht sonderlich experimentierfreudig.

"Na komm, raus aus den Federn. Zuspätkommer sind bei Coleman echt am Arsch."

meinte Sean und streckte mir eine Hand entgegen. Doch anstatt mich von ihm hochziehen zu lassen, zog ich ihn zurück aufs Bett.

"Der hasst mich doch eh schon."

"Eben."

Erwiderte er und beugte sich zu mir hinunter.

"Nehmt euch ein Zimmer, Leute."

hörte ich Tom von der Tür her sagen. Es gab einfach Leute, die immer im ungünstigsten Moment dazwischenplatzten. Anstatt mich zu küssen, wuschelte er mir nur erneut durch die Haare, ehe er mich mit einem Lächeln auf die Füße zog und sich dem Dunkelhaarigen zuwand.

"Du bist auch so ein notorischer Frühaufsteher, oder?"

Tom verharrte einen Moment in mitten des Raumes, als wüsste er nicht mehr, warum er ihn betreten hatte.

"Ich habe nunmal niemanden, an dem ich mich morgens aufhalten könnte. Ob das nun ein Nachteil ist, darüber lässt sich sicher streiten."

Er war wieder ganz der Alte. Unnahbar freundlich mit einer Ausdrucksweise, die einem am frühen Morgen nur schwer bekam. Tatsächlich war mir nicht bekannt, dass Tom je eine Freundin gehabt hätte.

"Warum eigentlich nicht?"

führte Sean meine Gedanken laut aus. Eine Frage, deren Antwort offenbar auch Keen interessierte, denn er unterbrach seine Korekturen vor dem Spiegel, um sich dem nunmehr stattfindenden Gespräch zu widmen, doch Tom zuckte bloß mit den Schultern.

"Wahrscheinlich turnt es die Weiber einfach ab, dass er mit seinem behinderten Bruder in einem Zimmer schläft."

Ließ Keenan verlauten und lenkte die Unterhaltung damit gekonnt, ob gewollt oder nicht, auf ein anderes Thema.

We friends (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt