Takt 12 - Nichts als die Wahrheit

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Tom

Mittwoch, 26.06.2015

11:37 Uhr, Physiksaal

"Das ist eine verdammt seltsame Bitte."

brummte Keenan und biss von seinem Sandwich ab.

"Wow, ein Fremdwort. Ich bin beeindruckt."

"Du meinst seltsam?"

Er nahm sich nicht mal die Zeit, auszukauen. Ich verzog das Gesicht.

"Nein ich hab bitte verstanden...muss mich geirrt haben."

"Leck mich. Warum machst du es nicht selbst?"

Ich warf dem Lehrerpult einen flüchtigen Blick zu. Mr. Coleman musterte uns bereits argwöhnisch. Er wollte endlich mit dem Unterricht beginnen.

"Leuten in den Arsch zu treten ist dein Fachgebiet. Koda ist in solchen Sachen nicht anders als ein Hund. Wenn man die zu sehr bedauert, fühlen sie sich in ihrem Selbstmitleid nur bestätigt."

antwortete ich knapp. Es war vielleicht eine eher unorthodoxe Methode, aber wenn einer dazu in der Lage war, Koda wieder auf die Füße zu holen, dann Keenan.

Koda

Donnerstag, 27.06.2015

16:24, Zuhause

Die ersten Tage nach meinem Geständnis war ich in einen beinahe kathatonischen Zustand verfallen. Dabei war es nicht einmal Seans Zurückweisung, die mich so quälte. Wenngleich es wehtat, hatte ich doch mit nichts anderem gerechnet. Womit ich jedoch nicht rechnen konnte war, dass Sean sich vollkommen aus meinem Leben zurückzog. Plötzlich war da ein leerer Platz in meinem Herzen, den niemand sonst zu füllen vermochte. Doch das schien Keenan nicht im geringsten zu interessieren.

"Geht's noch?"

meine Frage besaß kaum mehr Nachdruck als eine Begrüßung, als der arrogante Mistkerl meine Tür eintrat. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, zu klopfen. Auch wenn ich ihm ohnehin nicht aufgemacht hätte.

"Frage prallt ab und geht zurück an den Besitzer. Er ist vergeben, nicht tot."

Erbarmungslos zog er mir die Decke weg und packte mich an den Fußgelenken.

"Ich mein's ernst du Lappen. Wer nicht hören will, muss fühlen."

Die Drohung zeigte Wirkung. Es gab keinen Zweifel daran, dass er nicht davor zurückschrecken würde, mich aus dem Bett zu zerren. Ich trat nach ihm, richtete mich aber auf.

"Was soll der Scheiß? Was hast du hier zu suchen?"

meine Stimme klang rau und heiser. Ich hatte lange nichts mehr gesagt. Das ärgerte mich maßlos, denn ich hätte ihn am liebsten angebrüllt. Wut. Genau darauf hatte Keenan abgezielt.

"Ich hab noch was vor mir dir. Aber so kann ich dich nicht mitnehmen. Du stellst dich jetzt erstmal unter's Wasser."




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