Takt 17 - Bitte nicht stören!

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Donnerstag, 27.06.2015

22:56 Uhr, Keenan's Home

Ich war bereits zich Mal bei Keenan Zuhause gewesen. Es schien ihn weniger zu interessieren, was seine Familie über uns dachte, vielleicht war es ihm auch egal. Immerhin hatte Keen eindeutig dass Sagen im Haus. Einen Vater gab es nicht.

Keenan hatte seinen Schlüssel nicht dabei, deshalb mussten wir klingeln. Seine kleine Schwester öffnete uns die Tür. Aaliyah war zwei Jahre jünger als er und eher schüchterner Natur. Kein Wunder, wenn man bedachte, wie autoritär Keen mit ihr umging. Doch ich mischte mich nicht in ihre Familienangelegenheiten ein. Allerdings weniger aus Respekt vor Keenan als vor seiner Kultur. Ich hob lediglich meine Hand zur Begrüßung und zog dann meine Schuhe aus. Keen sagte etwas auf türkisch, woraufhin Aaliyah mir einen verlegenen Blick zuwarf und in ihrem Zimmer verschwand.

"Was hast du ihr gesagt?"

fragte ich, während ich die Treppe nach oben stieg. Keenan folgte dicht hinter mir.

"Das sie uns nicht stören soll."

antwortete er und schob mich in sein Zimmer.

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Freitag, 28.06.2015

07:00 Uhr, Keenan's Home

Wie immer viel zu früh klingelte uns der Wecker am Morgen aus dem Bett. Keenan griff über mich hinweg nach der Störquelle und schaltete ihn aus, noch bevor ich richtig wach war. Ich blinzelte verschlafen in den Raum und war für einen Moment verwirrt, nicht in meinem Bett zu liegen. Doch dann kehrte die Erinnerung an den gestrigen Abend zurück. Stöhnend zog ich mir die Decke über den Kopf, doch Keenan kannte kein Erbarmen. Er schlug so lange mit seinem Kissen auf mich ein, bis ich mich widerwillig aufsetzte.

"Schon gut, ich bin wach! Kann ich mir gleich ein paar Sachen von dir leihen?"

 "Warum denn? So gefällst du mir viel besser."

Er grinste mich unverfroren an und kletterte ungelenk über mich aus dem Bett.

"Keen bitte! Meine Klamotten stinken nach Tequila und Mrs. Lawson hat mich so schon auf dem Kieker. Wohl gemerkt wegen dir."

Ich hasste es, dass er mich immer so betteln ließ. Dazu passte der Aufdruck seines T-Shirts ganz gut, welches er sich gerade überzog. Sorry, I'm a badass. Dabei war Keenan nicht immer ein Arschloch. Im Schlaf konnte er ziemlich anhänglich werden.

"Wahrscheinlich hast du recht. Die Lawson hat bestimmt schon ewig keinen Schwanz mehr gesehen. Nicht, dass die Alte einen Herzkasper kriegt. Hier!"

Er warf mir etwas aus seinem Schrank zu.

"Ich geh eben duschen. Kommst du mit?"

Keen wartete nicht und ich beeilte mich auch nicht. Der Wunsch, mich jetzt noch einmal kurz auf's Ohr zu legen, war groß, doch dann würde ich wahrscheinlich gar nicht mehr aus dem Bett kommen. Seufzend begutachtete ich die Kleiderspende, welche Keen mir zu Teil haben ließ. Ich hatte schon die Befürchtung, dass er sich dabei einen weiteren Scherz mit mir erlauben würde, doch die Sachen waren so schlicht wie unauffällig. Wie schon gesagt; Keenan war nicht immer ein Arschloch.

Das Frühstück fiel eher Wortkarg aus. Ich gab vor, keinen Hunger zu haben, doch in Wahrheit bekam ich einfach nichts runter, während mir Keen's Mutter gegenüber saß. Zwar ließ sie nach außen hin keine Gefühlsregung erkennen, doch ich war mir sicher; im Inneren verfluchte sie mich. Und ich konnte es ihr nicht mal verdenken.

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Freitag, 28.06.2015

07:46 Uhr, vor der Schule

"Ich kann nicht!"

 "Teddy..."

"Aber ich habe überhaupt keine Schulsachen dabei."

Keenan stieß ein genervtes Seufzen aus.

"Irgendwann wirst du ihm eh wieder über den Weg laufen. Und irgendwann ist jetzt!"

Er schubste mich unsanft durch das hohe Metallgatter, welches den Schulhof vor Vandalismus schützen sollte. Schon vom Gehweg aus hatte ich die anderen wie üblich am Geräteschuppen stehen sehen. Das Schicksal schien es gut mit mir zu meinen, denn Sean erblickte ich nicht.

"Na das ging ja schnell."

meinte Tom, als wir die Gruppe erreichten, und warf Keen einen vielsagenden Blick zu. Ich hatte kaum Zeit, einen Gedanken darüber zu verlieren, denn sogleich fand ich mich in Reeva's Armen wieder.

"Das mit deinen Eltern tut mir leid, Honey. Ich versteh das."

sagte sie leise und mitfühlend. Reeva war selbst ein Scheidungskind. Trotzdem wunderte es mich, dass es bei diesen Worten blieb. Entweder wusste sie noch nichts von mir und Sean, oder sie hielt sich gänzlich aus der Sache raus. Beides erschien mir auf eine gewisse Weise unwahrscheinlich. Jetzt erst wurde mir wieder bewusst, dass Sean überhaupt nicht hier war. Ob er ein erneutes Zusammentreffen wohl ebenso fürchtete, wie ich? Keen nahm mir die Frage schließlich ab.

"Wo ist unser Lieblingsmensch abgeblieben?"

Reeva löste sich von mir und sah ihn anklagend an.

"Im Krankenhaus du Blödmann! Seine Nase muss geröntgt werden."

Ich warf Keen einen erschrockenen Blick zu. Der hob abwehrend die Hände.

"Hallo? Da kann ich doch nix für, wenn unser Sunnyboy nen Pfosten übersieht."

Tom gab ein verächtliches Lachen von sich. Anscheinend war ich hier der Einzige, der von von dem gestrigen Vorfall keine Ahnung hatte. Von Addy mal ganz abgesehen. Reeva wollte etwas erwidern, doch die Schulklingel schnitt ihr das Wort im Mund ab.

"Tja, ich würd mich ja gern weiter mit euch unterhalten. Aber wie heißt es; man soll gehen, wenn's am schönsten ist. Kommst du, Teddy?"









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