Takt 10 - Auf Abstand

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Dienstag, 25.06.2015

20:53, Spielplatz

Da saß ich nun. Durchnässt bis auf die Knochen auf einer schmutzigen Parkbank. Draußen wurde es langsam dunkler, doch ich konnte einfach nicht nach Hause gehen. Ich konnte nirgendwo hingehen. So saß ich einfach nur da und starrte ins Leere, während meine Gedanken und Gefühle über mir zusammenbrachen wie eine Welle. Seans Reaktion auf mein Geständnis war wohl sehr eindeutig gewesen, aber warum hatte er mich dann geküsst? Das ging mir einfach nicht in den Kopf. Er würde mir doch keine Hoffnung machen, wo keine war. Immerhin hatte er eine Freundin, und es war unverkennbar, dass die beiden glücklich miteinander waren. Was wäre ich auch für ein Freund, wenn ich es ihnen nicht gönnen würde, doch ich konnte nicht verleugnen, dass ich nicht nur mit einem lachenden Auge auf ihre Beziehung blickte. Doch das alles spielte jetzt keine Rolle mehr. All meine Erwartungen waren in dem Moment in mir gestorben, als er mir den Rücken zukehrte. Geblieben war nur die Sehnsucht.

Das Vibrieren meines Handy holte mich wieder an die Oberfläche. Ich nahm es heraus und warf einen Blick auf das Display. Es war spät geworden. Die Straßenlaternen warfen bereits ihr kaltes Licht auf die Wege und hinterließen lange Schatten. Sean hatte mir eine Sprachnachricht geschickt. Sie ging über mehrere Minuten. Meine Finger zitterten, als ich sie zum abspielen berührte.

"Hey ähm...tut mir leid. Ich brauchte erstmal eine Weile, um darüber nachzudenken...danke das du ehrlich warst. Ich wollte nur...das war so nicht geplant Koda. Was soll ich sagen. Es ist schwierig, wegen Reeva und so. Du verstehst das sicher. Vielleicht...vielleicht ist es besser, wenn wir eine Weile Abstand halten. Nur bis sich das geklärt hat. Bitte schreib nicht zurück..."

Noch während er sprach, stieg ein erstickender Laut aus meiner Kehle auf. Ich kauerte mich auf der Bank zusammen und vergrub das Gesicht in meinen Armen. Ich hatte zu viel gewollt und verloren.

Es hatte aufgehört zu regnen. Allein mein Schmerz durchbrach nunmehr in Form eines Schluchzens die nächtliche Stille. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich dort saß. Jegliches Zeitgefühl war mir abhanden gekommen. Ab und an klingelte mein Handy, doch es zog genau so unbemerkt an mir vorbei wie die Stimme eines besorgten Fußgängers, welcher nach mehreren Versuchen, meine Aufmerksamkeit zu erlangen, schließlich aufgab und weiter seines Weges ging.





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